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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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von 90 Dollar kaufen, aber wie erwartet, habe ich ein schlechtes Geschäft gemacht: Niggerstimmen, die häßliche Wörter wie digit, pudding, chunk hervorstoßen. Jean sitzt an ihrem Schreibtisch, auf dem sich Akten stapeln, die ich ihr zum Durcharbeiten gegeben habe. Der Tag heute war nicht schlecht: vor dem Büro habe ich zwei Stunden trainiert; das neue Restaurant von Robinson Hirsch, Finnia, hat in Chelsea aufgemacht; Evelyn hat zwei Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen und eine weitere bei Jean, um mich wissen zu lassen, daß sie fast die ganze Woche in Boston sein wird; und das beste von allem war die Patty Winters Show, die heute morgen zwei Teile hatte. Der erste war ein Exklusivinterview mit Donald Trump, der zweite ein Bericht über mißhandelte Frauen. Zum Dinner soll ich mich mit Madison Grey und David Campion im Café Luxembourg treffen, aber um acht Uhr dreißig erfahre ich, daß Luis Carruthers mit uns essen wird, also rufe ich Campion, das dämliche Arschloch, an und sage ab, überlege dann minutenlang hin und her, was ich mit dem Rest des Abends anfangen soll. Als ich aus dem Fenster schaue, fällt mir auf, daß der Himmel über dieser Stadt in wenigen Minuten völlig dunkel sein wird.
    Jean linst in mein Büro und klopft vorsichtig an die halboffene Tür. Ich gebe vor, ihre Anwesenheit nicht zu bemerken, obwohl ich nicht weiß, warum, da ich doch irgendwie einsam bin. Sie kommt an den Schreibtisch. Mit den Wayfarers auf der Nase starre ich noch immer erstaunt auf mein Kreuzworträtsel, aber ohne besonderen Grund.
    Sie legt eine Akte auf den Schreibtisch, ehe sie fragt: »Machen Sie’s Kreuzworträtsel?«, dabei das »das« halb verschluckend – eine bemitleidenswerte Geste der Intimität, ein irritierender Versuch gezwungener Freundschaftlichkeit. Innerlich würgend nicke ich, ohne zu ihr aufzuschauen.
    »Brauchen Sie Hilfe?« fragt sie, arbeitet sich vorsichtig um den Schreibtisch herum zu meinem Stuhl und lehnt sich über meine Schulter, um ihre Mitarbeit anzubieten. Ich habe bereits sämtliche freien Felder mit Fleisch oder Knochen ausgefüllt, ihr entfährt nur ein unhörbares Japsen, als sie es bemerkt, und als sie den Haufen Nr.-2-Bleistifte auf meinem Schreibtisch herumliegen sieht, die ich mitten durchgebrochen habe, sammelt sie sie pflichtbewußt ein und verläßt den Raum.
    »Jean?« rufe ich.
    »Ja, Patrick?« Mit schlecht verhohlenem Eifer kommt sie wieder ins Zimmer.
    »Möchten Sie mir beim Dinner Gesellschaft leisten?« frage ich, starre immer noch aufs Kreuzworträtsel und radiere behutsam das »F« in einem der vielen Fleisch s aus, mit denen ich das Rätsel aufgefüllt habe. »Das heißt, falls Sie nichts … anderes vorhaben.«
    »O nein«, antwortet sie zu schnell, dann merkt sie wohl ihren Übereifer und sagt: »Ich habe keine Pläne.«
    »Na, wenn das kein Zufall ist«, frage ich, schaue auf und senke meine Wayfarers.
    Sie lacht leichtfertig, aber es klingt etwas Flehendes mit, etwas Beklemmendes, und das trägt nicht gerade dazu bei, daß ich mich weniger schlecht fühle.
    »Denke schon«, sagt sie unentschlossen.
    »Ich habe auch Karten für ein … ein Milla-Vanilla-Konzert, falls Sie da hingehen möchten«, sage ich beiläufig.
    Verwirrt fragt sie: »Wirklich? Wer?«
    »Milla … Vanilla«, wiederhole ich langsam.
    »Milla … Vanilla?« fragt sie unbehaglich.
    »Milla … Vanilla«, sage ich. »Ich glaube, so heißen sie.«
    Sie sagt: »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Ob Sie hingehen möchten?«
    »Nein … wegen des Namens.« Sie konzentriert sich, sagt dann: »Ich glaube, sie heißen … Milli Vanilli.«
    Ich zögere lange, ehe ich sage: »Oh.«
    Sie steht da, nickt einmal.
    »Macht auch nichts«, sage ich – ich habe sowieso keine Karten dafür. »Es ist noch Monate hin.«
    »Oh«, sagt sie und nickt wieder. »Okay.«
    »Und wo sollen wir hingehen?« Ich lehne mich zurück und ziehe den Zagat aus der obersten Schreibtischschublade.
    Sie zögert, unsicher, was sie sagen soll, fürchtet, meine Frage könnte ein Test sein, den sie bestehen muß, und unschlüssig, ob sie die richtige Antwort getroffen hat, versucht sie es schließlich mit: »Wo Sie hingehen wollen?«
    »Nein, nein, nein.« Ich lächle, während ich in dem Führer blättere. »Wie wär’s, wenn wir hingehen, wo Sie hinwollen?«
    »O Patrick«, seufzt sie. »Ich kann das nicht entscheiden.«
    »Nein, kommen Sie schon«, dränge ich. »Wo immer Sie hinwollen.«
    »Nein, ich kann nicht.«

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