American Psycho
Patten.
Tunnel
Aus unerfindlichem Grund tragen alle Männer draußen vor Tunnel heute abend Smoking, abgesehen von einem obdachlosen Penner mittleren Alters, der nur ein paar Schritte von den Absperrseilen entfernt unter einem Müllcontainer hockt und jedem, der ihm Aufmerksamkeit schenkt, bettelnd einen Styropor-Kaffeebecher hinhält, und als Price uns um die Menschenmenge herum zur Absperrung führt und einem Türsteher ein Zeichen gibt, wedelt Van Patten mit einer druckfrischen Ein-Dollar-Note vor dem Gesicht des Penners herum, das sich einen Moment aufhellt, aber dann steckt Van Patten sie wieder ein, als wir in den Club gelotst werden und ein Dutzend Getränkebons und zwei VIP-Basement-Ausweise bekommen. Drinnen werden wir kurz von zwei weiteren Türstehern belästigt – lange Wollmäntel, Zöpfe, wahrscheinlich Deutsche –, die wissen wollen, warum wir nicht im Smoking sind. Price meistert all dies doch irgendwie weltmännisch, entweder indem er den Idioten ein Trinkgeld gibt oder auf wichtig macht (wahrscheinlich ersteres). Ich halte mich da raus, stelle mich mit dem Rücken zu ihm und versuche zuzuhören, wie McDermott bei Van Patten über meine Blödheit lästert, die Pizzas bei Pastels schlechtzumachen, aber es ist schwer, überhaupt etwas zu verstehen, weil Belinda Carlisles Version von »I Feel Free« aus den Boxen dröhnt. Ich trage ein Messer mit gezackter Klinge in der Tasche meines Valentino-Jacketts und habe gute Lust, McDermott direkt hier in der Eingangshalle abzustechen, vielleicht sein Gesicht aufzuschlitzen oder die Wirbelsäule zu durchtrennen; aber Price winkt uns schließlich rein, und die Versuchung, McDermott zu töten, wird durch jene seltsame frohe Erwartung abgelöst, sich zu amüsieren, Champagner zu trinken, mit einem Hardbody zu flirten, etwas Koks aufzutun, vielleicht sogar zu ein paar Oldies zu tanzen oder zu diesem neuen Janet-Jackson-Song, den ich so mag.
Es wird etwas ruhiger, als wir in den vorderen Korridor zum eigentlichen Eingang gelangen und an drei Hardbodies vorbeikommen. Die eine trägt ein schwarzes Jäckchen aus Wolle mit fallendem Revers und seitlichen Knopfriegeln, Hosen aus Wollcrêpe und einen taillierten hochgeschlossenen Kaschmirpullover, alles von Oscar de la Renta; die andere trägt einen zweireihigen Mantel aus Wolle, Mohair und Nylontweed, dazu eine passende Hose im Jeans-Style und ein Herrenhemd aus Baumwolle, alles von Stephen Sprouse; die attraktivste trägt ein Wolljackett und einen hochgeschnittenen Wollrock mit Karomuster, beides von Barney’s, und eine Seidenbluse von Andra Gabrielle. Sie nehmen uns durchaus wahr, und wir geben das Kompliment zurück, indem wir uns nach ihnen umsehen – abgesehen von Price, der sie links liegen läßt und etwas Unflätiges sagt.
»Mein Gott, Price, zieh nicht so ein Gesicht«, jammert McDermott. »Was ist los mit dir? Diese Mädchen waren heiß.«
»Ja, wenn man Farsi spricht«, sagt Price und gibt McDermott ein paar Getränkebons, als wolle er ihn beschwichtigen.
»Wieso?« fragt Van Patten. »Für mich sahen sie nicht spanisch aus.«
»Weißt du, Price, du wirst deine Einstellung ändern müssen, wenn du was zum Ficken suchst«, meint McDermott.
»Ausgerechnet du willst mir was übers Ficken erzählen?« fragt Price Craig. » Du, der letzte Nacht mit Handarbeit zufrieden sein mußte?«
»Deine Einstellung nervt, Price«, sagt McDermott.
»Hör zu, meinst du, wenn ich was zum Ficken wollte, würde ich mich aufführen wie euch gegenüber?« sagt Price herausfordernd.
»Genau das glaube ich«, erklären McDermott und Van Patten wie aus einem Mund.
»Wußtet ihr eigentlich«, sage ich, »daß es durchaus möglich ist, sich anders zu geben, als man gerade drauf ist, wenn man auf Sex aus ist, Jungs? Ich hoffe, du fällst jetzt nicht vom Glauben ab, McDermott.« Ich gehe schneller, um auf einer Höhe mit Tim zu bleiben.
»Nein, aber das erklärt immer noch nicht, warum sich Tim wie ein Riesen arschloch aufführt«, sagt McDermott, bemüht, mich einzuholen.
»Als ob es solchen Mädchen drauf ankommen würde«, schnaubt Tim. »Wenn ich denen mein Jahreseinkommen nenne, ist denen mein Verhalten völlig egal, das kannst du mir glauben.«
»Und wie bringst du diese dezente Information an?« fragt Van Patten. »Sagst du: ›Hier ist ein Corona, und übrigens, ich mache hundertachtzigtausend im Jahr, wie ist dein Sternzeichen?‹«
»Hundertneunzig«, korrigiert ihn Price. »Genau das tue ich. Auf Subtilität
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