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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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steht, mustern wir sie, und obwohl ihre Knie lange, gebräunte Beine zieren, kann ich nicht umhin zu bemerken, daß ein Knie tatsächlich dicker als das andere ist. Das linke Knie ist klobiger, kaum wahrnehmbar dicker als das rechte, und dieser winzige Makel erscheint uns nun so schwerwiegend, daß wir alle das Interesse verlieren. Van Patten starrt benommen auf seine Vorspeise, blickt dann McDermott an und sagt: »Das ist auch nicht das, was du bestellt hast. Das ist Sushi , nicht Sashimi.«
    »Mein Gott«, seufzt McDermott. »Man kommt ja ohnehin nicht wegen des Essens her.«
    Ein Typ, der genau wie Christopher Lauder aussieht, kommt rüber an den Tisch, klopft mir auf die Schulter und sagt: »He Hamilton, schön braun«, bevor er in der Herrentoilette verschwindet.
    »Schön braun, Hamilton«, macht Price ihn nach und wirft Tapas auf meinen Brotteller.
    »O Mann«, sage ich, »hoffentlich werd ich nicht rot.«
    »Im Ernst, wo gehst du hin, Bateman?« fragt Van Patten.
    »Zum Bräunen.«
    »Genau, Bateman. Wohin gehst du?« McDermott scheint aufrichtig interessiert.
    »Ein großes Geheimnis«, sage ich, »in ein Bräunungsstudio«, und dann gereizt: »Wie jeder andere auch. «
    »Ich habe«, sagt Van Patten und legt eine Pause ein, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen, »eine Sonnenbank … zu Hause.« Dann beißt er ein großes Stück von seiner Muschelwurst ab.
    »Ach Quatsch«, sage ich zusammenzuckend.
    »Das stimmt «, bestätigt McDermott mit vollem Mund. »Ich hab’s gesehen.«
    »Das ist abso lut hanebüchen«, sage ich.
    »Wieso zum Teufel ist das abso lut hanebüchen?« fragt Price und schiebt mit der Gabel Tapas auf seinem Teller herum. »Weißt du überhaupt, wie verdammt teuer die Mitgliedschaft in einem Sonnenstudio ist?« fragt mich Van Patten. »Ein Jahres beitrag?«
    »Du spinnst«, murmele ich.
    »Seht, Leute«, sagt Van Patten. »Bateman ist ungehalten.«
    Plötzlich taucht ein Hilfskellner an unserem Tisch auf und nimmt, ohne zu fragen, die zum größten Teil noch unberührten Vorspeisen weg. Keiner von uns beschwert sich, außer McDermott, der fragt: »Hat er gerade unsere Vorspeisen weggenommen?« und dann verständnislos lacht. Doch als er merkt, daß niemand mitlacht, hört er auf.
    »Er hat sie mitgenommen, weil die Portionen so klein waren, daß er dachte, wir seien fertig«, sagt Price müde.
    »Ich denke bloß, das mit der Sonnenbank ist verrückt«, erkläre ich Van Patten, obwohl ich insgeheim denke, es wäre schon ein hipper Luxus, leider habe ich wirklich keinen Platz dafür. Man könnte noch andere Dinge damit anfangen, als sich zu bräunen.
    »Für wen arbeitet Paul Owen?« höre ich McDermott Price fragen.
    »Irgendeinen Stinker von Kicker Peabody«, sagt Price fahrig. »Busenfreund von McCoy.«
    »Warum sitzt er dann bei diesen Gurken von Drexel?« fragt McDermott. »Ist das nicht Spencer Wynn?«
    »Bist du auf Droge oder was?« fragt Price. »Das ist nicht Spencer Wynn.«
    Ich sehe zu Paul Owen rüber, der mit drei anderen Typen in einer Nische sitzt – einer von ihnen könnte Jeff Duval sein, Hosenträger, zurückgekämmtes Haar, Hornbrille, sie alle trinken Champagner – und frage mich beiläufig, wie Owen an den Fisher-Account gekommen ist. Das macht mich nicht hungrig, aber unser Hauptgericht kommt, kaum daß die Vorspeisen abgeräumt sind, und wir beginnen zu essen. McDermott löst seine Hosenträger. Price nennt ihn einen Schmierlappen. Ich fühle mich wie gelähmt, aber schaffe es, mich von Owen abzuwenden, und blicke auf meinen Teller (die Terrine ein gelbes Sechseck, eingerahmt von Räucherlachsstreifen, rund um den Tellerrand kunstvolle Schnörkel aus erbsengrüner Tomatillosauce), und dann starre ich auf die Menschenmenge. Sie wirken feindselig, möglicherweise betrunken von Begrüßungs-Bellinis, ermüdet vom stundenlangen Warten auf beschissene Plätze neben der offenen Küchentür, obwohl sie reserviert hatten. Van Patten unterbricht das Schweigen an unserem Tisch, indem er die Gabel hinknallt und den Stuhl zurückschiebt.
    »Was ist los?« frage ich und sehe von meinem Teller auf, über dem meine Gabel schwebt, aber meine Hand will sich nicht bewegen; es ist, als würde sie das Arrangement auf dem Teller zu sehr bewundern, als habe meine Hand einen eigenen Willen und würde sich weigern, das Design zu zerstören. Ich seufze und lege die Gabel hin, hoffnungslos.
    »Scheiße. Ich muß diesen Film auf Kabel für Mandy aufnehmen.« Er wischt sich mit einer

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