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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Stück die Straße hinunter wartet jemand in einem Auto. Er wäre mir gar nicht aufgefallen, wenn ich nicht ein Feuerzeug hätte aufflammen sehen. Mir kommt der Gedanke, dass Keebal mich beschatten lässt, aber beinahe sofort fällt mir noch eine andere Erklärung ein. Vielleicht wartet jemand darauf, dass Kirsten nach Hause kommt.
    Ich trete auf den Bürgersteig und strecke meine Glieder. Die Sonne versucht, sich durchzusetzen, wird aber immer wieder von fetten, grauen Wolken verschluckt. Ich gehe die Straße hinunter, erst in die entgegengesetzte Richtung des verdächtigen Fahrzeugs, aber an der Ecke mache ich kehrt und überquere die Straße. Vor einer bronzenen Reiterstatue bleibe ich stehen und lese die Inschrift.
    Dann drehe ich mich wieder um und gehe los. Eine Taube flattert auf, als ich auf den Wagen zusteuere. Ich kann nur die Umrisse einer Person hinter dem Lenkrad erkennen.
    Ich halte mich dicht an den Rinnstein, halb versteckt hinter einer Reihe von Wagen. Erst im allerletzten Moment trete ich neben den Audi. Auf dem Beifahrersitz liegt ein Foto von Kirsten Fitzroy.
    Ein untersetzter, grauhaariger Mann starrt mich verdattert
an. In seiner Sonnenbrille sehe ich zwei aufgeschwemmte Versionen meiner selbst. Ich versuche, die Tür zu öffnen. Er greift nach der Zündung, und ich rufe, er soll stehen bleiben.
    In diesem Moment naht Ali und blockiert mit ihrem Wagen die Straße. Er legt den Rückwärtsgang ein und tritt aufs Gaspedal, dass die Reifen auf dem Asphalt quietschen. Der Wagen kracht in das Auto hinter ihm, macht dann einen Satz nach vorn und schiebt die Fahrzeuge auseinander. Reifen kreischen und qualmen, als er erneut den Rückwärtsgang einlegt.
    Ali ist ausgestiegen und hat eine Hand auf ihr Halfter gelegt. Der unbekannte Fahrer sieht sie zuerst. Er hebt eine Pistole und zielt auf ihre Brust.
    Instinktiv knalle ich meinen Gehstock gegen die Windschutzscheibe, wo er in zahllose Splitter aus lackiertem Holz zerbirst, aber der Lärm reicht, um den Fahrer einen Moment zögern zu lassen. Ali lässt sich fallen und rollt in den Rinnstein. Ich drehe mich in die andere Richtung und falle genauso schnell, aber nicht annähernd so anmutig.
    Keine sechs Meter entfernt geht eine Haustür auf. Zwei Mädchen im Teenageralter treten heraus, eine schiebt ein Fahrrad. Der Lauf der Pistole schwenkt in ihre Richtung.
    Ich rufe ihnen eine Warnung zu, aber sie bleiben erstarrt stehen. Aus dieser Entfernung wird er sie wohl kaum verfehlen.
    Ich blicke zu Ali, die, beide Füße fest auf dem Boden, ihre Glock in der rechten Hand hält und sie mit der linken stützt.
    »Ich kann ihn erwischen, Sir.«
    »Lassen Sie ihn fahren.«
    Sie lässt die Arme zwischen die Schenkel sinken. Der Wagen schießt rückwärts die Straße hinunter, bremst an der nächsten Ecke abrupt ab, dreht sich halb um die eigene Achse und verschwindet dann im Ladbroke Grove.
    Ali setzt sich neben mich auf den Rinnstein. Die Luft stinkt nach Abgasen und verbranntem Gummi. Die Mädchen sind verschwunden, aber rundum sind Vorhänge aufgezogen worden
und verängstigte Gesichter hinter den Fensterscheiben aufgetaucht.
    Ali wischt sich einen Ölfleck von den Fingern. »Ich hätte ihn erwischen können.«
    »Ich weiß.«
    »Warum also?«
    »Weil sie einem zwar beibringen, wie man Leute erschießt, aber nicht, wie man damit lebt.«
    Sie nickt, und eine Brise weht ihr die Ponyfransen ins Auge. Sie streicht sie aus dem Gesicht.
    »Haben Sie ihn erkannt?«
    Ich schüttele den Kopf. »Er hat auf Kirsten gewartet. Irgendjemand will sie unbedingt kriegen.«
    Ein Panda biegt um die Ecke und kommt langsam die Straße hinauf. Zwei Jugendliche in Uniform spähen von einer Straßenseite zur anderen und lesen die Hausnummern. Wären sie fünf Minuten früher gekommen, hätten sie sich vor Angst in die Hose geschissen oder wären erschossen worden. Dem Himmel sei Dank für kleine Fügungen.
    Befragungen müssen durchgeführt, Aussagen aufgenommen werden. Ali beantwortet die meisten Fragen und gibt eine Beschreibung von Wagen und Fahrer. Dem Computer zufolge gehört das Nummernschild zum Transporter eines Bauunternehmers in Newcastle. Irgendjemand hat es entweder gestohlen oder gefälscht.
    Unter normalen Umständen hätte die Polizei den Zwischenfall als Verkehrsrowdytum oder Fahrerflucht verbucht. Mit normalen Umständen meine ich, wenn zwei gewöhnliche Passanten und nicht zwei Polizeibeamte beteiligt gewesen wären.
    Detective Sergeant Mike Drury ist einer der

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