Amnion 2: Verbotenes Wissen
schweigt dazu.«
Hashi Lebwohl pflichtete ihr mit einem Nicken bei.
»Dann sind wir auf Spekulationen angewiesen. Durchdenken wir mal die Hypothese, daß es eine Bedingung Kapitän Succorsos gewesen sein könnte, ihm für seine Unterstützung Morn Hyland zu überlassen. Er bestand darauf, und wir wollten seine Mitarbeit. Also blieb uns keine andere Wahl, als sie ihm auszuliefern. Das ist plausibel, aber unbefriedigend. Daß wir sie nicht unter die Fuchtel der KombiMontan-Station geraten lassen konnten, steht fest. Dann wäre man dort unweigerlich auf die Wahrheit gestoßen, nämlich daß Josua, was die gegen ihn erhobene Anklage betrifft, schuldlos ist, daß die Anklage auf nichts anderes als durch Kapitän Succorso und unser teures Helferlein Milos Taverner, den Stellvertretenden Sicherheitsdienstleiter der Station, geschaffene Sachverhalte zurückgeht. Und damit wären wir blamiert gewesen. Das Autorisierungsgesetz wäre nicht verabschiedet worden, und unser Direktor der Politischen Abteilung hätte vor einem Desaster astronomischen Ausmaßes gestanden.«
Lebwohls Augen leuchteten. »Allerdings erachte ich es als ein mehr als fragwürdiges Vorgehen, sie einfach so an Kapitän Succorso abzutreten. Ich persönlich hätte es vorgezogen, sie zu liquidieren. Sie ist ein unberechenbares Element, und Kapitän Succorso ein Schurke. Zusammen verursachen sie uns mehr Ärger, als sie beheben können. Aber ich kann schlichtweg nicht glauben, daß wir uns nur aus Rücksicht auf eine Forderung Kapitän Succorsos in so eine wie die gegebene Situation gebracht haben.«
»Mit anderen Worten«, sagte Donner mißmutig, »Sie glauben, hier ist etwas völlig anderes in Gang. Sie sind der Ansicht, aus demselben Grund, aus dem Succorso mit ihr verduften durfte, wird nun nicht genehmigt, daß Josuas Programmierung ihre Rettung miteinschließt… und daß man uns diesen Grund nicht verrät.«
»Im wesentlichen ja«, bekannte Hashi Lebwohl.
Inzwischen schmerzten Angus vor Anstrengung die Arme, doch es stand ihm nicht frei, sie zu senken.
»Wir werden sehen«, kündete Godsen Frik an. »Das Ressort Öffentlichkeitsarbeit wird diese Rückgratlosigkeit nicht gutheißen. Ich befürworte Josua und seinen Einsatz voll, das ist klar. Ich hoffe, er zersprengt Thanatos Minor zu Schlacke. Und schafft uns Kapitän Succorso gleich mit vom Hals. Sie haben recht, Succorso ist ein Schuft. Einen derartigen Agenten zu haben, ist das Risiko nicht wert. Manche Risiken gehe ich willig ein. Das wissen Sie. Illegale wie Succorso und Verräter wie Taverner zu benutzen, um die Verabschiedung des Autorisierungsgesetzes sicherzustellen und an Josua zu gelangen, das hat die gefährliche Gratwanderung gelohnt. Es war ja meine eigene Idee. Wäre es aufgeflogen, hätten wir alle einpacken können. Aber ich bin davon überzeugt, daß man das Autorisierungsgesetz andernfalls nicht gebilligt hätte. Jetzt liegt der Fall allerdings gänzlich anders. Es stellt uns keinerlei Vorteile in Aussicht, wenn wir die Gefahr in Kauf nehmen, daß Succorso und Hyland sich gegen uns verbünden. Wir hätten sie, nachdem sie von der KombiMontan-Station abgeflogen waren, umgehend zu Staub atomisieren sollen. Wir haben’s aber versäumt, und jetzt müssen wir die Folgen tragen. Ich werde mich entsprechend für diese Sache einsetzen.«
Er wandte sich an Donner, als verspräche er sich von ihr Anerkennung; oder zumindest Dankbarkeit. »Sie können auf meine Rückendeckung bauen. Wenn wir nicht wenigstens versuchen, Morn Hyland zu befreien, stehen wir viel zu schlecht da.«
Min Donner war nicht dankbar. »Was verleitet Sie zu der Auffassung«, schnob sie, »daß er auf Sie hört?«
Er? dachte Angus. Er? Redeten sie etwa über Warden Dios? Den VMKP-Polizeipräsidenten?
Wer sonst könnte diesen Leuten Befehle erteilen?
Hätte der mächtigste Mann des Human-Kosmos sie dazu gezwungen, Morn mit Succorso gehen zu lassen?
»Ich kann über seinen Kopf hinweg handeln«, behauptete Godsen trotzig.
Sowohl Hashi Lebwohl wie auch Min Donner wandten den Blick ab, als wären sie schockiert; oder als ob sie sich schämten. »So wie damals in bezug auf den Impfstoff«, meinte Min Donner gedämpft, während sie den Fußboden betrachtete. Bedrohliches Rot verfärbte Godsen Friks Gesicht; doch er verzichtete auf eine Erwiderung.
»Dreckige Machenschaften mag ich nicht«, stellte Donner leise klar, den Blick unverwandt auf den Boden gesenkt.
Diesmal antwortete Frik. »Ach, jetzt kommen Sie uns
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