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American Gods

American Gods

Titel: American Gods Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Vierteldollarstücke haben Sie gar nicht, wie Sie sonst in den Apparat auf dem Flur stecken müssten.«
    Genau, dachte Shadow. Und auf diese Weise erfährst du auch die Nummer, die ich anrufe, und kannst auf einem Nebenapparat wahrscheinlich sogar mithören.
    »Das wäre großartig«, sagte Shadow. Sie gingen in ein leeres Büro. Die Nummer, die Shadow Chad gab, damit dieser sie für ihn wählte, gehörte zu einem Bestattungsinstitut in Cairo, Illinois. Chad wählte, dann gab er Shadow den Hörer. »Ich lasse Sie so lange allein«, sagte er und ging hinaus.
    Das Telefon klingelte mehrere Male, bevor abgenommen wurde.
    »Jacquel und Ibis? Was kann ich für Sie tun?«
    »Hallo, Mister Ibis, hier ist Mike Ainsel. Ich habe über Weihnachten ein paar Tage bei Ihnen ausgeholfen.«
    Kurzes Zögern, dann: »Selbstverständlich. Mike. Wie geht es Ihnen?«
    »Nicht so toll, Mister Ibis. Ich stecke in Schwierigkeiten. Soll verhaftet werden. Nun wollte ich fragen, ob Sie meinen Onkel gesehen haben oder ihm vielleicht eine Nachricht zukommen lassen können.«
    »Gewiss, ich kann mich mal umhören. Aber bleiben Sie dran, äh, Mike. Hier ist jemand, der Sie sprechen möchte.«
    Das Telefon wurde an jemanden übergeben, und dann sagte eine rauchige Frauenstimme: »Hallo, mein Schatz, du fehlst mir.«
    Er wusste genau, dass er die Stimme noch nie gehört hatte. Aber er kannte sie. Ganz sicher kannte er sie …
    Lass es abfallen , flüsterte die rauchige Stimme in seinem Kopf, in einem Traum. Lass alles von dir abfallen .
    »Wer war das Mädchen, das du geküsst hast, Schatz? Willst du mich eifersüchtig machen?«
    »Wir sind nur Freunde«, sagte Shadow. »Ich glaube, sie wollte etwas damit demonstrieren. Woher weißt du überhaupt, dass sie mich geküsst hat?«
    »Ich habe überall Augen, wo mein Volk wandelt«, sagte sie. »Pass auf dich auf, mein Schatz …« Vorübergehend blieb es still am anderen Ende, dann war Mr. Ibis wieder in der Leitung und sagte: »Mike?«
    »Ja.«
    »Wir haben Schwierigkeiten, Ihren Onkel zu erreichen. Er scheint einigermaßen beschäftigt zu sein. Aber ich werde versuchen, Ihrer Tante Nancy eine Nachricht zukommen zu lassen. Vorerst alles Gute.« Die Verbindung brach ab.
    Shadow setzte sich hin und wartete, dass Chad zurückkehrte. In dem leeren Büro gab es nichts, womit er sich ablenken konnte. Etwas unwillig nahm er sich noch einmal die Protokolle vor, öffnete sie irgendwo in der Mitte und begann zu lesen.
    Eine Verordnung, die das Ausspucken auf Gehwegen und Fußböden öffentlicher Gebäude sowie das Verunreinigen derselben mit Tabak unter Strafe stellte, wurde im Dezember 1876 zur Abstimmung vorgelegt und mit acht zu vier Stimmen verabschiedet.
    Lemmi Hautala, zwölf Jahre alt, war »wie befürchtet wird, in einem Anfall von Bewusstseinstrübung davongelaufen«, so geschehen am 13. Dezember 1876. »Eine Suchaktion wurde augenblicklich in die Wege geleitet, jedoch durch das heftige Schneetreiben behindert.« Der Rat beschloss einstimmig, der Familie Hautala sein Mitgefühl auszusprechen.
    Das in der folgenden Woche ausgebrochene Feuer im Mietstall der Olsens konnte gelöscht werden, ohne dass Menschen oder Pferde zu Schaden gekommen wären.
    Shadow überflog die eng bedruckten Spalten. Der Name Lemmi Hautala wurde nicht wieder erwähnt.
    Und dann, aus einer Art Eingebung heraus, blätterte er weiter zum Winter 1877. Er fand das, was er suchte, als Nebenbemerkung zu den Januar-Protokollen: Jessie Lovat, ohne Altersangabe, »ein Negerkind«, war in der Nacht des 28. Dezembers verschwunden. Es wurde angenommen, dass sie von »reisenden so genannten Hausierern entführt« worden sei. Von Mitgefühlsbekundungen an die Familie Lovat sah der Rat ab.
    Shadow war gerade dabei, die Protokolle vom Winter 1878 durchzusehen, als Chad Mulligan an die Tür klopfte und dann hereinkam, während er wie ein Kind, das ein schlechtes Zeugnis nach Hause brachte, betreten dreinblickte.
    »Mister Ainsel«, sagte er. »Mike. Es tut mir wirklich sehr Leid. Persönlich mag ich Sie. Aber das ändert leider nichts an der Sachlage, ist Ihnen das klar?«
    Shadow sagte, er verstehe das sehr gut.
    »Ich habe keine andere Wahl«, sagte Chad, »als Sie wegen Verstoßes gegen Ihre Bewährungsauflagen zu verhaften.« Dann verlas Mulligan Shadow dessen Rechte. Er füllte irgendwelche Formulare aus. Er nahm Shadow die Fingerabdrücke ab. Er führte ihn durch den Flur zum Bezirksgefängnis auf der anderen Seite des Gebäudes.
    Es gab

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