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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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eine kraftlose Hand auf seine Schulter, aber er schläft wieder, also was soll’s? Mit einem Seufzer ziehe ich die Hand zurück.
    »Da ist Miles …« Caron linst rüber zu einem alternden Gorilla eine Nische weiter mit ergrauendem Bürstenschnitt und elfjährigem Fickfrosch auf dem Schoß. Libby dreht sich um und überzeugt sich. »Und ich dachte, er dreht diesen Vietnam-Film in Philadelphia.«
    »Nein. Die Philippinen «, sagt Caron. »Es war nicht Philadelphia.«
    »O ja«, sagt Libby, schließlich: »Bist du sicher?«
    »Ja. Eigentlich sind sie schon fertig«, sagt Caron in völlig unentschlossenem Ton. Sie zwinkert. »Eigentlich ist der Film … raus.« Sie zwinkert wieder. »Eigentlich ist er schon seit … seit einem Jahr raus.«
    Beide schauen sie mäßig interessiert zur Nische nebenan, aber als sie sich wieder zu unserem Tisch wenden und ihr Blick auf den schlafenden Taylor fällt, dreht sich Caron zu Libby und seufzt: »Sollen wir rübergehen und hallo sagen?« Libby nickt langsam, ihr Gesicht fragend im Kerzenschein, und steht auf. »Entschuldigt uns.« Sie gehen. Daisy bleibt, nippt Carons Champagner. Ich denke sie mir nackt, hingeschlachtet, Maden wühlen und schmausen in ihrem Bauch, ihre Titten schwarz von Zigarettenbrandflecken, Libby, die den Kadaver leckt, dann räuspere ich mich. »Heiß war es heute, oder?«
    »Kann man sagen«, bestätigt sie.
    »Stell mir eine Frage«, sage ich aus einer plötzlichen – ja – spontanen Laune heraus.
    Sie zieht an der Zigarette, bläst dann den Rauch aus. »Also, was machst du so?«
    »Was glaubst du, was ich mache?« Verspielt auch noch.
    »Ein Model?« Sie zuckt die Achseln.
    »Schauspieler?«
    »Nein«, sage ich. »Schmeichelhaft, aber – nein.«
    »Also?«
    »Ich mache in, eh, hauptsächlich Mord und Exekution. Kommt drauf an«, sage ich beiläufig.
    »Macht es Spaß?« fragt sie, ungerührt.
    »Errm … kommt drauf an. Warum?« Ich nehme ein wenig Sorbet.
    »Na ja, den meisten Jungs, die ich kenne, die in Mergers & Acquisition machen, macht’s nicht sonderlich Spaß«, sagt sie.
    »Das war auch nicht das, was ich sagte«, sage ich mit bemühtem Lächeln und kippe den Rest meines J&B. »Ach, vergiß es.«
    »Frag mich was«, sagt sie.
    »Okay. Wo machst du …« Ich hänge einen Moment, dann, »Sommer?«
    »Maine«, sagt sie. »Frag mich noch was.«
    »Wo trainierst du?«
    »Privater Trainer«, sagt sie. »Und du?«
    »Xclusive«, sage ich. »Auf der Upper West Side.«
    »Wirklich?« Sie lächelt, bemerkt dann jemanden hinter mir, aber ihre Miene verändert sich nicht, und ihre Stimme bleibt flach.
    »Francesca. O mein Gott. Es ist Francesca. Schau.«
    »Daisy! Und Patrick, du Teufel! « kreischt Francesca. »Daisy, was in Gottes Namen machst du mit einem Hengst wie Bateman?« Sie entert die Nische, drängt sich rein mit diesem gelangweilten blonden Girl, das ich nicht kenne. Francesca trägt ein Samtkleid von Saint Laurent Rive Gauche, und das Mädchen, das ich nicht kenne, trägt ein Wollkleid von Geoffrey Beene. Beide tragen Perlen.
    »Hallo Francesca«, sage ich.
    »Daisy, mein Gott, Ben und Jerry sind hier. Ich liebe Ben und Jerry«, glaube ich sie sagen zu hören, alles in einem atemlosen Zug, sie versucht, gegen das Gedudel der Jazz-Band anzuschreien – tatsächlich übertönt sie das Gedudel spielend. »Bist du nicht auch verrückt nach Ben und Jerry?« fragt sie, die Augen weit aufgerissen, und schnarrt dann eine vorbeigehende Kellnerin an: »Orangensaft! Ich brauche Orangen saft! Jesus verfickter Christus, die Bedienung hier muß weg! Wo ist Nell? Ich muß mit ihr drüber reden«, murmelt sie und schaut durch den Raum, ehe sie sich an Daisy wendet. »Was macht mein Gesicht? Bateman, Ben und Jerry sind hier. Sitz nicht da wie ein Idiot. Oh, war nur Spaß. Ich vergöttere Patrick, aber zum Teufel, Bateman, mach ein fröhliches Gesicht, du Hengst, Ben und Jerry sind hier.« Sie zwinkert lasziv und befeuchtet beide Lippen mit der Zunge. Francesca schreibt für Vanity Fair.
    »Aber ich habe schon …« Ich halte inne und schaue beunruhigt auf mein Sorbet hinab. »Ich habe schon dieses Grapefruit-Sorbet bestellt.« Düster deute ich auf den Nachtisch, verstört. »Ich will kein Eis.«
    »Um Gottes willen, Bateman, Jagger ist hier. Mick, Jerry. Du weißt schon«, sagt Francesca an uns alle gerichtet, aber ohne den Raum aus den Augen zu lassen. Daisys Miene hat sich verändert. »Was für ein Y-U-P-P-I-E«, buchstabiert sie dem blonden Mädchen, dann

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