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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Fahrzeug führte.
    Das Gefährt schien aus dem gleichen rostähnlichen Material zu bestehen, das die Haut der Amnion bildete. Ein Wächter betrat die breite, flache Käferform und kauerte sich an die unbegreiflichen Kontrollen; der andere wartete hinter Nick und Morn. Nick stieg über den Rand des Fahrzeugs und drehte sich in der Absicht um, Morn beim Einsteigen zu helfen. Indem er sie fast gewaltsam mit sich hinabzog, hockte er sich auf einen der wie verwachsenen Sitzplätze.
    Der zweite Wächter bestieg das Heck.
    Mit einem flüssigen Gurgeln und Spotzen, als triebe Säure es an, nahm das Vehikel Fahrt auf.
    »Nick«, sagte Morn, »ich möchte ihn nach meinem Vater nennen.«
    »Was?« Ruckartig wandte Nick den Kopf; durch die Helmscheibe warf er ihr einen ärgerlichen Blick zu.
    »Er soll nach meinem Vater heißen.« Sie hatte ihren Wunsch nie Nick gegenüber erwähnt. »Davies Hyland. Ich will ihn Davies Hyland nennen.«
    »Bist du verrückt?« Aus der Enge seines Raumhelms drang Nicks Stimme übermäßig laut in Morns Ohren. »Jetzt ist echt nicht der richtige Moment, um so was zu besprechen.«
    »Es ist mir wichtig.« Sie wußte selbst, daß momentan nicht der geeignete Zeitpunkt war, um darüber zu reden; jetzt nicht, hier nicht. Jeder an Bord der Käptens Liebchen konnte sie hören; das gleiche galt für die Autoritäten Station Potentials. Aber Morn konnte schlichtweg nicht mehr schweigen. Ihre Furcht stiftete sie zur Wildheit an. Und die Erinnerung an ihren Vater bedeutete den einzigen ihr an Verläßlichem gebliebenen Rest, dem sie noch trauen durfte; der Teil ihrer selbst, der ihn geschätzt hatte, war alles, für das sie noch zu kämpfen vermochte. »Ich habe ja nie vorgehabt, ihn zu töten. Ich habe ihn geliebt. Ich möchte mein Kind nach ihm nennen.«
    »Gottverdammt noch mal, Morn…« Plötzlich klang Nicks Stimme, als spräche er aus der Ferne, wäre er aus Morns Nähe abgerückt. Schwefliges, wie durchnäßtes Licht spiegelte sich auf seiner Helmscheibe und machte seine Miene unkenntlich. »Es schert mich kein Schwarzes Loch in der Schießbude, wie du den kleinen Scheißer rufen willst. Hauptsache, du hältst dein verfluchtes Mundwerk.«
    Zum erstenmal seit einer Frist, die Stunden gedauert zu haben schien, erhellte eine Spur von Erleichterung Morns Gemüt.
    Davies.
    Davies Hyland.
    Wenigstens so viel von sich selbst würde sie in ihm wiedererkennen, egal was sich sonst ereignete. Vielleicht machte sein Name ihn zum Menschen.
    Das Gefährt flitzte, als rutschte es auf Öl vorwärts, durch die Docks in eine Art von Flur, der die Breite einer Straße hatte. Schwarze Streifen im Fußboden übernahmen die Steuerung des Wagens, leiteten ihn so zielsicher weiter, als führe er auf Schienen. Andere Streifen konnten wahrscheinlich zusätzliche Fahrzeuge lenken, aber gegenwärtig herrschte kein sonstiger Verkehr. Als einziges weit und breit war das glitschige Geräusch des Wagenmotors zu hören. Die Station verbarg außer ihren Wänden alles vor den Augen der Besucher. Der Flur verlief in ununterbrochenen Kurven, und Morn gewann den Eindruck, daß er sich abwärtssenkte, als ob der Innenraum Potentials in Spiralen angelegt wäre, in Schneckengängen, nicht in konzentrischen Kreisen, rund- und rundherum durch immer engere Windungen nach unten verliefe, wie der Abstieg in die Hölle. Hier glomm die naßgelbe Beleuchtung stärker. Sie glänzte und schimmerte auf Morns EA-Anzug, als handelte es sich um eine Dekontaminationsstrahlung, die unsichtbare Mikroorganismen wegsengte; die Realität zerfraß; zuletzt Morn die Furcht ausbrannte. Irgendwo tief in ihrem Innern ergab sie sich allmählich dem Einfluß des Z-Implantats. Unvermittelt tönte Nicks Stimme ihr ins Gehör. »Wohin bringen Sie uns? So weit von meinem Raumschiff fort zu sein, gefällt mir nicht.« Beide Wächter schauten ihn an. »Die Harmonisierung der Zwecke«, gab Potentials unpersönliche Stimme ihm Auskunft, »wird durch wechselseitige Erfüllung der Ansprüche erreicht. Ihre Ansprüche erfordern ein geeignetes Entbindungsmilieu.«
    Halblaut fluchte Nick. »Zeitvergeudung harmonisiert weder Ihre noch meine Zwecke«, erwiderte er störrisch.
    »Zeit unterwirft sich keiner Manipulation«, lautete diesmal die Antwort.
    »Ist das Philosophie oder Physik?« fragte wie aus dem Nichts in freundlichem Tonfall Vector Shaheed.
    »Also verdammt noch…!« entfuhr es Nick.
    »Vector!« schnauzte Mikka. »Ich habe Ruhe angeordnet.« Sie schwieg einen Moment

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