American Psycho
falte sie ordentlich, hänge sie zusammen mit Hemd und Krawatte über einen schwarzen Stahlkleiderständer von Philippe Stark. »Weißt du was, neulich habe ich mein Mädchen erwischt, als sie ein Stück Kleietoast aus dem Mülleimer in der Küche gestohlen hat.«
Daisy verdaut das, fragt dann: »Warum?«
Ich halte inne, starre auf ihren flachen, wohlgeformten Bauch. Ihr Torso ist ganz Muskeln und Sonnenbräune. Wie meiner. »Sie sagte, weil sie hungrig ist.«
Daisy seufzt und leckt nachdenklich am Löffel.
»Sieht mein Haar okay aus?« Ich stehe immer noch da, nur mit Calvin-Klein-Jockeyshorts, einem wachsenden Ständer und Fünfzig-Dollar-Armani-Socken.
»Ja.« Sie zuckt die Achseln. »Klar.«
Ich sitze auf der Ecke des Futons und streife meine Socken ab. »Heute hab ich ein Mädchen zusammengeschlagen, das die Leute auf der Straße um Geld gebeten hat.« Ich mache eine Pause, wäge dann jedes der folgenden Worte sorgfältig ab. »Sie war jung, schien verängstigt zu sein und hatte ein Schild, auf dem stand, daß sie fremd in New York ist und ein Kind hat, obwohl ich keins gesehen habe. Und sie brauchte Geld, für Essen oder so. Für ein Busticket nach Iowa. Iowa. Ich glaube, es war Iowa. Und …« Ich halte für einen Moment inne, knülle die Socken zu einem Knäuel zusammen, entrolle sie dann wieder.
Daisy starrt mich eine Minute lang stumpf an, ehe sie fragt: »Und dann?«
Ich zögere, unruhig, und stehe auf. Ehe ich ins Bad gehe, murmele ich: »Und dann? Dann hab ich ihr die Scheiße aus dem Leib geprügelt.« Ich suche im Medizinschrank nach einem Kondom und sage, als ich wieder ins Schlafzimmer komme: »Sie hatte behindert falsch geschrieben. Ich meine, das ist nicht der Grund, warum ich’s gemacht habe, aber … du weißt schon.« Ich zucke die Achseln. »Sie war zu häßlich, um sie zu vergewaltigen.«
Daisy steht auf, legt den Teelöffel neben den Häägen-Dazs-Karton auf den Gilbert-Rhode-Designernachttisch.
Ich zeige mit dem Finger darauf. »Nein. Tu ihn in den Karton.«
»Oh, tut mir leid«, sagt sie.
Sie bewundert eine Palazetti-Vase, während ich das Kondom überziehe. Ich lege mich auf sie, wir ficken, und wie sie da unter mir liegt, ist sie nur ein Umriß, obwohl alle Halogenlampen an sind. Später liegen wir auf verschiedenen Seiten des Bettes. Ich berühre ihre Schulter.
»Ich glaube, du solltest jetzt gehen«, sage ich.
Sie öffnet die Augen, kratzt sich am Nacken.
»Ich fürchte, ich könnte dir … weh tun«, sage ich. »Ich glaube, ich kann mich nicht beherrschen.«
Sie sieht zu mir rüber und zuckt die Achseln. »Okay. Klar«, dann beginnt sie, sich anzuziehen. »Ich wollte sowieso nicht, daß es zu ernst wird«, sagt sie.
»Ich glaube, es wird was Schlimmes passieren«, erkläre ich ihr.
Sie zieht ihren Slip an, prüft ihre Frisur im Nabolwev-Spiegel und nickt. »Verstehe.«
Nachdem sie angezogen ist und einige Minuten reinen, harten Schweigens verstrichen sind, sage ich, nicht ganz ohne Hoffnung: »Du willst doch nicht, daß ich dir weh tue, oder?«
Sie knöpft das Oberteil ihres Kleids zu und seufzt, ohne zu mir aufzuschauen: »Darum gehe ich.«
Ich sage: »Ich glaube, ich hab’s nicht mehr drauf.«
Paul Owen
Den ganzen Morgen hörte ich mir in meinem Apartment an, wie Leute Nachrichten auf meinen Anrufbeantworter sprachen, glotzte müde auf das Funktelefon, ohne je ranzugehen, und schlürfte Tasse um Tasse entkoffeinierten Kräutertees. Anschließend ging ich ins Fitneßstudio, um zwei Stunden zu trainieren; dann nahm ich meinen Lunch in der Health Bar und konnte kaum die Hälfte des Endiviensalats mit Karottendressing essen, den ich mir bestellt hatte. Auf dem Rückweg von Hell’s Kitchen, wo ich in einem verlassenen Lagerhaus eine Etage gemietet habe, ging ich zu Barney’s.
Ich ließ mir das Gesicht machen. Ich spielte mit Brewster Whipple Squash im Yale Club und reservierte von da aus unter dem Namen Marcus Halberstam für acht im Texarkana, wo ich Paul Owen zum Dinner treffen werde. Ich habe das Texarkana gewählt, weil ich von etlichen Leuten, mit denen ich zu tun habe, weiß, daß sie heute abend nicht dort essen werden. Außerdem ist mir nach dem Schweinefleisch mit Chilikruste und ein oder zwei Dixie-Bieren. Es ist Juni, und ich trage einen Zweiknopf-Leinenanzug, ein Baumwollhemd, eine Seidenkrawatte und lederne Brogues, alles von Armani. Vor dem Texarkana geht mich ein fröhlicher schwarzer Penner an und behauptet, Bob Hopes jüngerer Bruder zu sein,
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