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American Gods

American Gods

Titel: American Gods Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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sagte Wednesday. »In den Badlands. Hinter der Bühne.«
    »Tolle Abkürzung«, sagte Shadow.
    Wednesday schob die Zeitung von sich. »Dieser blöde Johnny Appleseed, jammert ständig wegen Paul Bunyan rum. Im wirklichen Leben hat Chapman vierzehn Apfelgärten besessen. Er hat tausende von Morgen bewirtschaftet. Ja, er ist immer weiter mit in den Westen gezogen, aber keine von den Geschichten, die um ihn kursieren, enthält auch nur ein Fünkchen Wahrheit, außer dass er einmal ein bisschen ausgeklinkt ist. Aber das spielt keine Rolle. Wie man früher bei der Zeitung immer zu sagen pflegte: Wenn die Wahrheit nicht groß genug ist, drucke die Legende. Dieses Land braucht seine Legenden. Aber selbst die Legenden glauben nicht mehr daran.«
    »Aber Sie haben es erkannt.«
    »Ich bin abgehalftert. Wer gibt denn einen Scheiß auf mich?«
    »Sie sind ein Gott«, sagte Shadow sanft.
    Wednesday sah ihn scharf an. Er schien im Begriff, etwas zu sagen, doch dann ließ er sich in seinen Sitz zurücksinken, blickte auf die Speisekarte und sagte: »Ja, und?«
    »Es ist eine gute Sache, ein Gott zu sein.«
    »Ach ja?«, sagte Wednesday, und diesmal war es Shadow, der den Blick abwandte.
    An einer Tankstelle fünfundzwanzig Meilen vor Lakeside, an der Wand neben den Toiletten, sah Shadow einen selbst gemachten, fotokopierten Anschlag: ein Schwarzweißfoto von Alison McGovern und darüber die per Hand geschriebene Frage: Haben Sie mich gesehen? Dasselbe Jahrbuchfoto: das selbstbewusste Lächeln, ein Mädchen mit Gummibandspange auf der oberen Zahnreihe, das mit Tieren arbeiten wollte, wenn es erwachsen war.
    Haben Sie mich gesehen?
    Shadow kaufte sich ein Snickers, eine Flasche Mineralwasser und eine Lakeside News . Der Aufmacher, verfasst von Marguerite Olsen, »unserer Reporterin vor Ort«, zeigte die Fotografie eines Jungen und eines älteren Mannes auf dem gefrorenen See. Sie standen neben einer plumpskloartigen Eisfischerhütte und hielten gemeinsam einen großen Fisch in den Armen. Sie lächelten in die Kamera. Vater und Sohn fangen Kanadahecht in Rekordgröße. Lesen Sie Seite …
    Wednesday saß am Steuer. »Lesen Sie mir irgendwas Interessantes aus der Zeitung vor, falls Sie was finden«, sagte er.
    Shadow suchte sorgfältig und schlug langsam alle Seiten um, konnte aber nichts finden.
    Wednesday setzte Shadow an der Einfahrt vor seiner Wohnung ab. Eine rauchfarbene Katze saß dort und stierte ihn an, ergriff aber sofort die Flucht, als er sich bückte, um sie zu kraulen.
    Shadow blieb auf der Holzveranda vor seiner Wohnung stehen und blickte hinaus auf den See, auf dem sich hier und da grüne und braune Eisfischerhütten abzeichneten. Neben den meisten waren Autos abgestellt. Näher zur Brücke hin stand die alte grüne Rostlaube auf dem Eis, genau wie er’s in der Zeitung gesehen hatte. »23. März«, sagte Shadow anfeuernd. »Morgens gegen neun Uhr fünfzehn. Du kannst es schaffen.«
    »Aussichtslos«, sagte eine Frauenstimme. »3. April. Sechs Uhr abends. Da wird das Eis tagsüber warm.« Shadow lächelte. Marguerite Olsen trug einen Skianzug. Sie befand sich am anderen Ende der Veranda und füllte gerade die Vorräte im Vogelhaus auf.
    »Ich habe in der Lakeside News Ihren Artikel über den Stadtrekordkanadahecht gelesen.«
    »Aufregend, was?«
    »Na ja, sagen wir, lehrreich.«
    »Ich dachte schon, Sie würden gar nicht mehr zu uns zurückkommen«, sagte sie. »Sie waren ziemlich lange weg, was?«
    »Mein Onkel hat mich gebraucht«, sagte Shadow. »Irgendwie ist uns die Zeit zwischen den Fingern zerronnen.«
    Sie legte den letzten Talgklotz in den dafür vorgesehenen Korb und stopfte anschließend Distelsamen aus einer Plastikmilchkanne in einen Netzbeutel. Mehrere Distelfinken, in ihrem Winterkleid olivfarben, schimpften ungeduldig von einer nahen Tanne herüber.
    »Ich habe gar nichts über Alison McGovern in der Zeitung gesehen.«
    »Da gibt es nichts zu berichten. Sie wird immer noch vermisst. Es gab ein kurzes Gerücht, dass sie in Detroit gesehen worden sein soll, aber das hat sich als falscher Alarm erwiesen.«
    »Armes Mädchen.«
    Marguerite Olson schraubte den Verschluss wieder auf die Dreiliterkanne. »Ich hoffe, dass sie tot ist«, sagte sie nüchtern.
    Shadow war entsetzt. »Warum?«
    »Weil die Alternativen noch schlimmer sind.«
    Die Distelfinken in der Tanne hüpften aufgeregt von Ast zu Ast und konnten es kaum noch erwarten, dass die Menschen endlich verschwanden.
    Du denkst gar nicht an Alison,

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