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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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Mobiltelefon hervorgekramt. Schon lag ihre Hand am Hörer. Doch ihre Selbstachtung siegte schließlich, und sie ließ es sein. Zum Glück. Denn vierundzwanzig Stunden später meldete sich Gregor selbst.
    Amelie hatte den Laden früher geschlossen und war nach Hause gegangen, um ihr Fahrrad zu holen. Sie wollte nicht wieder einen dieser linden, lichten Frühsommerabende allein im Salettl zubringen. Sie würde durch die Prater Hauptallee radeln, später vielleicht im Wurstelprater Halt machen, Zuckerwatte essen, zusehen, wie kreischende junge Leute mit weit aufgerissenen Mündern auf den Hochschaubahnen in Abgründe rasten und erst nach Hause kommen, wenn es ganz dunkel war.
    Als sie das Rad durch den Hof schob, hörte sie Josefine Zadrazil vor sich hin schimpfen. »Sauviecher, ölendiche, ollas scheissen’s an, i kauf ma jetzt an Zyankali…«
    »Geht’s wieder gegen die Tauben, Frau Pepi?« Sie blieb neben der Hausmeisterin stehen und sah zu, wie die aufgebrachte Frau mit einem nassen Besen den Vogelkot attackierte.
    »Daschiassn miasst ma’s, die Luadan. Nix wia Krawö und Dreck mochen’s…« Die Zadrazil unterbrach sich und deutete mit erhobenem Zeigefinger an, dass sie ein Geräusch vernahm. »Huachn S’, Fräu’n Lenz, bei Ihna geht des Telefon.«
    Amelie zuckte die Achseln und tat nichts dergleichen.
    »Es ratscht no immer, am End is wos Wichtig’s, woins net do ohebm«, drängte die Hausmeisterin.
    Im Salettl waren Küchen und Badezimmerfenster nicht geschlossen, sondern gekippt. Das Signal war deutlich zu hören. Es verstummte, um gleich darauf wieder loszugehen. Es klang dringend. Uli? Die Eltern?
    Amelie lehnte das Fahrrad in der Einfahrt an die Wand, ging zurück, sperrte auf und rannte zum Telefon. Aus. Als sie sich zum Gehen wandte, klingelte es erneut. Zu Hause meldete sich Amelie nie mit ihrem Namen, sie sagte bloß: »Ja bitte?«
    »Amelie, ich bin ein Idiot. Ich kann ohne dich nicht sein. Ich liebe dich.« Es war Gregor. Er klang nicht zerknirscht, eher sachlich.
    Als Amelie zunächst nichts erwiderte, wurde er ungeduldig. »Hallo! Bist du noch da? Warum sagst du nichts?«
    Sie musste sich erst fassen. Sie musste Luft holen. Das Erste, was sie herausbrachte, klang leider weinerlich. »Du hast mich belogen«, klagte sie.
    Gregor stutzte, gleich darauf schien er erheitert. »Wannwiewo?«, fragte er. Amelie musste ihn nicht sehen, um zu wissen, dass er grinste.
    Sie wurde ärgerlich. »Du hast weder in der Pension Beethoven noch Schubert noch Haydn oder Mozart gewohnt!«
    »Gewonnen! Ich bin bei einer Tante untergeschlüpft.«
    »Du lügst schon wieder! Du hast doch gar keine Tante!«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Du hast mir doch selber gesagt, dass du keine Verwandten hast.«
    »Sei nicht so pingelig, die Tante ist eine Wahltante.«
    »Und warum hast du mir das nicht gesagt?«
    »Weil ich gekränkt war. Weil ich gehofft hatte, du würdest mich einladen, bei dir zu wohnen, aber das hast du ja nicht über dich gebracht.«
    Und schon war Amelie in der Defensive. Rede, Gegenrede. Statt Oberwasser Hintertreffen. Gregor zeigte sich fest und bestimmt, gleich darauf schnurrte er und weckte Sehnsucht. Eine gute halbe Stunde hatte das Gespräch bereits gedauert, eben hatte Gregor ihr erneut versichert, dass er sie liebe, als die Leitung unterbrochen wurde. Amelie wartete darauf, dass er noch einmal anrufen würde. Umsonst. Schließlich war es zu spät geworden, um in den Prater zu radeln. Sie hockte sich vor den Fernsehapparat, sah ein blödes Quiz, knabberte Paranüsse und hörte in der Efeuwand vorm großen Fenster die Tauben schläfrig gurren.
    Von nun an meldete sich Gregor täglich. Zu unterschiedlichen Zeiten. Stets sehnsuchtsvoll und zärtlich. »Er hängt sich ein«, meinte Uli, wobei er offenbar von seiner auf Amelies Situation schloss, denn Ludwig gab sich neuerdings Mühe, den Haussegen chez Berger-Hahn wieder gerade zu rücken.
    Amelie war versucht, Uli Recht zu geben. Gregor war verändert. Er sprach über sich, er vertraute sich ihr an, er ließ sie an seinen Überlegungen teilhaben: Der Headhunter-Job habe mehr Nach als Vorteile. Stress, kein Privatleben – was bringe ihm die viele Kohle, wenn er sie nicht genießen könne? Nein, auf Dauer sei das nicht das Richtige für ihn…Und ein paar Tage später: Eine weltumspannende Textilfirma habe ihm eine hohe Position im Management angeboten. Er erwäge…, habe deshalb noch immer keine fixe Wohnung, aber sobald…Ob Amelie bereit wäre,

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