América
The Tule Times, sogar ein paar von den radikaleren Zeitschriften. Für mich gibt's nichts Wichtigeres als die Umwelt - He, Mann, wo wären wir denn ohne sie? Wir würden doch im Weltall treiben!«
Delaney lachte mit.
»Außerdem habe ich ziemlich viel Zeit im Moment« - an dieser Stelle sahen beide zu dem Gerät an seinem Knöchel, und Delaney ahnte erstmals ansatzweise, worin dessen Funktion bestehen könnte, »und das Lesen hält mich auf dem laufenden, bei allen Themen. Aber kommt doch rein und holt euch was zu trinken«, sagte er, setzte sich in Bewegung, und im nächsten Augenblick standen sie mit den anderen an der Bar, wo ein Mann in einem blauen Satinjackett und mit einer Fliege für ihre Drinks sorgte -Scotch ohne Eis für Jack und ein Glas Sauvignon blanc für Delaney.
Es war ein fröhlicher Abend, ein geselliges Beisammensein, weiter nichts - zumindest während der ersten Stunde -, und Delaney fühlte sich zunehmend wohl, angenehm überrascht durch das eingangs geäußerte Lob des Gastgebers und die zwanglose Vertrautheit mit den anderen - es waren schließlich seine Nachbarn -, als die einzelnen Gespräche unmerklich einem gemeinsamen Punkt zustrebten und das Thema des Abends sich allmählich herausschälte. Jim Shirley, der in seinem verschwitzten Disneyland-T-Shirt wuchtig wirkte, beugte sich mit einem Drink in der Hand auf dem Sofa vor und sprach Bill Vogel und Charlie Tillerman an, die beiden Männer, die Delaney beim Hereinkommen erkannt hatte, und im Raum wurde es still, damit alle ihn hören konnten. »Laßt euch 'ne Geheimnummer geben, das ist mein Tip. Das werde ich auch bei der nächsten Eigentümerversammlung zur Sprache bringen, man muß die Leute doch warnen ...«
»Ich glaube, ich kann dir nicht ganz folgen, Jim«, schaltete sich Jack Cherrystone dröhnend von der Bar her ein, und die seismischen Schwingungen seiner Stentorstimme brachten die gläsernen Aschenbecher auf dem Beistelltisch zum Beben. »Wie meinst du das mit der Geheimnummer? Was sollte ich davon haben?«
Jim Shirley war ein fetter, griesgrämiger Typ, der typische Unglücksbote, ein richtiger Paranoiker, und Delaney mochte ihn nicht. Aber es war Jim Shirleys Auftritt, und er ließ ihn sich nicht entgehen. »Also, ich spreche jetzt von den Einbrüchen in letzter Zeit, ja? Von den drei Häusern in der Via Esperanza, die vor zwei Wochen ausgeräumt worden sind. Okay, das Tor bringt schon was, kein Zweifel, aber diese Typen kamen mit einem Pritschenwagen an, in zerschlissenen Gärtnerklamotten, ein paar Harken und einen Rasenmäher hinten auf der Ladefläche, und sagten, sie hätten bei den Levines zu tun, Via Esperanza Nummer 37. Der Wachmann hat sie durchgewinkt. Nur hatten sie die Adresse aus dem Telefonbuch - ein kurzer Anruf bei den Levines genügte ihnen, um herauszukriegen, daß keiner da war -, und schon hatten sie die Hütte geplündert. Und wo sie gerade dabei waren, sind sie bei den Farrells und den Cochrans nebenan auch gleich eingebrochen. Deshalb rate ich allen: laßt euch eine Geheimnummer geben. Und damit meine ich jeden hier in der Anlage.«
Es war dunkel geworden, und Delaney sah durch sein eigenes Spiegelbild auf den schattigen Rasen vor dem Fenster hinaus, stellte sich vor, draußen gingen als Gärtner verkleidete Verbrecher auf Zehenspitzen vorbei, eingerollte Karastanteppiche und CD-Spieler unter dem Arm. War man denn nirgends sicher - nirgendwo und niemals?
»Ich halte das für einen guten Rat, Jim«, sagte Jack Jardine. Er saß an der Bar und nippte an seinem zweiten Scotch. Eine einzelne, breite Haarsträhne war ihm in die Stirn gefallen, so daß er an einen ernsten jungen Teilnehmer im Debattierclub der High-School erinnerte. »Und ich bin ganz deiner Meinung, daß du die Sache bei der nächsten Versammlung ansprechen solltest, aber worüber wir uns wirklich Gedanken machen sollten, ist doch die weitergehende Frage, wie diese Leute überhaupt in unsere Siedlung reinkommen, und die Tatsache, daß das Tor ja nur ein Notbehelf ist - zum Teufel, schließlich kann jeder draußen auf der Cañyonstraße parken und von Süden her rein, oder er kann an einem halben Dutzend Stellen einfach einen unbefestigten Weg nehmen und ist in fünf Minuten auf der Rückseite der Anlage. Wir sind äußerst verletzlich. Übrigens hat euch Jim nicht erzählt - jedenfalls noch nicht -, was Sunny DiMandia passiert ist.«
Jacks Tonfall hatte einen ominösen Beiklang, der Delaney abstieß - Jack manipulierte die Stimmung, als
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