Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
Vom Netzwerk:
meine Hoffnung – daß es wirklich nur Verstellung sein könnte – ist nur Wunschdenken, und so klatsche ich wieder in die Hände und hole Luft. »So! Ziemlich heiß war’s ja heute. Stimmt’s?«
    »Ich brauche einen neuen Pelz«, seufzt Libby, starrt in ihr Champagnerglas.
    »Boden- oder knöchellang?« fragt Daisy ebenso tonlos.
    »Eine Stola?« schlägt Caron vor.
    »Entweder bodenlang oder …« Libby hält inne und denkt eine Minute scharf nach. »Ich hab so ein kurzes knuddeliges Cape gesehen …«
    »Aber Nerz, oder?« fragt Daisy. »Bestimmt Nerz? «
    »O ja. Nerz«, sagt Libby.
    »Hey Taylor«, wispere ich, knuffe ihn. »Aufwachen. Sie reden. Das mußt du gehört haben.«
    »Aber welchen? « Caron hat Feuer gefangen.
    »Findest du nicht, daß Nerz manchmal zu … flauschig ist?« fragt Daisy.
    »Manche Nerze sind zu flauschig.« Libby diesmal.
    »Silberfuchs ist sehr im Kommen«, murmelt Daisy.
    »Beigetöne werden auch immer beliebter«, sagt Libby.
    »Welche sind das?« fragt jemand.
    »Luchs. Chinchilla. Hermelin. Biber –«
    »Hallo?« Taylor wacht auf, blinzelt.
    »Hier bin ich.«
    »Schlaf weiter, Taylor«, seufze ich.
    »Wo steckt McDermott?« fragt er und reckt sich.
    »Der spaziert unten herum. Sucht Koks.« Ich zucke die Achseln.
    »Silberfuchs ist sehr im Kommen«, sagt eine von ihnen.
    »Waschbär. Marder. Eichhörnchen. Bisam. Mongolenlamm.«
    »Träume ich«, fragt mich Taylor, »oder … höre ich wirklich ein echtes Gespräch?«
    »Tja, ich denke, wir lassen’s dafür durchgehen.« Ich zucke zusammen. »Scht! Hör hin! Das ist fesselnd!«
    Heute abend im Sushi-Restaurant hatte McDermott, im Zustand tiefster Frustration, die Mädels gefragt, ob sie einen der neun Planeten mit Namen nennen könnten. Libby und Caron kamen auf den Mond. Daisy war sich nicht sicher, tippte aber schließlich auf … Komet. Daisy glaubte, Komet sei ein Planet. Entwaffnet versicherten McDermott, Taylor und ich ihr, daß dem so sei.
    »Im Moment ist es leicht, gute Pelze zu finden«, sagt Daisy langsam. »Da immer mehr Prêt-à-porter-Designer sich jetzt mit Pelz beschäftigen, wird die Auswahl größer, weil jeder Designer mit anderen Pelzen arbeitet, um seiner Kollektion individuellen Charakter zu geben.«
    »Das ist alles so unheimlich«, sagt Caron zitternd.
    »Laß dich nicht so einschüchtern«, sagt Daisy. »Pelz ist nur ein Accessoire. Nicht einschüchtern lassen!«
    »Aber ein luxuriöses Accessoire«, hakt Libby nach.
    Ich frage den Tisch: »Hat jemals einer mit einer TEC Neun-Millimeter-Uzi rumgespielt? Eine Maschinenpistole. Nein? Sie ist besonders praktisch, weil dieses Modell einen Gewindelauf hat, auf dem sich Schalldämpfer und Laufverlängerungen befestigen lassen.« Ich nicke, während ich das sage.
    »Von Pelzen soll man sich nicht einschüchtern lassen.« Taylor schaut zu mir hin und sagt platt: »Hier erschließen sich mir allmählich verblüffende Erkenntnisse.«
    »Aber ein luxuriöses Accessoire«, bekräftigt Libby wieder.
    Die Kellnerin kommt zurück, setzt die Drinks und eine Schale Grapefruitsorbet ab. Taylor schaut es an und sagt zwinkernd: »Das hab ich nicht bestellt.«
    »Doch, hast du«, sage ich ihm. »Im Schlaf hast du das bestellt.«
    »Nein, habe ich nicht«, sagt er unsicher.
    »Dann esse ich es«, sage ich. »Hör einfach zu.« Ich tappe laut mit den Fingern auf den Tisch.
    »Karl Lagerfeld schlägt durch«, sagt Libby.
    »Warum?« Caron.
    »Natürlich hat er die Fendi-Kollektion entworfen«, sagt Daisy und zündet eine Zigarette an.
    »Ich mag das Mongolilamm kombiniert mit Maulwurf oder« – Caron macht eine Gackerpause – »die schwarze Lederjacke mit dem Persianerbesatz.«
    »Was hältst du von Geoffrey Beene?« fragt Daisy sie.
    Caron wägt ab. »Die weißen Satinkragen … heikel! «
    »Aber phantastisch, was er mit Tibetlamm macht«, sagt Libby.
    »Caroline Herrera?« fragt Caron.
    »Nein, nein, zu flauschig«, sagt Daisy kopfschüttelnd.
    »Zu Schulmädchen«, stimmt Libby zu.
    »James Galanos hat aber die himmlischsten russischen Luchsfelle«, sagt Daisy.
    »Und nicht zu vergessen Arnold Scaasi. Der weiße Hermelin«, sagt Libby. »Zum Sterben. «
    »Echt?« Ich lächle und verziehe meine Lippen zu einem behämmerten Grinsen. »Zum Sterben?«
    »Zum Sterben«, sagt Libby wieder, zum ersten Mal am ganzen Abend einer Sache sicher.
    »Ich finde, ein, eh, ein Geoffrey Beene würde dir anbetungswürdig stehen, Taylor«, winsele ich mit hoher, tuntiger Stimme, flappe

Weitere Kostenlose Bücher