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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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Bundfaltenhose und ein Seidenhemd mit hellgrauen Punkten von Comme des Garçons Homme, schlürft einen Martini, und es fällt nicht schwer, ihn sich heute nacht in einem fremden Schlafzimmer vorzustellen; vielleicht belügt er das Mädchen, das neben ihm sitzt: blond, Riesentitten, in einem nietenbesetzten Kleid von Giorgio di Sant’ Angelo.
    »Sollen wir’s ihr sagen?« fragt jemand.
    »O nein«, sagt Daisy. »Bloß nicht. Sie sieht aus wie die letzte Nutte.«
    »Hör mal, McDermott.« Ich beuge mich zu ihm. »Du hast Drogen. Ich seh’s dir an den Augen an. Von dem verdammten Schniefen gar nicht zu reden.«
    »Nix. Negativ. Nicht heute, Schätzchen.« Er wackelt mit dem Kopf.
    Applaus für die Jazz-Band – der ganze Tisch klatscht, selbst Taylor, den Francesca versehentlich aufgeweckt hat, und ich wende mich stinksauer von McDermott ab und schlage meine Hände zusammen wie alle anderen. Caron und Libby kommen zum Tisch, und Libby sagt: »Caron muß morgen nach Atlanta, Vogue- Shooting. Wir müssen.« Irgendwer bekommt die Rechnung, und McDermott bezahlt sie mit seiner goldenen AmEx, ein weiterer Beweis, daß er randvoll mit Koks ist, denn sonst ist er für seinen Geiz berühmt.
    Draußen ist es drückend, und es nieselt, fast wie ein Nebel, Blitze, aber kein Donner. Ich hefte mich an McDermott in der Hoffnung, ihn zu stellen, dabei krache ich fast in einen Rollstuhlfahrer; ich erinnere mich, daß er bis an die Sperrseile rollte, als wir ankamen, und da sitzt der Typ noch immer, Räder vor, dann wieder zurück, und wieder rauf auf den Bürgersteig, Luft für die Türsteher.
    »McDermott«, rufe ich. »Was hast du vor? Gib mir deine Drogen. «
    Er dreht sich um, sieht mich an, verfällt in ein irres Tänzchen, wirbelt herum, hört dann genauso unvermittelt auf und geht hinüber zu einer der schwarzen Frauen mit Kind, die im Eingang des geschlossenen Deli neben Nell’s sitzen und wie üblich um Essen betteln, vor ihren Füßen das obligatorische Pappschild. Schwer zu sagen, ob das Kind sechs oder sieben, schwarz ist oder nicht, selbst, ob es wirklich ihres ist, da das Licht vor Nell’s zu grell ist, sehr unvorteilhaft, und jede Haut gleich gelblich und verwaschen aussehen läßt.
    »Was machen die da?« sagt Libby, gebannt glotzend.
    »Wissen sie nicht, daß sie näher an den Seilen stehen müssen?«
    » Lib by, komm schon«, sagt Caron und zieht sie zu zwei Taxis am Bordstein.
    »McDermott?« frage ich. »Was zur Hölle treibst du da?«
    McDermotts Augen sind glasig, er wedelt mit einem Dollarschein vor der Nase der Frau, und sie fängt an zu heulen, während sie verzweifelt danach schnappt, aber natürlich – typisch – gibt er ihn ihr nicht. Statt dessen zündet er den Schein mit Streichhölzern aus der Canal Bar an und brennt damit die halbgeraucht zwischen seinen geraden weißen Zähnen – wahrscheinlich Jacketkronen – klemmende Zigarre an, das Arschloch.
    »Wie … weltmännisch von dir, McDermott«, sage ich zu ihm.
    Daisy lehnt an einem weißen Mercedes, der am Bordstein geparkt ist. Ein anderer Mercedes, eine Limousine diesmal, parkt in zweiter Reihe neben dem weißen. Mehr Blitze. Ein Krankenwagen quietscht die Fourteenth hinunter. McDermott schlendert an Daisy vorbei und küßt ihre Hand, ehe er in das zweite Taxi springt.
    Ich bleibe vor der weinenden schwarzen Frau zurück, Daisy glotzt.
    »Jesus«, murmele ich, dann: »Hier …« Ich reiche der schwarzen Frau ein Streichholzbriefchen von Lutéce, ehe mir mein Versehen auffällt, finde dann ein Briefchen Streichhölzer von Tavern on the Green, werfe sie dem Kind zu und winde ihr das andere Briefchen aus den verdreckten, schorfigen Fingern.
    »Jesus«, murmele ich wieder und gehe rüber zu Daisy.
    »Hier sind keine Taxis mehr «, sagt sie, Hände auf den Hüften. Ein weiterer Blitz läßt sie herumfahren und zetern: »Wo sind die Foto grafen? Wer macht hier Fotos? «
    »Taxi!« Ich pfeife und versuche, ein vorbeifahrendes Taxi ranzuwinken.
    Ein weiterer Blitz erhellt den Himmel über den Zeckendorf Towers, und Daisy heult auf: »Wo ist dieser Fotograf? Patrick. Sag ihnen, sie sollen auf hören.« Sie ist verwirrt, ihr Kopf ruckt nach links, rechts, vor, zurück, rechts. Sie senkt ihre Sonnenbrille.
    »O Gott«, murmele ich und hole Atem für einen Aufschrei. »Das sind Blitze. Kein Fotograf. Blitze! «
    »O natürlich, dir soll ich gerade glauben. Du hast gesagt, Gorbatschow ist unten«, sagt sie vorwurfsvoll. »Ich glaube dir gar nichts. Ich

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