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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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ihre cremefarbene Hose so tief auf den Hüften, dass ich mich fragte, wovon sie gehalten wurde. Ihre Wohnung war voller alter Rüstungen und Waffen, darunter zwei gekreuzte Samuraischwerter an der Wand und ein
aus Eisen, Leder und Seide gefertigter Helm eines japanischen Kriegers.
    »Angeblich hat er Toyotomi Hideyoshi gehört«, erklärte Kirsten. »Er war der Daimyo, der Japan im sechzehnten Jahrhundert vereint hat, in der ›Zeit der kämpfenden Länder‹. Interessieren Sie sich für Geschichte, Detective Inspector?«
    »Nein.«
    »Sie glauben also nicht, dass wir aus unseren Fehlern lernen können?«
    »Bis jetzt haben wir es jedenfalls nicht getan.«
    Sie nahm meine Meinung zur Kenntnis, ohne sie zu teilen. Ali wanderte durch die Wohnung und bewunderte die Kunstwerke.
    »Was sagten Sie noch, was Sie beruflich machen?«, fragte sie Kirsten.
    »Ich sagte noch gar nichts.« In ihren Augenwinkeln blitzte ein Lächeln auf. »Ich leite eine Arbeitsvermittlungsagentur in Soho. Wir stellen Köche, Kellnerinnen, Hostessen und dergleichen. «
    »Die Geschäfte laufen offenbar gut.«
    »Ich bin sehr fleißig.«
    Kirsten bereitete uns einen Tee in einer handgemalten japanischen Kanne und servierte ihn in einer Porzellanschale. Wir mussten uns an einen Tisch knien, während sie eine Kelle mit pulverisiertem Tee in das siedende Wasser tauchte und es mit einem Bambusbesen schlug wie Rührei. Ich verstand die komplizierte Zeremonie nicht. Ali schien auf der Welle von Meditation und dem »einen Geist« eher mitschwingen zu können.
    Kirsten lebte seit drei Jahren in den Dolphin Mansions und war nur wenige Wochen nach Rachel und Mickey eingezogen. Sie und Rachel hatten sich angefreundet, Kaffeeklatschtanten. Sie gingen zusammen einkaufen und liehen sich gegenseitig Kleidung. Aber offenbar hatte Rachel Kirsten nichts von Alexej oder ihrer berühmten Familie erzählt. Es war ein Geheimnis zu viel.
    »Wer hätte das gedacht… die Schöne und das Biest«, meinte
Kirsten zu mir, als sie davon erfuhr. »Das ganze Geld, und sie lebt hier.«
    »Was hätten Sie denn gemacht?«
    »Ich hätte meinen Anteil genommen, wäre nach Patagonien gegangen – so weit weg wie möglich – und hätte für den Rest meines Lebens mit einer Pistole unter dem Kopfkissen geschlafen.«
    »Sie haben eine lebhafte Phantasie.«
    »Ich habe genug Geschichten von Alexej gehört. Das hat wohl jeder, was? Ich mag die, wo er in Las Vegas Blackjack spielt, und irgendein kalifornischer Dotcom-Millionär ihm erklärt, dass er auf seinem Stuhl sitze. Alexej ignoriert ihn, woraufhin der Kalifornier sagt: ›Hören Sie zu, Sie schwuler Tommy. Ich bin sechzig Millionen Dollar schwer, und das ist mein verdammter Platz.‹ Da nimmt Alexej ein Geldstück aus der Tasche und sagt: ›Sechzig Millionen? Wollen wir eine Münze werfen?‹«
    Sie erwartete keinen Lacher. Stattdessen dehnte sich eine konzentrierte Stille aus. Ich wünschte, ich hätte das Gleiche mit meinen Beinen machen können.
    Für den Zeitpunkt von Mickeys Verschwinden hatte sie ein Alibi. Der Hausmeister Ray Murphy hatte ihre Dusche repariert. Er hat nur drei Anläufe gebraucht, erklärte sie.
    »Was haben Sie danach gemacht?«
    »Ich bin wieder schlafen gegangen.«
    Sie sah mich fragend an und fügte hinzu: »Allein.«
    Vor zwanzig Jahren hätte ich gedacht, dass sie mit mir flirtet, aber ich wusste, dass sie sich über mich lustig machte. Älter und weiser zu sein hilft dem Ego nicht weiter. Jugend und Schönheit regieren die Welt.
    Als ich in den Flur zurückkehre, geht Ali gerade die Bände eines umgestürzten Bücherregals durch. Die Einbrecher haben jedes Buch, jeden Aktenordner und jedes Fotoalbum durchgeblättert und Kalender, Adressbücher, CD-ROMs und Fotos mitgenommen. Das war kein Einbruch, das war eine Durchsuchung. Sie
haben Kirsten gesucht und wollten die Namen ihrer Freunde und Kontaktpersonen – von jedem, der sie vielleicht kannte.
    »Wir sollten das melden, Sir.«
    »Ja.«
    »Was soll ich sagen?«
    »Sagen Sie die Wahrheit. Wir haben einen Einbruch entdeckt.«
    Bis zum Eintreffen der uniformierten Beamten sitzen wir auf der Treppe vor dem Haus und gehen mögliche Szenarien durch. Es hat angefangen zu nieseln, und die kleinen Tropfen setzen sich auf Alis Haaren und im Webmuster ihres Mantels fest.
    Auf der anderen Straßenseite quillt eine Hand voll verschlammter Jungen aus einem Range Rover, Fußballschuhe baumeln an Schnürsenkeln, Kniestrümpfe sind auf Knöchel herabgerutscht.
    Ein

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