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American Gods

American Gods

Titel: American Gods Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Kassenschalter, das Shadows Einkäufe mit einer schnatternden Handpistole abscannte, die zweifellos auch in der Lage war, einen Traktor zu bongen, falls jemand einen durch die Kasse fuhr.
    »Zehn Paar lange Unterhosen?«, meinte das junge Mädchen. »Vorräte anlegen, hm?« Sie sah aus wie ein Filmstarlet.
    Shadow fühlte sich wieder wie vierzehn, verdattert und albern. Er brachte kein Wort heraus, während sie die Thermostiefel, die Handschuhe, die Pullover und den mit Gänsedaunen gefütterten Mantel eingab.
    Er verspürte keine Neigung, die Kreditkarte zu erproben, die Wednesday ihm gegeben hatte, jedenfalls nicht, solange Polizeichef Mulligan hilfsbereit neben ihm stand, also bezahlte er alles in bar. Anschließend verschwand er mitsamt den Einkaufstüten in der Herrentoilette, wo er wenig später, den Großteil seiner Einkäufe am Leibe tragend, wieder herauskam.
    »Sieht gut aus. Langer«, sagte Mulligan.
    »Wenigstens ist mir jetzt warm«, sagte Shadow. Draußen auf dem Parkplatz, wo sich ihm der Wind gleich wieder kalt ins Gesicht brannte, zeigte es sich, dass sein restlicher Körper tatsächlich recht wohlig eingepackt war. Auf Mulligans Einladung hin verstaute er die Einkaufstüten auf der Rückbank des Polizeiautos und fuhr vorn auf dem Beifahrersitz mit.
    »Was treiben Sie denn so, Mister Ainsel?«, fragte ihn der Polizeichef. »So ein kräftiger Kerl wie Sie. Was sind Sie von Beruf, und werden Sie diesen Beruf auch in Lakeside ausüben?«
    Shadow klopfte das Herz, aber seine Stimme kam ruhig. »Ich arbeite für meinen Onkel. Er kauft und verkauft alles mögliche Zeug im ganzen Land. Ich bin nur fürs Schleppen der schweren Sachen zuständig.«
    »Bezahlt er gut?«
    »Ich gehöre zur Familie. Er weiß, dass ich ihn nicht übers Ohr haue, und ich lerne dabei ein wenig was übers Geschäft. Bis ich herausgefunden habe, was ich wirklich machen möchte.« Die Worte strömten mit Überzeugung aus ihm heraus, glatt wie eine Schlange. Er wusste in diesem Moment alles über Mike Ainsel, und dieser Mike Ainsel gefiel ihm. Mike Ainsel besaß keines der Probleme, die Shadow plagten. Ainsel war nie verheiratet gewesen. Mike Ainsel war nie in einem Güterzug von Mr. Wood und Mr. Stone auseinander genommen worden. Mit Mike Ainsel redeten Fernsehapparate nicht (»Möchtest du Lucys Titten sehen?«, fragte ihn eine Stimme im Kopf). Mike Ainsel hatte keine bösen Träume und glaubte auch nicht, dass ein Sturm heraufziehen würde.
    Bei Dave’s Finest Food packte er nur das Nötigste in den Einkaufskorb – Milch, Eier, Brot, Äpfel, Käse, Kekse. Irgendwas zu essen halt. Den richtigen Einkauf wollte er später erledigen. Während Shadow durch die Regalreihen schlenderte, begrüßte Chad Mulligan alle möglichen Leute und stellte sie Shadow vor. »Das ist Mike Ainsel, er hat die leere Wohnung im alten Pilsen-Haus genommen. Hinten im ersten Stock.« Shadow gab es bald auf, sich irgendwelche Namen merken zu wollen. Er schüttelte den Leuten einfach die Hand und lächelte. Er fühlte sich mit all seiner Isolierkleidung in dem überheizten Laden etwas unbehaglich und fing an zu schwitzen.
    Danach fuhr Chad Mulligan Shadow über die Straße zu Lakeside-Immobilien. Missy Gunther, die Haare frisch gelegt und mit Haarspray gefestigt, benötigte keine Vorstellung – sie wusste genau, wer Mike Ainsel war. Ja, dieser nette Mr. Borson, sein Onkel Emerson, so ein netter Mann, der war hier vor, na, sechs, acht Wochen vorbeigekommen und hatte die Wohnung in dem alten Pilsen-Haus gemietet, und war die Aussicht da oben nicht zum Sterben schön? Na, mein Lieber, warten Sie mal bis zum Frühling, und wir haben ja so ein Glück, viele der Seen in diesem Teil der Welt werden im Sommer hellgrün von den Algen, da dreht sich einem der Magen um, aber unser See, tja, noch am Unabhängigkeitstag im Juli kann man praktisch daraus trinken , und Mr. Borson habe die Miete ja für ein ganzes Jahr im Voraus bezahlt, und was den Toyota-Geländewagen betreffe, fand sie es ja ganz unglaublich, dass Chad Mulligan sich daran noch erinnern konnte, und ja, sie wäre entzückt, ihn loszuwerden. Um die Wahrheit zu sagen, sie habe sich schon mehr oder weniger mit dem Gedanken abgefunden gehabt, ihn Hinzelmann als die diesjährige Rostlaube zur Verfügung zu stellen und sich mit der Steuerabschreibung zu begnügen, nicht, dass der Wagen eine Rostlaube wäre, Gott bewahre, nein, es sei der Wagen ihres Sohns gewesen, bevor er nach Green Bay aufs College ging, und,

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