Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
American Gods

American Gods

Titel: American Gods Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
Vom Netzwerk:
dem Boden aus und ließ ihn dort wie eine Opfergabe liegen.
    »Sie haben sonst immer Witze gerissen«, sagte Shadow. »Jetzt gar nicht mehr.«
    »Es ist im Moment schwer, sich Witze einfallen zu lassen. Wednesday ist tot. Kommen Sie mit nach drinnen?«
    »Bald.«
    Nancy ging zum Motel zurück. Shadow streckte die Hand aus und berührte die Steine des Denkmals. Er zog seine großen Finger über die kalte Messingplatte. Dann drehte er sich um, ging zu der kleinen weißen Kapelle hinüber und trat durch den offenen Eingang hinein ins Dunkel. Er setzte sich auf die nächste Sitzbank, schloss die Augen und senkte den Kopf, und dann dachte er an Laura, an Wednesday und an das Lebendigsein.
    Hinter ihm knackte es, Schuhe schleiften über den Boden. Shadow fuhr auf und drehte sich um. Jemand stand in der offenen Tür, ein dunkler Umriss vor den Sternen. Mondschein schimmerte auf etwas Metallischem.
    »Wollen Sie mich jetzt erschießen?«, fragte Shadow.
    »Gott – nur zu gern«, sagte Mr. Town. »Die Waffe ist aber nur zur Selbstverteidigung. Was denn, Sie beten? Haben die Ihnen etwa weisgemacht, dass sie Götter sind? Ach was, das sind keine Götter.«
    »Ich hab nicht gebetet«, sagte Shadow. »Nur so vor mich hingedacht.«
    »So wie ich die Sache sehe«, sagte Town, »sind das Mutationen. Evolutionäre Experimente. Ein bisschen Hypnosekunst, ein bisschen Hokuspokus, und sie können den Leuten jeden Glauben verkaufen. Nichts Aufregendes. Mehr ist es nicht. Immerhin sterben sie wie Menschen.«
    »Das war immer so«, sagte Shadow. Er erhob sich, und Town trat einen Schritt zurück. Shadow verließ die kleine Kapelle, während Mr. Town Abstand hielt. »He«, sagte Shadow. »Wissen Sie, wer Louise Brooks war?«
    »Freundin von Ihnen?«
    »Nee. Sie war ein Filmstar aus der Gegend etwas südlich von hier.«
    Town schien zu überlegen. »Vielleicht hat sie den Namen geändert und ist Liz Taylor geworden oder Sharon Stone oder sonst jemand«, sagte er dann hilfsbereit.
    »Vielleicht.« Shadow machte sich auf in Richtung Motel. Town hielt Schritt.
    »Sie müssten eigentlich zurück ins Gefängnis«, sagte Mr. Town. »Sie sollten verdammt noch mal in der Todeszelle sitzen.«
    »Ich habe Ihre Kollegen nicht getötet«, sagte Shadow. »Aber ich werde Ihnen etwas erzählen, was ich mal von jemandem gehört habe, als ich im Gefängnis war. Etwas, das ich nie vergessen habe.«
    »Und das wäre?«
    »Es gibt nur einen einzigen Typen in der ganzen Bibel, dem Jesus persönlich einen Platz bei sich im Paradies versprochen hat. Weder Petrus noch Paulus, noch sonst einem von denen. Es war vielmehr ein einfacher überführter Dieb, der hingerichtet werden sollte. Ziehen Sie also nicht über die zum Tode Verurteilten her. Vielleicht wissen die etwas, was Sie nicht wissen.«
    Der Fahrer stand neben dem Militärgeländewagen. »Gute Nacht, meine Herren«, sagte er, als sie an ihm vorbeikamen.
    »Nacht«, sagte Town. Und dann, an Shadow gewandt: »Ich persönlich kümmere mich einen feuchten Dreck um diese ganze Kiste. Ich tue nur genau das, was Mister World von mir verlangt, und nichts anderes. Erleichtert einem das Leben.«
    Shadow ging durch den Flur zu Zimmer Nummer neun.
    Er schloss die Tür auf und ging hinein.
    »Entschuldigung«, sagte er. »Ich dachte, das war mein Zimmer.«
    »Ist es auch«, sagte Media. »Ich habe auf Sie gewartet.« Er konnte ihr Haar im Mondschein sehen und auch ihr blasses Gesicht, Sie saß in steifer Haltung auf seinem Bett.
    »Ich kann mir auch ein anderes Zimmer suchen.«
    »Ich werde nicht lange bleiben«, sagte sie. »Ich dachte nur, es könnte jetzt ein geeigneter Zeitpunkt sein, Ihnen ein Angebot zu machen.«
    »Okay. Machen Sie Ihr Angebot.«
    »Nur die Ruhe, entspannen Sie sich«, sagte sie. In ihrer Stimme lag ein Lächeln. »Sie sind vielleicht ein steifer Knochen. Also, Wednesday ist tot. Machen Sie mit uns gemeinsame Sache. Zeit, sich dem Siegerteam anzuschließen.«
    Shadow schwieg.
    »Wir können Sie berühmt machen, Shadow. Wir können Ihnen Macht über das geben, was die Leute glauben und sagen und anziehen und träumen. Sie wollen der neue Gary Grant sein? Wir machen es möglich. Wir machen aus Ihnen die neuen Beatles.«
    »Irgendwie hat es mir besser gefallen, als Sie mir angeboten haben, mir Lucys Titten zu zeigen«, sagte Shadow. »Falls Sie das waren.«
    »Ach«, sagte sie.
    »So, jetzt brauche ich mein Zimmer für mich. Gute Nacht.«
    »Und dann können wir natürlich«, sagte sie ungerührt,

Weitere Kostenlose Bücher