American Psycho
fällt Francescas Blick auf mein Sorbet. Schützend ziehe ich es an mich.
»O ja«, sage ich. »Just another night, just another night with you …« Ich versuche es mit Singen. »Ich weiß, wer er ist.«
»Du siehst dünn aus, Daisy, du machst mich krank. Was soll’s, da ist Alison Poole, ist auch zu dünn und macht mich auch krank«, sagt Francesca und tätschelt leicht meine Hand, die das Sorbet bedeckt, während sie die Schale wieder an sich zieht. »Und das sind Daisy Milton und Patrick …«
»Wir kennen uns«, sagt Alison und funkelt mich an.
»Hi Alison. Pat Bateman«, sage ich und strecke meine Hand aus.
»Wir kennen uns«, sagt sie und schaut noch grimmiger drein.
»Ah – tun wir das?« frage ich.
Francesca kreischt: »Gott, seht euch bloß Batemans Profil an. Total römisch! Und diese Wimpern! « quiekt sie. Daisy lächelt beifällig. Ich mache auf cool und ignoriere sie.
Ich erkenne in Alison ein Mädchen, das ich letztes Frühjahr in der Mache hatte, als ich mit Evelyn und ihren Eltern beim Kentucky Derby war. Ich erinnere mich, wie sie schrie, als ich versuchte, meinen ganzen Arm, behandschuht und beschmiert mit Vaseline, Zahnpasta und allem, was ich finden konnte, in ihre Vagina zu schieben. Sie war betrunken, weggetreten vom Koks, und ich hatte sie mit Draht verschnürt und Gafferband über ihren Mund, ihr Gesicht und ihre Brüste geklebt. Vorher hatte Francesca mir einen geblasen. Wo oder wann, weiß ich nicht mehr, aber sie hatte mir’s mit dem Mund gemacht, und es hatte mir gefallen. Und plötzlich erinnere ich mich schmerzlich, wie gerne ich Alison an diesem Frühlingsnachmittag hätte zu Tode bluten sehen, aber etwas hatte mich zurückgehalten. Sie war so hinüber – »O mein Gott« war alles, was sie während dieser Stunden immer wieder stöhnte, und Blut quoll aus ihrer Nase –, daß sie nicht anfing zu weinen. Vielleicht war das das Problem; vielleicht war es das, was sie gerettet hat. Am selben Wochenende setzte ich auf ein Pferd namens »Indecent Exposure« und gewann eine Stange Geld.
»Na dann … Hi.« Ich lächle schwach, fange mich aber schnell wieder. Die Story hätte Alison nie rumerzählt. Keine Seele konnte je von diesem reizend grausigen Nachmittag gehört haben. Ich grinse sie durch die Dunkelheit bei Nell’s an. »Ja, ich erinnere mich. Du weißt …« Ich halte inne, grunze dann, »was Männern Spaß macht.«
Sie sagt nichts, sieht mich nur an, als sei ich der Untergang des Abendlands oder so was.
»Jesus. Schläft Taylor, oder ist er nur tot?« fragt Francesca, während sie den Rest meines Sorbets verschlingt. »O mein Gott, hat heute jemand Page Six gelesen? Ich war drin, Daisy auch. Und Taffy.«
Alison steht auf, ohne mich anzusehen. »Ich sehe mal unten nach Skip und tanze.« Sie geht.
McDermott kommt zurück und läßt den Blick kurz über Alison wandern, die sich an ihm vorbeidrängt, ehe er sich auf den Stuhl neben mich setzt.
»Glück gehabt?« frage ich.
»Nichts zu machen«, sagt er und wischt sich die Nase. Er hebt meinen Drink vor’s Gesicht und schnuppert daran, probiert dann ein Schlückchen und nimmt sich eine von Daisys Zigaretten. Er schaut wieder zu mir, während er sie anzündet, und macht sich selbst mit Francesca bekannt, ehe er sich wieder mir zuwendet. »Jetzt schau doch nicht so … du weißt schon … verdattert, Bateman. Kommt vor. «
Ich zögere, glotze ihn an und frage dann: »Sag mal, willst du mich verarschen, McDermott?«
»Nein«, sagt er. »War nichts zu machen.«
Ich stocke, schaue dann runter auf meinen Schoß und seufze. »Schau, McDermott, das habe ich früher schon abgezogen. Ich weiß, was du treibst.«
»Die habe ich gefickt.« Er zieht wieder die Nase hoch und zeigt auf ein Mädchen an einem der Tische vorn.
McDermott schwitzt wie ein Schwein und stinkt nach Xeryus.
»Tatsächlich? Wow. Jetzt hör mal zu«, sage ich, bemerke dann etwas aus dem Augenwinkel. »Francesca …«
»Was?« Sie schaut auf, einen Tropfen Sorbet am Kinn.
»Du ißt mein Sorbet.« Ich deute auf die Schale.
Sie schluckt, während sie mich anlinst. »Mach halblang, Bateman. Was willst du von mir, du scharfer Stecher? Einen AIDS-Test? O mein Gott, da wir gerade davon sprechen, der Typ da drüben, Krafft? Yep. Kein großer Verlust.«
Der Typ, auf den Francesca gezeigt hat, sitzt in einer Nische bei der Bühne, auf der die Jazzband spielt. Sein Haar ist über einem sehr kindlichen Gesicht zurückgeschmiert, und er trägt einen Anzug mit
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