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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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Ehe sie auf Gregor einwirken konnte, kam Uli in Sichtweite. Er hatte sich beeilt, war außer Atem und entschuldigte sich in seiner liebenswürdigen Art für die kleine Verspätung. Worauf Gregor bloß verdrossen nickte.
    Sämtliche Versuche Ulis, ein Gespräch mit Gregor in Gang zu bringen, schlugen fehl. Gregor antwortete, falls überhaupt, mürrisch. Er sah Uli nicht ins Gesicht, er ließ seine Augen wandern und verfolgte jede halbwegs hübsche Frau demonstrativ mit Blicken. Uli wusste nicht, wie er mit Gregors Feindseligkeit umgehen sollte, seine Fragen wurden plumper. Ob Gregor in Wien geboren sei. Was er studiert habe. Wie alt er sei, ob er hier viele Verwandte habe, ob er seinem Vater, dem italienischen Sänger nun, da er in Italien lebe, vielleicht begegnet sei…
    Auf die letzte Frage reagierte Gregor mit einem abfälligen »Mir reicht’s«. Er stand auf, warf einen Zwanzigschillingschein auf den Tisch und ging.
    Amelie und Uli blieben wie versteinert sitzen.
    »Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist«, murmelte Amelie schließlich. Sie war den Tränen nahe.
    Uli hingegen geriet, sobald Gregor außer Sichtweite war, in Zorn. »So ein Benehmen gibt’s ja gar nicht! Der Mensch ist ja wie eine Figur aus einem schlechten Theaterstück!« Als er sah, wie fassungslos Amelie war, nahm er sich zusammen. Er beugte sich zu ihr und tätschelte ihre Hand. »Verzeih mir, mein Hühnchen, ich habe deinen Gamaschenmann wahrscheinlich blöd angepackt. Aber du musst zugeben, dass er sich unmöglich benommen hat.« Er dachte eine Weile nach, ehe er kopfschüttelnd eher zu sich als zu ihr sprach: »Offengestanden verstehe ich nicht, wie du dich ausgerechnet in den so rettungslos verlieben konntest…Wenn ich bedenke, dass ich mich wegen diesem Menschen im Bundeskanzleramt zum Trottel gemacht habe…Keinen Finger hätte ich gerührt, wenn ich gewusst hätte, wie der ist…« Wieder schwieg er eine Weile. Plötzlich schien ihm ein Gedanke durch den Kopf zu schießen, der ihm gefiel. Hoffnungsvoll fragte er: »Ami, mein Hühnchen, bist du ganz sicher, dass der von vorhin derselbe Mann ist, in den du im November hineingerannt bist?«
    Zwei Tage und zwei Nächte schien Gregor wie vom Erdboden verschluckt. Als er wieder auftauchte, schloss er Amelie wortlos, aber ungemein zärtlich in die Arme. Aller Zorn, der sich in ihr aufgestaut hatte, verpuffte. Die körperliche Sehnsucht nach dem hervorragenden Liebhaber überwog. Aller Zweifel an ihm löste sich auf, als hätte es ihn nie gegeben.
    Am selben Abend eröffnete ihr Gregor, dass er demnächst nach Mailand zurückmüsse. Es entsprach nicht Amelies Temperament, sich an jemanden zu klammern, aber in diesem Augenblick umklammerte sie Gregor mit Armen und Beinen und fragte weinerlich: »Wann kommst du wieder?«
    »Gar nicht«, antwortete Gregor. Als er ihren Körper vor Schreck starr werden spürte, drückte er sie lachend an sich. »Du bist ein Dummerl. Ich werde zwar eine Zeit lang nicht mehr nach Wien kommen. Aber du kommst zu mir nach Mailand. Sobald ich eine Wohnung habe, schicke ich dir eine Flugkarte.«
    Keinen Zweifel an ihrer Beziehung zu Gregor ließ Amelie in den folgenden Tagen zu. Sie vergaß das peinliche Treffen mit Uli, sie verdrängte Gregors seltsames Benehmen im Strandcafé und dem Hofrat gegenüber, sie verzieh ihm seine Geheimniskrämerei. Sie genoss jede Stunde mit ihm, als wäre es die letzte. Und die kam früher, als erwartet.
    Es war später Nachmittag. Amelie und Gregor waren im Wienerwald spazieren gewesen. Als er sie in der deutlichen Absicht, sie unter freiem Himmel zu lieben, ins Unterholz ziehen wollte, hatte sie sich gewehrt.
    »Nicht hier, Gregor, bitte nicht hier, es könnte wer kommen. Lass uns nach Hause fahren.« Sie hatte so lange gezappelt, bis er sie ärgerlich losließ.
    »Mein Gott, bist du prüde«, sagte er abfällig und ging zu seinem Wagen voran.
    Als sie die Haarnadelkurven der Höhenstraße erreichten, trat Gregor aufs Gas und begann die Kurven in halsbrecherischem Tempo mit quietschenden Reifen zu schneiden. Sein Gesichtsausdruck hatte etwas Wildes, Lustvolles, das Amelie mehr als die Geschwindigkeit erschreckte. »Du bist irre«, flüsterte sie. Gregor nahm erst Tempo weg, als sie bebautes Gebiet erreicht hatten. Amelie atmete auf. »Raser wollen immer lieber wer anderer sein, als sie sind«, sagte sie. Die Worte waren ihr entschlüpft. Einfach so.
    »Und ich habe für philosophierende Frauen nichts übrig. Sie sind nicht sexy«,

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