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American Gods

American Gods

Titel: American Gods Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Ferngespräch. Sie wohnt in einem anderen Staat.« Seine Wangen färbten sich rot. »Ich habe sie letztes Jahr bei einer Hochzeit in der Familie gesehen. Damals war sie allerdings verheiratet, ich meine, ihr Mann lebte noch, und sie ist eine Verwandte. Keine Cousine ersten Grades. Ziemlich entfernt.«
    »Sind Sie in sie verschossen?«
    Noch tieferes Erröten. »Ich weiß nicht so recht.«
    »Na gut, sagen wir andersrum: Ist sie in Sie verschossen?«
    »Na ja, sie hat so gewisse Dinge gesagt, als wir telefoniert haben. Sie ist zudem eine sehr gut aussehende Frau.«
    »Tja … Was gedenken Sie zu tun?«
    »Ich könnte sie einladen, mal hier rauszukommen. Das könnte ich doch, oder? Sie hat sozusagen durchblicken lassen, dass sie gern mal kommen würde.«
    »Sie sind beide erwachsen. Ich würde sagen, tun Sie’s einfach.«
    Chad nickte, errötete noch ein bisschen mehr und nickte erneut.
    Das Telefon in Shadows Wohnung war immer noch still und tot. Er dachte daran, es anschließen zu lassen, aber es fiel ihm niemand ein, den er hätte anrufen wollen. Einmal, es war später Abend, nahm er den Hörer ab und lauschte, und er war ganz sicher, dass er Wind hörte und eine ferne Unterhaltung zwischen mehreren Leuten, die aber zu leise redeten, als dass sie zu verstehen gewesen wären. Er sagte »Hallo?« und »Wer ist da?«, aber es kam keine Antwort, nur plötzliche Stille folgte und dann der weit entfernte Klang von Gelächter, aber so schwach, dass er sich nicht sicher war, ob er es sich nicht nur einbildete.
     
    In den folgenden Wochen unternahm Shadow weitere Reisen als Wednesdays Begleiter.
    Einmal saß er wartend in der Küche eines Ferienhäuschens in Rhode Island und hörte zu, wie Wednesday im verdunkelten Schlafzimmer nebenan mit einer Frau debattierte, die nicht aus dem Bett kommen und sich weder von Wednesday noch von Shadow ins Gesicht blicken lassen wollte. Im Kühlschrank lagen zwei Plastiktüten, die eine war mit Grillen, die andere mit den Leichen von Jungmäusen gefüllt.
    In einem Rockclub in Seattle beobachtete Shadow, wie Wednesday, gegen den Lärm der Band anbrüllend, eine junge Frau mit kurzem rotem Haar und blauen, spiraligen Tätowierungen begrüßte. Das Gespräch musste gut verlaufen sein, weil Wednesday vergnügt grinste, als sie den Club wieder verließen.
    Fünf Tage später wartete Shadow im Mietwagen und sah Wednesday mit mürrischem Gesicht aus der Eingangshalle eines Bürogebäudes in Dallas treten. Wednesday knallte die Wagentür zu, nachdem er eingestiegen war, sagte: »Fahren Sie los« und saß dann schweigend mit vor Wut hochrotem Gesicht da. Schließlich sagte er: »Scheißalbaner. Als ob sich irgendjemand für dieses Pack interessieren würde.«
    Drei Tage danach flogen sie nach Boulder, wo sie mit fünf jungen japanischen Frauen sehr angenehm zu Mittag aßen. Es war ein von Höflichkeit und artigen Scherzen bestimmtes Beisammensein, und Shadow war sich anschließend nicht sicher, ob irgendwelche Vereinbarungen oder Entscheidungen getroffen worden waren. Wednesday allerdings schien durchaus zufrieden zu sein.
    Allmählich freute Shadow sich darauf, nach Lakeside zurückzukehren. Dort gab es Frieden und ein Gefühl von Willkommensein, was ihm beides sehr zusagte.
    Wenn er nicht auf Reisen war, fuhr er jeden Morgen über die Brücke ins Stadtzentrum. Bei Mabel’s kaufte er sich zwei Pasteten. Die eine verdrückte er an Ort und Stelle und trank einen Kaffee dazu. Falls jemand eine Zeitung hatte liegen lassen, las er darin; so weit allerdings, dass er sich selbst eine Zeitung gekauft hätte, reichte sein Interesse am Weltgeschehen nicht.
    Die zweite Pastete ließ er in eine Papiertüte stecken und aß sie später zum Lunch.
    Eines Morgens las er gerade in der USA Today , als Mabel sagte: »He Mike. Wo soll’s denn heute hingehen?«
    Der Himmel zeigte sich blassblau. Der Morgennebel hatte die Bäume mit Raureif umhüllt. »Ich weiß nicht«, sagte Shadow. »Vielleicht nehme ich mal wieder den Wilderness Trail.«
    Sie schenkte ihm Kaffee nach. »Sind Sie schon mal die Landstraße in Richtung Osten gegangen? Es ist ziemlich schön da draußen. Das ist die kleine Straße, die gegenüber vom Teppichladen in der Twentieth Avenue losgeht.«
    »Nein, da bin ich noch nicht gewesen.«
    »Na ja«, sagte sie. »Es ist jedenfalls ganz hübsch dort.«
    Es war sogar ganz außerordentlich hübsch dort. Shadow parkte seinen Wagen am Stadtrand und wanderte die Straße entlang, eine kurvenreiche

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