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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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ist … kein … Spiel, will ich schreien, aber ich kann keinen Atem holen, obwohl ich nicht glaube, daß sie es merkt. Ich wende mich ab. Ich brauche Ruhe. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Verstört greife ich einen Moment lang nach Mrs. Wolfes Arm, um mich zu sammeln, aber ich halte mitten in der Bewegung inne, führe statt dessen die Hand an die Brust, aber ich kann sie nicht fühlen, selbst dann nicht, als ich meinen Schlips lockere; da liegt sie, zitternd, und ich kann nichts dagegen tun. Ich erröte, sprachlos.
    »Ich halte es für besser, wenn Sie jetzt gehen«, sagt sie.
    Wir stehen da im Flur und sehen uns an.
    »Machen Sie hier keinen Ärger«, sagt sie wieder leise.
    Ich stehe noch einige Sekunden da, ehe ich schließlich den Rückzug antrete, die Hände in einer beruhigenden Geste erhoben.
    »Kommen Sie nicht wieder«, sagt sie.
    »Tue ich nicht«, sage ich. »Keine Sorge.«
    Das Paar erscheint im Türrahmen. Mrs. Wolfe behält mich im Auge, bis ich die Lifttür erreiche und auf den Knopf drücke, um den Aufzug zu rufen. Im Aufzug überwältigt mich der Duft der Rosen.

Training
    Free Weights und Nautilus-Equipment als Ausgleich gegen Streß. Mein Körper spricht sofort auf das Training an. Hemdlos unterziehe ich mein Bild im Spiegel über dem Waschbecken des Umkleideraums einer gnadenlosen Prüfung. Meine Armmuskeln brennen, meine Bauchdecke könnte nicht straffer sein, mein Brustkorb ist Stahl, die Brustmuskeln Granit, meine Augen weiß wie Eis. In meiner Garderobe bei Xclusive liegen drei Vaginas, erst kürzlich aus verschiedenen Frauen geschnitten, die ich in der letzten Woche überfallen habe. Zwei sind abgewaschen, eine nicht. An einer klemmt eine Haarspange, die, die mir am liebsten ist, ziert ein blaues Band von Hermès.

Ende der Achtziger
    Der Blutgeruch dringt bis in meine Träume, die größtenteils schrecklich sind: brennende Ozeanriesen, Vulkanausbrüche auf Hawaii, das grausame Ende aller, die bei Salomon Insidergeschäfte machen, James Robinson, der irgendwas Gemeines mit mir macht, plötzlich muß ich wieder zur Schule gehen, dann nach Harvard, und Tote mischen sich unter die Lebenden. Die Träume sind ein endloser Reigen von Autowracks und Katastrophenbildern, elektrischen Stühlen und schaurigen Selbstmorden, Spritzen und aufgeschlitzten Pin-up-Girls, fliegenden Untertassen, Marmor-Jacuzzis, rosa Pfeffer. Wenn ich in kalten Schweiß gebadet aufwache, muß ich den Panorama-Fernseher einschalten, um den Baustellenlärm zu übertönen, der den ganzen Tag über hämmert, von irgendwoher. Vor einem Monat war Elvis Presleys Todestag. Footballspiele flackern dahin, ohne Ton. Ich kann den Anrufbeantworter klicken hören, einmal, zweimal, er ist leise gestellt. Den ganzen Sommer lang schreit uns Madonna entgegen: »Life is a mystery, everyone must stand alone …«
    Als ich den Broadway entlanggehe, um Jean, meine Sekretärin, zum Brunch zu treffen, fragt mich vor Tower Records ein Collegestudent mit Clipboard nach dem traurigsten Song, den ich kenne. Ich nenne ihm, ohne zu zögern, »You Can’t Always Get What You Want« von den Beatles. Dann fragt er mich nach dem heitersten Song, den ich kenne, und ich sage »Brilliant Disguise« von Bruce Springsteen. Er nickt, macht sich Notizen, und ich gehe weiter, am Lincoln Center vorbei. Ein Unfall. Ein Krankenwagen parkt am Bordstein. Ein Knäuel Innereien liegt auf dem Gehweg in einer Blutlache. In einem koreanischen Deli kaufe ich einen sehr harten Apfel, den ich auf dem Weg zu Jean esse, die gerade an einem kühlen, sonnigen Septembertag am Sixty-seventh-Street-Eingang zum Central Park steht. Als wir hoch in die Wolken schauen, sieht sie eine Insel, ein Hundebaby, Alaska, eine Tulpe. Ich sehe eine Gucci-Geldklammer, eine Axt, eine Frau, in zwei Teile gespalten, einen großen flauschig weißen Blutfleck, der sich am Himmel ausbreitet und auf die Stadt tropft, auf Manhattan. Ich sage ihr nichts davon.
    Wir machen Station in einem Straßencafé, Nowheres auf der Upper West Side, um uns zu einigen, welchen Film wir sehen sollen, ob es irgendwelche Museumsausstellungen gibt, die man sich ansehen sollte, vielleicht einfach nur spazierengehen, sie ist für den Zoo, ich nicke stumpfsinnig. Jean sieht gut aus, sie trägt eine Goldlamé-Jacke und Samtshorts von Matsuda. Ich sehe mich selbst im Fernsehen, in einem Werbespot für ein neues Produkt – Wein-Cooler? Bräunungsmilch? Zuckerfreien Kaugummi? –, und ich bewege mich in Jump-Cuts, gehe an einem

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