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American Gods

American Gods

Titel: American Gods Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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dazu passende Hosen, eine blaue Strickkrawatte, einen dicken blauen Pullover, ein weißes Hemd und schwarze Schuhe. Shadow gab ihm zu verstehen, dass er wie ein Wachmann aussehe.
    »Was kann ich dazu noch sagen, junger Mann.« Wednesday nahm einen Kasten mit schwimmenden Aquariumsfischen aus Plastik in die Hand (»Gehen nicht ein – und Sie brauchen sie nie zu füttern!«). »Da bleibt mir nur, Ihnen zu Ihrem Scharfsinn zu gratulieren. Wie wär’s mit Arthur Haddock? Arthur ist ein guter Name.«
    »Zu banal.«
    »Na ja, denken Sie sich selber einen aus. Gut. Fahren wir in die Stadt zurück. Ich glaube, wir erwischen jetzt genau die richtige Zeit für unseren Bankraub, und dann habe ich wieder ein bisschen Geld zur Verfügung.«
    »Die meisten Leute«, sagte Shadow, »würden es sich einfach aus dem Bankautomaten ziehen.«
    »Tja, komisch, das ist mehr oder weniger genau das, was ich vorhabe.«
    Wednesday parkte den Wagen auf dem Supermarktparkplatz gegenüber der Bank. Aus dem Kofferraum holte er den Metallkoffer, ein Klemmbrett und ein Paar Handschellen. Er kettete sich den Koffer ans linke Handgelenk. Es schneite nach wie vor. Dann setzte er eine blaue Schirmmütze auf und heftete sich ein Stück Stoff auf die Brusttasche. EINS A SICHERHEIT stand sowohl auf der Mütze als auch auf dem Stoffstreifen. Er legte die Einzahlungsbelege auf sein Klemmbrett. Mit einem Mal wirkte er körperlich erschlafft. Er sah aus wie ein müder, aus dem Dienst ausgeschiedener Cop und schien sich irgendwie ein beachtliches Bäuchlein zugelegt zu haben.
    »Also«, sagte er. »Sie machen ein paar Einkäufe in der Lebensmittelabteilung, dann halten Sie sich in der Nähe des Telefons auf. Falls jemand fragen sollte: Sie warten auf einen Anruf von Ihrer Freundin, deren Wagen liegen geblieben ist.«
    »Und warum sollte sie mich ausgerechnet hier anrufen?«
    »Woher zum Teufel sollen Sie das wissen?«
    Wednesday setzte ein Paar verblichene rosa Ohrenschützer auf. Er machte den Kofferraum zu. Schneeflocken sanken auf seine dunkelblaue Mütze und die Ohrenschützer.
    »Wie sehe ich aus?«, fragte er.
    »Hanebüchen«, sagte Shadow.
    »Hanebüchen?«
    »Oder auch bescheuert.«
    »Hm. Bescheuert und hanebüchen. Das ist gut.« Wednesday lächelte. Durch die Ohrenschützer wirkte er sowohl komisch als auch vertrauenswürdig und letzten Endes sogar liebenswert. Er marschierte über die Straße und schritt den Block entlang zum Bankgebäude, während Shadow in den Supermarkt ging, um ihn zu beobachten.
    Wednesday klebte einen großen roten »Außer Betrieb«-Hinweis an den Bankautomaten. Er spannte ein rotes Band über den Briefkasten und heftete ein fotokopiertes Schild darüber. Shadow las es mit Belustigung.
    WIR ARBEITEN LAUFEND DARAN, hieß es da, DEN SERVICE FÜR SIE ZU VERBESSERN. WIR BITTEN UM VERSTÄNDNIS FÜR VORÜBERGEHENDE UNANNEHMLICHKEITEN.
    Schließlich drehte Wednesday sich um und stellte sich mit dem Gesicht zur Straße auf. Er wirkte durchgefroren und wie über Gebühr beansprucht.
    Eine junge Frau kam und wollte den Geldautomaten benutzen. Wednesday schüttelte den Kopf und erklärte ihr, das Gerät sei außer Betrieb. Sie fluchte, entschuldigte sich gleich darauf fürs Fluchen und machte sich wieder davon.
    Ein Auto fuhr heran, dem ein Mann entstieg, der einen kleinen grauen Sack und einen Schlüssel in der Hand hielt. Shadow sah, wie Wednesday sich bei dem Mann entschuldigte, ihn dann auf dem Klemmbrett unterschreiben ließ, den Einzahlungsbeleg überprüfte, gewissenhaft eine Quittung ausstellte und eine Weile mit sich zu Rate ging, welche Kopie er behalten solle, bevor er schließlich seinen großen schwarzen Metallkoffer öffnete und den Sack des Mannes hineintat.
    Der Mann fror im Schnee, stampfte mit den Füßen und wartete, dass der alte Mann mit seinem blöden Papierkram fertig wurde, damit er seine Einnahmen abgeben, aus der Kälte kommen und weiterfahren konnte; endlich durfte er seine Quittung entgegennehmen, eilte ins warme Auto zurück und fuhr davon.
    Wednesday überquerte, den Metallkoffer in der Hand, die Straße und kaufte sich am Supermarktstand einen Kaffee.
    »Tag, junger Mann«, sagte er mit onkelhaftem Kichern, als er an Shadow vorbeikam. »Langt Ihnen die Kälte?«
    Er stellte sich wieder vor der Bank auf und nahm graue Beutel und Umschläge von Leuten entgegen, die ihren Verdienst oder ihre Einnahmen an diesem Samstagnachmittag deponieren wollten, ein guter alter Wachmann mit seinen lustigen rosa

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