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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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künstlichen Kraftfülle und der artifiziellen Konzentrationsfähigkeit gemeistert, die nur das Z-Implantat ihr verleihen konnte. Und jetzt entbehrte sie diese Vorteile; nur die Nachteile hatte sie auszustehen.
    Abhängigkeit. Unzulänglichkeit. Und das Wissen, daß sie ohne ihr schwarzes Kästchen möglicherweise nie der Herausforderung gewachsen sein könnte, sich oder ihren Sohn zu retten.
    Manchmal sah sie nichts mehr, weil sie einen so fürchterlichen Hieb erhalten hatte. Bisweilen sah sie nichts, weil sie weinte. Andauernd verschwamm vor ihr die Tastatur, die Bildschirme schienen in Schlieren zu zerfließen.
    Nick würde es Verrat nennen, falls sie ihre Tränen irgend jemanden sehen ließ. Allerdings konnte sie nicht feststellen, ob nicht jeder unter den restlichen Angehörigen der Schicht ihren Zustand ohnehin bemerkte.
    Sie mußte sich mehr Mühe geben.
    Wenigstens versuchen mußte sie es. Diese Notwendigkeit hatte unbedingte Geltung: Sie verkörperte den kalten, harten Kern dessen, was Morn aufrechthielt. Davies war hilfloser als sie. Falls sie keine Mittel und Wege fand, um zu ihm zu gelangen, war er verloren.
    Sie mußte es versuchen.
    Anfangs fühlte sie sich, was ihre Aufgaben betraf, mit unerfüllbaren Ansprüchen konfrontiert. Allein die Checks durchzuführen und die Daten zu verarbeiten, deren Mikka bedurfte, hätte genügt, um Morns Kräfte voll auszulasten; darüber hinaus jedoch hatte sie sich mit der von Nick erwünschten Analyse abzumühen. Für irgend etwas anderes verblieb ihr gar keine Zeit, hatte sie keinerlei Aufmerksamkeit abzuzweigen, nicht die mindeste Kraft zu erübrigen.
    Aber dann erschien, so unerwartet, als kehrte er soeben aus dem Hyperspatium zurück, Lumpi an ihrem Posten, übergab ihr einen Becher Kaffee und einen Teller mit Broten.
    »Vector sagt«, nuschelte der Junge, »du hättest noch keine Zeit gehabt, um was zu futtern. Darum schickt er dir das hier.« Verlegenheit machte ihn gehemmt, als wäre die Sache ihm peinlich. »Er hat Mikka gefragt«, fügte er beklommen hinzu, als Morn keine Neigung zeigte, sich auf Vectors Angebot einzulassen. »Sie hat ja gesagt.«
    »Donnerwetter«, grummelte Scorz, »wenn mir bewußt gewesen wäre, daß ich mir die Mahlzeiten servieren lassen kann, bloß indem ich damit drohe, das Schiff zu sprengen, hätt ich’s schon längst getan.«
    Ransum kicherte nervös.
    Morn nahm den Kaffee und die Sandwiches. »Danke«, sagte sie leise, indem sie ihr Gesicht hinter ihrem Haar versteckte. Sie wartete ab, bis Lumpi ging.
    Nachdem er fort war, aß und trank sie, kam dadurch ein wenig zu Kräften. Ihre Finger fühlten sich danach wieder etwas lebendiger an.
    Ein paar Minuten nach dem Essen begann sie an der Lösung ihrer persönlichen Probleme zu arbeiten.
    Sie projizierte die Resultate der Checks sowie die Informationen, die Mikka haben mußte, auf einen der großen Monitoren und ergänzte sie regelmäßig, um zu verdeutlichen, daß sie ihre Pflicht erfüllte. Auf einem anderen Bildschirm ließ sie ein Such- und Vergleichsprogramm laufen, das die Datenspeicher der Käptens Liebchen nach Ähnlichkeiten beziehungsweise Übereinstimmungen mit dem durchsiebte, was sich im Hyperspatium ereignet hatte.
    Die Anzeigen der Konsole hingegen benutzte sie für Nachforschungen, die nicht mit ihrer Pflicht zusammenhingen.
    Als erstes widmete sie sich der einfachsten Frage. Ohne sonderliche Umstände ermittelte sie, wo man Davies gefangenhielt.
    Eine der Passagierkabinen diente als Zelle. Tatsächlich lag seine Unterkunft lediglich zwei Türen neben Morns Kabine. Allerdings machte dieses Faktum ihn ihr keineswegs erreichbarer; ohne Zweifel überwachte man ihn, und ebenso sicher hatte Nick dagegen vorgesorgt, daß Morn sich nicht aus ihrem Quartier schleichen konnte. Aber zu wissen, wo sich ihr Sohn befand, linderte schon ihre Beunruhigung. Und er hätte in schlimmeren Verhältnissen sein können; Nick hätte die Alternative gehabt, ihn festzusetzen, indem er ihn in eine der Kosmokapseln sperrte, die die Käptens Liebchen als Rettungsboote mitführte. In der Kabine konnte Davies sich zumindest umherbewegen, sich reinigen, es sich bequem machen.
    Aber anschließend wußte sie noch immer nicht, wie sie zu ihm vordringen könnte. Und es mutete ihrem angeschlagenen Gehirn zuviel zu, über dies Problem nachzugrübeln. Um sich davon abzulenken, befaßte sie sich mit dem Kommunikationslogbuch des Raumschiffs.
    Diese Nachforschungen verliefen mühsamer. Sie mußte ins

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