American Psycho
einer Trockeneismaschine gepumpt wird, und ein Hardbody, der zu »New Sensation« von INXS tanzt, das mit einer Lautstärke aus den Boxen dröhnt, die einem durch Mark und Bein geht. Ich sage Evelyn, sie soll uns an der Bar zwei Glas Champagner holen. »Oh, natürlich«, schreit sie zurück und steuert zögernd auf den einzigen weißen Neonstreifen zu, das einzige Licht, daß vermutlich einen Ort erhellt, an dem Alkohol serviert wird. In der Zwischenzeit besorge ich ein Gramm von einem, der aussieht wie Mike Donaldson, und während ich zehn Minuten lang mit mir ringe, ob ich Evelyn abhängen soll oder nicht, wobei ich diesen Hardbody auschecke, kommt sie mit zwei halbvollen Champagnerflöten an, indigniert und mit traurigem Gesicht. »Es ist Korbel«, schreit sie. »Laß uns gehen. « Ich schüttle verneinend den Kopf und schreie zurück: »Laß uns aufs Klo gehen.« Sie folgt mir.
Die einzige Toilette im Chernoble ist für Männer und Frauen. Zwei andere Paare sind bereits da, eins davon in der einzigen Kabine. Das andere Paar wartet wie wir ungeduldig darauf, daß die Kabine frei wird. Das Girl trägt ein rückenfreies Top aus Seidenjersey, einen Seidenchiffonrock und seidene Slingpumps, alles von Ralph Lauren. Ihr Freund trägt einen Anzug von, wie ich glaube, William Fioravanti, Vincent Nicolosi oder Scali – irgendeinem Spaghettischneider. Beide haben Champagnergläser in der Hand: seins voll, ihrs leer. Es ist still bis auf das Schnüffeln und unterdrückte Lachen aus der Kabine, und die Toilettentür ist so dick, daß außer dem tiefen, stampfenden Drumbeat von der Musik nichts herausdringt. Der Typ klopft erwartungsvoll mit dem Fuß. Das Mädchen seufzt noch mal und wirft ihr Haar mit einer seltsam verführerischen ruckartigen Kopfbewegung über die Schulter; dann sieht sie zu mir und Evelyn und flüstert ihrem Freund etwas zu. Schließlich, nachdem sie ihm noch mal etwas zugeflüstert hat, nickt er, und sie gehen.
»Ein Glück «, flüstere ich und befummele das Gramm in meiner Tasche; dann, zu Evelyn: »Warum bist du so still?«
»Der Waldorfsalat«, murmelt sie, ohne mich anzusehen. »Verdammt.«
Ein Klicken, die Tür zur Kabine geht auf, und ein junges Paar – der Typ in einem zweireihigen Anzug aus Cavalry-Twill, Baumwollhemd und Seidenkrawatte, alles von Givenchy, das Mädchen in einem Seidentaft-Kleid mit Straußenfedernsaum von Geoffrey Beene, vergoldeten Ohrringen von Stephen Dweck Moderne und Rips-Tanzschuhen von Chanel – kommt heraus, beide wischen sich diskret die Nase, werfen einen Blick in den Spiegel, bevor sie den Raum verlassen, und genau als Evelyn und ich in die Kabine wollen, die sie gerade verlassen haben, kommt das erste Paar hastig zurück und will sich dort breitmachen.
» Entschuldigen Sie«, sage ich und versperre ihnen mit ausgestrecktem Arm den Weg. » Sie sind gegangen. Jetzt sind wir dran, klar?«
»Tja, nein, ich glaube nicht«, sagt der Typ milde.
»Pat rick «, flüstert Evelyn hinter mir. »Laß sie … na weißt du.«
»Warte. Nein. Wir sind dran«, sage ich.
»Ja, aber wir haben zuerst gewartet.«
»Hör zu, ich will keinen Streit anfangen –«
»Das tust du aber«, sagt die Freundin, gelangweilt aber immer noch in der Lage, höhnisch zu grinsen.
»O Mann«, murmelt Evelyn hinter mir und sieht mir über die Schulter.
»Hör mal, machen wir’s eben hier«, schnappt das Mädchen, das ich ohne weiteres ficken würde.
»So ein Drecksstück «, murmele ich und schüttele den Kopf.
»Hör zu«, sagt der Typ einlenkend. »Während wir uns hier streiten, könnten zwei von uns längst drin sein.«
»Genau«, sage ich. »Wir.«
»Himmel«, sagt das Mädchen, stemmt die Hände in die Hüften, und dann, zu Evelyn und mir gewandt: »Unglaublich, wen sie heutzutage hier alles reinlassen.«
» So ein Miststück«, murmele ich ungläubig. »Deine Einstellung ist Scheiße, weißt du das?«
Evelyn schnappt nach Luft und drückt meine Schulter. »Patrick.«
Der Typ hat schon angefangen, sich das Koks reinzuziehen, lehnt an der Tür, löffelt das Pulver aus einem braunen Fläschchen, snieft und lacht nach jeder Nase.
»Deine Freundin ist das letzte Miststück«, sage ich zu dem Typ.
»Patrick«, sagt Evelyn. »Hör auf.«
»Sie ist ein Miststück«, sage ich und zeige auf sie.
» Patrick, entschuldige dich«, sagt Evelyn.
Der Typ wird hysterisch, hat den Kopf zurückgeworfen, zieht laut die Nase hoch, krümmt sich dann zusammen und versucht, Atem zu holen.
»O
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