American Gods
Zigarette an, inhalierte und blies das Streichholz aus. Sie nahm einen weiteren Zug. »Ich schmecke nichts«, sagte sie. »Ich glaube, das bringt nichts.«
»Tut mir Leid«, sagte er.
»Mir auch«, sagte Laura.
Wenn sie inhalierte, glühte die Zigarettenspitze auf und er konnte ihr Gesicht erkennen.
»Also«, sagte sie, »sie haben dich rausgelassen.«
»Ja.«
Die Spitze der Zigarette glühte orange. »Ich bin immer noch dankbar. Ich hätte dich da nicht hineinziehen dürfen.«
»Je nun«, sagte er, »ich war bereit, es zu tun. Ich hätte ja auch Nein sagen können.« Er fragte sich, warum er keine Angst vor ihr hatte – warum der Traum von einem Museum ihn in Furcht und Schrecken versetzte, während er ohne weiteres mit einem wandelnden Leichnam umgehen konnte.
»Ja«, sagte sie. »Hättest du können. Du Riesentölpel.« Rauch umkränzte ihr Gesicht. In dem trüben Licht wirkte sie überaus schön. »Willst du Näheres über mich und Robbie wissen?«
»Denke schon.«
Sie drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. »Du warst im Gefängnis«, sagte sie. »Und ich brauchte jemanden zum Reden. Ich brauchte eine Schulter, an der ich mich ausweinen konnte. Du warst nicht da. Ich war unglücklich.«
»Das tut mir Leid.« Shadow wurde bewusst, dass irgendetwas an ihrer Stimme anders war als sonst, und er versuchte zu bestimmen, was es war.
»Ich weiß. Also haben wir uns zum Kaffeetrinken verabredet. Um zu besprechen, was zu tun ist, wenn du entlassen wirst. Wie schön es wäre, dich wiederzusehen. Er hat nämlich viel von dir gehalten. Er hat sich darauf gefreut, dir deinen alten Job wieder zu geben.«
»Ja.«
»Und dann ist Audrey eine Woche weggefahren, um ihre Schwester zu besuchen. Das war, oh, ein Jahr, dreizehn Monate nachdem du weggegangen warst.« Ihrer Stimme fehlte jeglicher Ausdruck, jedes Wort kam flach und dumpf, wie Kieselsteine, die einer nach dem anderen in einen tiefen Brunnen plumpsen. »Robbie ist vorbeigekommen. Wir haben uns zusammen betrunken. Dann haben wir es auf dem Fußboden vom Schlafzimmer miteinander gemacht. Es war toll. Es war richtig gut.«
»Auf diese Auskunft hätte ich gut verzichten können.«
»Ja? Sorry. Es fällt schwer, das Richtige zu sagen, wenn man tot ist. Es ist irgendwie wie ein Foto. Es kommt nicht so drauf an.«
»Für mich kommt es schon drauf an.«
Laura zündete sich eine neue Zigarette an. Ihre Bewegungen waren flüssig und geschickt, kein bisschen steif. Für einen Moment fragte sich Shadow, ob sie überhaupt tot war. Vielleicht war das Ganze nur ein besonders ausgefeilter Trick. »Ja«, sagte sie. »Das kann ich nachvollziehen. Na ja, wir haben unsere Affäre weitergeführt – obwohl wir es nicht so genannt haben, wir haben es gar nicht bezeichnet –, mehr oder weniger die letzten zwei Jahre.«
»Wolltest du mich seinetwegen verlassen?«
»Warum sollte ich? Du bist doch mein großer Bär. Du bist mein Hündchen. Du hast für mich getan, was du getan hast. Ich habe drei Jahre gewartet, dass du zu mir zurückkommst. Ich liebe dich.«
Er versagte es sich, »Ich liebe dich auch« zu sagen. Diese Worte wollte er nicht aussprechen. Jetzt nicht mehr. »Also, was ist neulich Nacht passiert?«
»In der Nacht, als ich umgekommen bin?«
»Ja.«
»Tja, Robbie und ich sind aus gewesen, um die Überraschungsparty für dich zu besprechen. Sie wäre so toll geworden. Und ich habe ihm gesagt, dass es mit uns aus ist. Aus und vorbei. Jetzt, wo du zurückkommen würdest, ginge es nicht anders.«
»Tja. Danke, Kleines.«
»Keine Ursache, Liebling.« Der Anflug eines Lächelns wischte über ihr Gesicht. »Wir wurden gefühlsselig. Es war rührend. Wir wurden albern. Ich wurde ziemlich betrunken. Er nicht. Er musste ja fahren. Wir sind nach Hause gefahren, und ich habe verkündet, dass ich ihm zum Abschied noch mal einen blasen würde, ein letztes Mal mit Gefühl, und dann hab ich ihm die Hose aufgezogen und es ihm besorgt.«
»Schwerer Fehler.«
»Wem sagst du das. Ich bin mit der Schulter gegen den Schaltknüppel gestoßen, Robbie hat versucht, mich aus dem Weg zu stoßen, um den Gang wieder einzulegen, da sind wir ins Schleudern gekommen und dann gab es einen lauten Knall, und ich weiß noch, wie sich alles zu drehen anfing, und ich dachte nur noch: ›Ich werde sterben.‹ Der Gedanke war ganz leidenschaftslos. Daran kann ich mich noch erinnern. Ich hatte keine Angst. Und weiter weiß ich nichts mehr.«
Es roch nach verschmortem Plastik. Die Zigarette,
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