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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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eine Bar namens Brannigan’s.«
    »Sieh mal einer an. Wie spät ist es in Thailand.«
    »Zeit zum Wecken.«
    Rachel ist auf dem Sofa im Wartezimmer eingeschlafen. Sanft rüttele ich sie wach. »Kommen Sie, ich bringe Sie nach Hause.«
    »Aber was ist mit Mickey?«
    »Sie müssen ein wenig schlafen. Wir finden sie morgen.«
    Joe telefoniert noch immer mit einer Kellnerin in Phuket, die kein Englisch kann. Er versucht, sich Peter Brannigan beschreiben zu lassen und so herauszubekommen, ob er und Gerry Brandt dieselbe Person sind.
    Die Straßen sind bis auf eine städtische Kehrmaschine mit rotierenden Bürsten und Wasserstrahl leer. Ich öffne Rachel die Tür, und sie steigt ein. Im Wagen riecht es nach Raumdeo mit Fichtennadelduft und uraltem Tabak.
    Rachel hat sich einen Mantel geliehen, den sie wie eine Decke über ihre Knie breitet. Ich weiß, dass sie Fragen hat. Sie will Sicherheiten. Vielleicht machen wir uns beide etwas vor.
    Auf der Fahrt nach Maida Vale erleuchten immer wieder Scheinwerfer anderer Autos den Innenraum unseres Wagens. Sie lehnt den Kopf an die Rückenlehne und sieht mich an.
    »Haben Sie Kinder, Inspector?«
    »Ich bin kein Polizist mehr. Bitte nennen Sie mich Vincent.«
    Sie wartet auf meine Antwort.
    »Zwillinge. Sie sind schon erwachsen.«
    »Sehen Sie sich oft?«
    »Nein.«

    »Warum nicht?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Wie kann das sein? Es sind Ihre Kinder.«
    Jetzt hat sie mich in der Falle. Was ich auch sage, sie wird es nicht verstehen. Sie sucht verzweifelt ihr Kind, und ich rede mit meinen nicht einmal. Worin liegt da die Gerechtigkeit?
    Sie streicht sich die Haare hinter die Ohren. »Wissen Sie, ich glaube manchmal, dass Mickey durch meine Schuld so ängstlich war.«
    »Warum sagen Sie das?«
    »Ich habe sie ständig ermahnt, sie soll vorsichtig sein.«
    »Das machen alle Eltern.«
    »Ja, aber es waren nicht nur die normalen Sachen wie streunende Hunde streicheln oder mit Fremden reden. Ich habe ihr Angst davor gemacht, was passieren kann, wenn man etwas zu sehr liebt und enttäuscht wird oder es abgenommen bekommt. Sie hatte nicht immer Angst, nach draußen zu gehen. Es fing erst im Alter von etwa vier an.«
    »Was ist denn passiert?«
    Mit verlorener Stimme beschreibt sie einen Nachmittag in einem Park, wo sie und Mickey häufig Enten gefüttert haben. An diesem speziellen Samstag war dort eine altmodische Kirmes mit Kinderkarussell, Zuckerwatte und Windrädchen aufgebaut. Mickey ritt ganz alleine auf einem bunt bemalten Pferd und war sehr stolz, dass ihre Mutter nicht hinter ihr sitzen musste. Als die Fahrt vorbei war, landete sie auf der anderen Seite vom Karussell. Rachel war in ein Gespräch mit einer Frau aus ihrer Müttergruppe vertieft und bekam das Ende der Fahrt gar nicht mit.
    Mickey stieg ab. Anstatt um das Karussell herum zurückzugehen, marschierte sie durch den Wald aus Beinen, weil sie dachte, dass ein Paar bestimmt ihrer Mutter gehörte.
    Sie kam zu einem Teich, wo sich unter den Ästen einer Weide die Enten versammelt hatten. Sie spähte über einen niedrigen Gitterzaun und sah zwei höchstens elfjährige Jungen Steine werfen.
Die Enten hatten sich zusammengeschart. Mickey fragte sich, warum sie nicht wegflogen. Dann bemerkte sie die kleinen Küken, die unter den gefiederten Brüsten und den schlammigen Schwanzfedern verborgen waren.
    Ein Küken – ein kleines dunkles Knäuel im Schatten – löste sich von den anderen, wurde frontal von einem Stein getroffen und versank. Sekunden später tauchte es wieder auf und trieb leblos auf dem grünen Schleim in der Teichecke.
    Mickey begann hysterisch zu heulen. Tränen strömten über ihre Wangen bis in ihre Mundwinkel. Als die Jungen das Geschrei hörten, ließen sie die Steine fallen und verdrückten sich, weil sie nicht dafür verantwortlich gemacht werden wollten.
    Die Schreie vom Teich lösten die widersprüchlichsten Reaktionen bei den Menschen aus. Manche überschlugen sich förmlich im Bemühen, sie zu überhören. Andere sahen hin und warteten, dass jemand eingriff.
    Der Taubenmann mit dem grauen Bart und den gelben Zähnen war der Erste. Er schüttelte wie verstreute Krümel ein paar Tauben von seinem Schoß, erhob sich von seiner Bank und zog auf dem Weg zu Mickey die Hosenbeine hoch, damit er sich neben sie knien konnte.
    »Was ist denn, Fräuleinchen?«
    »Sie sollen aufhören«, jammerte Mickey, die Hände auf die Ohren gepresst.
    Er schien sie nicht zu verstehen. »Möchtest du die Vögel

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