American Psycho
Lederjacken an. Einer hat eine verspiegelte Sonnenbrille auf, der Kopf des anderen ist kahlrasiert. Beide schauen mich an. Ich strecke den Arm aus, spreize meine Hand in unmöglichem Winkel, versuche einen Rapper nachzumachen. »Hey«, sage ich. »Ich bin fresh. Am freshsten, klar … Ich meine, äh, def … am deffsten.« Ich nehme einen Schluck Champagner. »Ihr wißt schon … def. «
Um das zu beweisen, suche ich mir einen Schwarzen mit Dreadlocks und lauf zu ihm rüber, rufe »Rastaman!« und halte meine Hand hin, in Erwartung eines High-Five. Aber der Nigger steht nur da.
»Ich meine« – ich huste – »Mon«, und dann, weniger enthusiastisch: »We be, uh, jamming …«
Er rauscht an mir vorbei, schüttelt den Kopf. Ich schaue zurück auf die Mädchen. Sie schütteln den Kopf – eine Warnung an mich, nicht zurückzukommen. Ich richte den Blick auf einen Hardbody, der für sich neben einer Säule tanzt, dann trink ich den Champagner aus und gehe zu ihm rüber, frage nach seiner Telefonnummer. Sie lächelt. Abgang.
Nell’s
Mitternacht. Sitze in einer Nische bei Nell’s mit Craig McDermott, Alex Taylor – den es gerade umgeschmissen hat – und drei Models von Elite, Libby, Daisy und Caron. Es ist fast Sommer, Mitte Mai, aber der Club hat Klimaanlage und ist kühl, die Musik der leichten Jazz-Band schwebt durch den halbleeren Raum, Deckenventilatoren schwirren, draußen wartet die Menge in Zwanzigerreihen, eine wogende Masse. Libby ist blond und trägt schwarze hochhackige Abendschuhe aus Rips mit übertriebenen Spitzen und roten Satinschleifen von Yves Saint Laurent. Daisy ist blonder und trägt schwarze Pumps mit Guckloch für die große Zehe, akzentuiert durch silbergesprenkelte hauchzarte schwarze Seidenstrümpfe von Betsey Johnson. Caron ist platinblond und trägt Stiefeletten aus überzogenem Kalbsleder mit Wolltweed, Keilabsatz und Lacklederspitze von Karl Lagerfeld für Chanel. Alle drei tragen sie knappe schwarze Strickkleider von Giorgio di Sant’ Angelo und trinken Champagner mit Preiselbeersaft und Pfirsich-Schnaps und rauchen deutsche Zigaretten – aber ich beschwere mich nicht, auch wenn ich glaube, daß die Einrichtung einer Nichtraucherzone in Nell’s eigenem Interesse wäre. Zwei der Models tragen Giorgio-Armani-Sonnenbrillen. Libby hat Jet-Lag. Von den dreien ist Daisy die einzige, die ich auch nur entfernt Lust habe zu ficken. Heute vormittag, nach einem Termin bei meinem Anwalt, um über einige lächerliche Anzeigen wegen Vergewaltigung zu sprechen, hatte ich bei Dean & Deluca einen Panikanfall, den ich bei Xclusive ausschwitzte. Dann traf ich mich mit den Models im Trump Plaza auf einen Drink. Dem folgte ein französischer Film, den ich absolut nicht begriffen habe, aber dennoch recht chic fand, dann Dinner in einem Sushi-Restaurant namens Vivids beim Lincoln Center und eine Party im Loft des Ex-Freunds eines der Models in Chelsea, wo schlechter, fruchtiger Sangria gereicht wurde. Letzte Nacht hatte ich Träume, die ausgeleuchtet waren wie Pornos und in denen ich Mädchen aus Pappe fickte. Die Patty Winters Show heute morgen war über Aerobic.
Ich trage ein Zweiknopf-Anzug aus reiner Wolle mit Bundfaltenhose von Luciano Soprani, ein Baumwollhemd von Brooks Brothers und einen seidenen Schlips von Armani. McDermott hat seinen Schurwollanzug von Lubiam an, dazu ein Leineneinstecktuch von Ashear Bros., ein Baumwollhemd von Ralph Lauren und einen Seidenschlips von Christian Dior und will gerade eine Münze werfen, um zu entscheiden, wer von uns nach unten geht, um das Bolivianische Marschierpulver zu besorgen, weil keiner von uns hier in der Nische bei den Mädchen sitzen bleiben will, denn wir wollen sie zwar vielleicht ficken, uns aber auf keinen Fall mit ihnen unterhalten, tatsächlich können wir das auch nicht, wie wir festgestellt haben, noch nicht mal herablassend – sie haben ganz einfach nichts zu sagen, und natürlich sollte uns das nicht überraschen, ich weiß, und doch ist es irgendwie irritierend. Taylor sitzt aufrecht, hat aber die Augen geschlossen und den Mund leicht geöffnet, und obwohl McDermott und ich angenommen haben, er stelle sich schlafend, um gegen das mangelnde Konversationstalent der Mädchen zu protestieren, dämmert uns nun, er könnte authentisch breit sein (seit den drei Sakes, die er bei Vivids gekippt hat, brabbelt er praktisch nur noch wirres Zeugs), aber keinem der Mädchen scheint etwas aufzufallen, außer vielleicht Libby, weil sie gleich neben
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