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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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bloß nicht auf die tugendhafte Manier. An Ihrem Gewissen klebt soviel Blut wie an unserem. Wahrscheinlich sogar mehr. Weshalb sollte man Sie sonst ›Henkerin‹ nennen? Sie selbst haben uns doch Josua zugeführt, oder nicht?«
    »Ich befolge Befehle«, sagte Donner, als spräche sie mit sich selbst. »Ich bringe ihm Vertrauen entgegen. Ich muß. Aber wir sollen Polizisten sein. Was taugen wir, wenn wir keine ehrlichen Menschen sind?«
    Hashi Lebwohl hob knapp die Schultern. »Was ist Ehrlichkeit? Wir setzen uns ein Ziel. Dann überlegen wir uns geeignete Mittel, um es zu erreichen. Ist das keine Ehrlichkeit?«
    Einiges von dem Blut, das Min Donners Gewissen befleckte, schien sich, als sie Lebwohl böse anblickte, in ihren Augen zu zeigen. »Mir wird speiübel, wenn ich Ihnen zuhöre«, knirschte sie. »Sie haben gesagt, Sie hätten vor, uns zu demonstrieren, wie er funktioniert. Also erledigen Sie’s, damit ich gehen kann.«
    »Freilich.« Ein Schmunzeln zuckte um Hashi Lebwohls Mund. »Aber ich muß Sie warnen«, meinte er zu Donner und Frik. »Wenn Sie Anstoß an der Möglichkeit nehmen, daß Josua nicht auf die Rettung Morn Hylands programmiert wird, dürften Sie wohl erst recht mißbilligen, was ich Ihnen außerdem zu erzählen habe.«
    »Was soll das bedeuten?« erkundigte sich Godsen Frik.
    »Die technischen Einzelheiten will ich Ihnen ersparen«, antwortete Lebwohl. »Eine allgemeine Darstellung genügt. Sobald Josuas Programmierung konzipiert, sämtliche Prioritäten und Variablen abgesegnet worden sind, wird sie dem Data-Nukleus seines Computers geladen. Im Effekt wird daraus ein integraler Bestandteil seiner selbst. Die Schnittstelle zwischen seinem Bewußtsein und dem Computer erlaubt es ihm, auf der Basis seines Wissens und seines Erfahrungsschatzes zu handeln, solang er nichts zu tun versucht, was der Programmierung zuwiderläuft. Er wird das moralische Äquivalent zweier Seelen haben. Eine davon, nämlich unsere, erteilt ihm Anweisungen. Die andere, und zwar seine, wird den Anweisungen gehorchen. Dieses System ist innerhalb seiner Grenzen durchaus verläßlich. Dank der Lenkung, der er durch die Z-Implantate unterliegt, ist er völlig unfähig, irgendeine Handlung zu begehen, die von seiner Programmierung abweicht. Leider hat das System nun einmal Grenzen. Einfach ausgedrückt, besteht die Schwierigkeit darin, daß wir niemals jede Situation oder jedes Problem voraussehen können, mit denen Josua konfrontiert werden wird. Und sollten sich Umstände ergeben, die seine Programmierung unzulänglich abdeckt, kann er zu unabhängiger Handlungsweise übergehen – das heißt, eventuell etwas anstellen, das uns schadet oder unsere Interessen schmälert. Soviel ist Ihnen schon bekannt.«
    »Natürlich ist’s uns bekannt«, brummte Frik. »Wir sind doch nicht blöd.«
    Man hätte anhand des Ausdrucks in Hashi Lebwohls blauen Augen meinen können, daß er sich in dieser Frage ein endgültiges Urteil noch vorbehielte, doch in seinem Tonfall klang keinerlei Verächtlichkeit an. »Die Lösung, für die wir uns entschieden haben, lautet so, daß Josua nicht allein in den Einsatz geht. Ein ›Partner‹ wird ihn begleiten. Dieser Partner wird ihm zum Schein untergeordnet sein, aber über die Kompetenz verfügen, seine Programmierung nach Bedarf anzupassen. Josuas Computer erkennt die Stimme des Partners, und wenn er die festgelegten Codebezeichnungen nennt, werden die neuen Befehle direkt dem Data-Nukleus eingespeist. Sollten wir selbst einmal einen Anlaß zur Anpassung von Josuas Programmierung sehen, brauchen wir natürlich nur seinen Partner zu kontaktieren. Die Umstellungen können binnen weniger Augenblicke erfolgen.«
    Sowohl Min Donner und Godsen Frik warteten auf das weitere, während Lebwohl sie beobachtete. »Josuas Partner ist inzwischen ausgesucht worden und wird gegenwärtig für den Einsatz geschult«, ergänzte der DA-Direktor nach kurzem Schweigen seine Darlegungen. »Wie Sie sich denken können, ist es unmöglich, ihn mit der gleichen Vollständigkeit in der Gewalt zu behalten, wie es bei Josua der Fall ist, aber wäre es anders, könnten sich die Beschränkungen seiner Programmierung als Hemmnis für Josuas Effektivität erweisen. Wir haben jedoch einen Mann ausgewählt, den wir als für diese Aufgabe besonders gut geeignet erachten. Und ich darf Ihnen versichern, daß er bisher schon einer intensiven Schulung unterzogen worden ist.«
    Min Donner verbiß die Zähne und wartete.
    Angus stand es

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