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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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mit einem Blick auf Farrell sagen kann: »Mich entsetzt nur sein Bauchansatz.«
    Evelyn mustert Farrell ebenfalls. »Oh, er hat doch keinen Bauch.«
    »Und wie das ein Bauch ist«, sage ich. »Sieh ihn dir an.«
    »Das liegt nur daran, wie er sitzt«, sagt sie aufgebracht. »Oh, du bist –«
    »Das ist eine Wampe, Evelyn«, beharre ich.
    »Oh, du bist verrückt.« Sie wedelt abfällig mit der Hand. »Ein Irrer.«
    »Evelyn, der Mann ist kaum dreißig. «
    »Na und? Es ist ja nicht jeder so verrückt auf Gewichtheben wie du«, sagt sie verärgert und schaut wieder in die Karte.
    »Ich mache kein ›Gewichtheben‹«, seufze ich.
    »Oh, dann geh rüber und hau ihm auf die Nase, du großer Schläger«, läßt sie mich abfahren. »Mir ist es wirklich egal.«
    »Führe mich nicht in Versuchung«, warne ich sie und murmele dann mit einem weiteren Blick auf Farrell: »Was für ein Pisser.«
    »O mein Gott, Patrick. Du hast kein Recht, den Verbitterten zu spielen«, sagt Evelyn ärgerlich, noch immer auf die Karte starrend. »Deine Animositäten sind völlig grundlos. Mit dir kann doch irgendwas nicht stimmen.«
    »Sieh dir den Anzug an.« Ich kann es mir unmöglich verkneifen, auf ihn zu zeigen. »Sieh dir an, was er anhat.«
    »Oh, na und, Patrick?« Sie wendet eine Seite, stellt fest, daß sie leer ist, und blättert zurück zu der Seite, die sie vorher studiert hat.
    »Ist ihm nie der Gedanke gekommen, sein Anzug könnte Ekel erregen?« frage ich.
    »Patrick, du benimmst dich wie ein Irrer «, sagt sie kopfschüttelnd, mittlerweile bei der Weinkarte.
    »Gottverdammt, Evelyn, was meinst du mit › benimmst dich ‹?« sage ich. »Ich bin einer, Scheiße noch mal.«
    »Mußt du damit so hausieren gehen?« fragt sie.
    »Keine Ahnung.« Ich zucke die Achseln.
    »Jedenfalls, ich wollte gerade erzählen, was Melania und Taylor passiert ist und …« Sie bemerkt etwas und sagt in einem Atemzug, seufzend: »… starr nicht so auf meine Brust, Patrick. Schau mich an, nicht meine Brust. Also, jedenfalls, Taylor Grassgreen und Melania waren … Du kennst Melania, sie war in Sweet Briar. Ihrem Vater gehören diese ganzen Banken in Dallas? Und Taylor war in Cornell. Jedenfalls, sie wollten sich im Cornell Club treffen, und dann hatten sie um sieben bei Mondrian reserviert, und er trug …« Sie hält inne, zurückdenkend. »Nein. Le Cygne. Sie wollten ins Le Cygne und Taylor trug …« Sie unterbricht sich wieder. »O Gott, es war Mondrian. Mondrian um sieben, und er trug einen Pietro-Dimitri-Anzug. Melania war einkaufen gewesen. Ich glaube, sie war bei Bergdorf’s, obwohl ich nicht sicher bin – aber jedenfalls, o ja … es war Bergdorf’s, weil sie am nächsten Tag den Schal im Büro trug, also jedenfalls, sie war seit zwei Tagen oder so nicht in ihrer Aerobic-Gruppe gewesen, und sie sind überfallen worden, als sie auf einem –«
    »Ober?« Ich rufe jemandem zu, der vorbeigeht. »Noch ein Drink? J&B?« Ich zeige auf das Glas, verärgert, daß ich das eher als Frage denn als Befehl formuliert habe.
    »Willst du denn nicht wissen, was passiert ist?« fragt Evelyn, unangenehm berührt.
    »Mit atemloser Spannung«, seufze ich völlig desinteressiert. »Ich kann es kaum erwarten.«
    »Jedenfalls, dann passierte was wirklich Lustiges«, fängt sie an.
    Ich hänge an deinen Lippen, denke ich. Wieder einmal fällt mir ihre mangelnde Sinnlichkeit auf, erscheint mir zum ersten Mal wie blanker Hohn. Früher war es gerade das, was mich an Evelyn anzog. Jetzt ekelt mich dieser Mangel an, scheint mir unheimlich, erfüllt mich mit namenloser Furcht. Bei unserer letzten Sitzung – gestern, um genau zu sein – fragte mich der Psychiater, zu dem ich seit zwei Monaten gehe: »Welche Verhütungsmethode wenden sie und Evelyn an?«, und ich seufzte, ehe ich antwortete, meine Augen starr durch das Fenster auf einen Wolkenkratzer gerichtet, dann auf das Gemälde über dem Turchin-Glasteetisch – die riesige Reproduktion eines Frequenzgangreglers von einem anderen Künstler, nicht Onica. »Ihren Job.« Als er mich nach ihrer bevorzugten Sexualpraktik fragte, informierte ich ihn bitterernst: »Zwangsvollstreckung«. Im dumpfen Bewußtsein, daß ich, wären nicht die Leute im Restaurant, die auf dem Tisch stehenden Jade-Eßstäbchen nehmen, sie tief in Evelyns Augen stoßen und mitten durchbrechen würde, nicke ich Interesse heuchelnd, aber ich hab’s schon abgehakt und schenke mir die Eßstäbchen-Nummer. Statt dessen bestelle ich eine Flasche

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