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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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erwiderte Gregor. Er sprach kein weiteres Wort mehr, bis sie vor Amelies Haustor angelangt waren. Dort beugte er sich über sie, öffnete ihr bei laufendem Motor den Wagenschlag und sagte obenhin: »Ciao, Baby. Morgen früh fahre ich ab. Du hörst von mir.«

11
    »Du blöde, saublöde Ziege! Du dumme, dumme, dumme Kuh!«
    Nach Gregors kaltschnäuzigem Abschied war Amelie seltsamerweise weder verletzt noch niedergeschlagen noch besonders wütend auf ihren unberechenbaren Liebhaber. In der Hauptsache war sie wütend auf sich selbst. Ungemein wütend. Bis zur nicht enden wollenden Selbstbeschimpfung wütend.
    Dazwischen dankte sie der Vorsehung, die sie davor bewahrt hatte, den Eltern mehr als unbedingt nötig über Gregor zu verraten. Die mütterlichen Varianten von ›Ich habe es ja geahnt‹ bis zu ›Na, Josef, was hab ich gesagt?‹ hätte sie jetzt kaum ertragen. Sie schluckte schwer genug an Ulis Kommentar. Als er sie anrief, um ihr den Stand der Dinge in Sachen Amadé zu berichten, und aus reiner Höflichkeit nebenbei nach Gregor fragte, hatte sie den unguten Abschied erwähnt. Worauf Uli zwar nicht behauptete, er habe es ja gleich gewusst. Aber er sagte: »Der Mann ist nicht astrein«. Und das tat weh.
    Amelie hatte zwar keinerlei Bedürfnis, über ihr Verhältnis mit Gregor zu sprechen, sie war überzeugt, dass sie ohne fremde Hilfe zu einer Lösung finden müsse. Aber sie hatte Sehnsucht nach Wärme und Geborgenheit, nach friedlichem Geplauder in spannungsfreier Atmosphäre. Kurz gesagt, sie wollte heim nach Anif. Wunden lecken und nachdenken. Also sagte sie sich für ein Wochenende bei den Eltern an. Zum Glück war nicht Lizzi, sondern Josef an den Bahnhof gekommen, um sie abzuholen. Amelie redete nicht lange um den heißen Brei. Sobald sie neben dem Vater im Auto saß, teilte sie ihm mit, dass ihre Beziehung zu Gregor Freytag, kaum begonnen, schon wieder am Auseinandergehen sei, dass sie aber zurzeit nicht darüber reden wolle. Ob er und Mutter so lieb sein würden, die Sache nicht zu erwähnen?
    Auf Josef Lenz war wie stets Verlass. Er nickte. Und sprach vom Wetter. Wie er seine Frau dazu gebracht hatte, ihre Wissbegier im Zaum zu halten, blieb sein Geheimnis. Vier Tage verbrachte Amelie im Elternhaus, nicht einmal kam das Gespräch auf Gregor oder sonst einen ehemaligen oder zukünftigen Mann in ihrem Leben.
    Amelie selbst beschäftigte sich freilich ohne Unterlass mit dem Thema. Sie unternahm lange einsame Spaziergänge auf vertrauten Trampelpfaden und fuhr zum Schwimmen an den eiskalten Mondsee. Außer den Eltern wollte sie niemanden sehen. Nicht einmal Lorenz, diesmal nicht einmal Lorenz.
    Sie musste nachdenken. Pausenlos dachte sie nach. Sprach mitunter laut. »Was ich brauche, ist ein Abgang mit Stil… Hocherhobenen Hauptes werde ich aus seinem Leben gehen, Oberwasser will ich, ja… Und nie wieder falle ich auf ihn herein.« Genussvoll malte sie sich aus, wie es sein würde, wenn Gregor sie anrufen und darum betteln würde, dass sie wieder mit ihm ins Bett gehe. Sorry, Partner, würde sie kühl sagen. Gleichgültig bleiben. Sich an seiner Verzweiflung weiden. Wunderbare Amelie!
    An Gregors Erotik durfte sie freilich nicht denken. Nur daran nicht. Weil das unweigerlich zum Flattern in der Magengegend und unkontrollierbarer Knieerweichung führte. Was an dem Kerl machte sie nur so willenlos, was setzte ihr ethisches Rüstzeug außer Kraft, brachte sie dazu, ihm sexuell bedingungslos zu folgen? Sobald sie mit ihm im Bett war, schien sie kein Rückgrat mehr zu haben.
    »Vater, wie heißen gleich diese Viecher, die keine Wirbel haben«, fragte Amelie, als Josef Lenz sie am Sonntag Abend zum Bahnhof brachte.
    »Mollusken«, antwortete Josef Lenz.
    Mollusken. Keine hübsche Vorstellung. Amelie beschloss, ihr Rückgrat zu stärken und gegen den nach wie vor drohenden Zauber Gregor Freytags aktiv zu werden. Er sei nicht ganz astrein, hatte Uli gemeint. In der Tat ließ Gregors Vernebelungstaktik diesen Schluss zu. Wie war doch gleich der Name der Pension, in der er bis zu seiner Abreise gewohnt hatte? Gregor hatte ihn einmal flüchtig erwähnt. Beethoven? Mozart?
    Obwohl das Spionieren Amelies Wesen zutiefst widersprach, tat sie es doch. Mit leisem Selbstekel durchforschte sie das Telefonbuch. Es gab nur wenige nach Komponisten benannte Pensionen in Wien. In keiner einzigen hatte ein Herr Gregor Freytag kürzlich gewohnt.
    ›Lügner! Schwein! Na warte…!‹ Schon hatte Amelie die Nummer von Gregors

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