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American Gods

American Gods

Titel: American Gods Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Jeep verkaufen und verlangt dafür viertausend Dollar, wird sich aber auch mit dreitausend zufrieden geben. Die Gunthers bieten ihren Toyota-Geländewagen seit acht Monaten zum Verkauf an, ein hässliches Ding, aber inzwischen würden sie Ihnen wahrscheinlich was zuzahlen, wenn sie ihn nur endlich von ihrer Auffahrt wegkriegen. Wenn Sie also nichts gegen Hässlichkeit haben, wäre das eine verdammt günstige Gelegenheit. Ich hab über das Telefon im Herrenklo gleich bei Lakeside-Immobilien eine Nachricht für Missy Gunther hinterlassen, aber sie war noch nicht da, lässt sich wahrscheinlich gerade bei Sheila’s die Haare machen.«
    Die Pastete war und blieb gut, während Shadow sich hindurcharbeitete. Eine erstaunlich sättigende Angelegenheit. »Hüftgold«, hätte seine Mutter gesagt. »Essen, das an den Rippen klebt.«
    »Also«, sagte Polizeichef Chad Mulligan, indem er sich den Kakaoschaum von den Lippen wischte. »Ich würde sagen, wir gehen als Nächstes zu Hennings und besorgen Ihnen da vernünftige Winterklamotten, machen dann einen Abstecher zu Dave’s, damit Sie Ihre Speisekammer auffüllen können, und setzen Sie dann bei Lakeside-Immobilien ab. Wenn Sie für das Auto gleich einen Tausender auf den Tisch blättern können, machen Sie sie sofort glücklich, andernfalls dürften die Gunthers mit vier monatlichen Ratenzahlungen à fünfhundert zufrieden sein. Es ist zwar, wie ich gesagt habe, ein hässliches Auto, aber wenn der Junge es nicht lila angemalt hätte, wär’s eine Zehntausend-Dollar-Kutsche, noch dazu verlässlich, und so etwas brauchen Sie schon, um hier durch den Winter zu kommen, wenn Sie mich fragen.«
    »Das ist alles äußerst nett von Ihnen«, sagte Shadow. »Aber müssten Sie nicht eigentlich irgendwo da draußen sein und Kriminelle einfangen, anstatt Neuankömmlingen unter die Arme zu greifen? Nicht, dass ich mich beschweren wollte, wohlgemerkt.«
    Mabel kicherte. »Das sagen wir ihm auch andauernd«, sagte sie.
    Mulligan zuckte die Achseln. »Das hier ist eine gute Stadt«, sagte er schlicht. »Kaum jemand macht Schwierigkeiten. Nur ab und zu jemand, der im Ort zu schnell fährt – was ich andererseits nur begrüßen kann, finanziert sich mein Gehalt doch auch durch Verkehrsvergehen. An Freitag- und Samstagabenden prügelt gern mal irgendein Besoffener auf seinen Lebenspartner ein – und das gilt gleichermaßen für Männlein wie Weiblein, glauben Sie mir. In beide Richtungen. Aber grundsätzlich ist es hier ruhig. Ich werde gerufen, wenn jemand seinen Schlüssel im Auto gelassen hat. Wenn ein Hund zu viel und zu laut bellt. Jedes Jahr werden ein paar Highschoolkids hinterm Sportplatz mit Gras erwischt. Den größten Polizeieinsatz in den letzten fünf Jahren hatten wir, als Dan Schwartz im Suff seinen Wohnanhänger zerlegt hat und dann auf seinem Rollstuhl die Main Street runter losgezogen ist. Er hat mit seinem blöden Gewehr rumgefuchtelt und gebrüllt, er würde jeden abknallen, der sich ihm in den Weg stellt, keiner würde ihn daran hindern, auf die Interstate zu gelangen. Ich glaube, er wollte nach Washington, um den Präsidenten zu erschießen. Ich muss immer noch lachen, wenn ich daran denke, wie Dan in seinem Rollstuhl die Interstate hinuntergefegt ist, und hinten drauf hatte er einen Aufkleber, da stand: ›Mein jugendlicher Straftäter vögelt deine habilitierte Tochter.‹ Weißt du noch, Mabel?«
    Sie nickte mit geschürzten Lippen. Anscheinend fand sie die Angelegenheit nicht so lustig wie Mulligan.
    »Was haben Sie unternommen?«, fragte Shadow.
    »Mit ihm geredet. Er hat mir dann das Gewehr übergegeben und in der Zelle seinen Rausch ausgeschlafen. Dan ist kein schlechter Kerl, er war halt nur betrunken und erregt.«
    Shadow bezahlte sein Frühstück und, ungeachtet Mulligans halbherzigen Protests, auch beide heißen Schokoladen.
    Hennings Farm and Home Supplies befand sich im Süden der Stadt in einem Gebäude mit Lagerhausausmaßen, in dem von Traktoren bis zu Spielwaren (welche, ebenso wie der Weihnachtsschmuck, bereits herabgesetzt waren) alles zu kaufen war. Der Laden war mit Nachweihnachtskunden bevölkert. Shadow erkannte in der Menge das jüngere der beiden Mädchen, die im Bus vor ihm gesessen hatten. Sie schlich hinter ihren Eltern her. Er winkte ihr zu, und sie schenkte ihm ein zögerliches blaues Zahnspangenlächeln. Shadow fragte sich müßig, wie sie wohl in zehn Jahren aussehen würde.
    Wahrscheinlich so schön wie das junge Mädchen am

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