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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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und in Schußposition gebracht haben.«
    »Vier«, beharrte Morn, »wenn wir davon ausgehen, daß ihre Computer besser als unsere sind.«
    »Sie sind besser«, sagte Nicks Stimme aus der Verwaschenheit vor Morns Augen.
    »Also gut, vier«, räumte Pastille ein. »Eine Breitseite brauchte lediglich noch eine weitere Minute, um uns zu treffen. So nah werden wir dann sein. Sagen wir mal, vom Einsetzen unserer Kurskorrektur an gerechnet, achteinhalb Minuten. Genauer kann ich’s nicht schätzen. Allerdings könnte ich ’ne vorläufige hypothetische Countdown-Berechnung vornehmen, um die Schätzung zu verbessern.«
    »Ich schaff’s.« Morn bemühte sich um klare Sicht. »Laß mich meine Arbeit tun.«
    Nick hielt ihre Handgelenke fest umklammert, als versuchte er, durch die Spannung in ihren Armen Rückschlüsse auf ihren Zustand zu ziehen. Da beugte er sich unvermutet dicht über sie, legte seine an Morns Wange. »Du Miststück«, raunte er ihr ins Ohr. »Wie schön, zur Abwechslung einmal dich leiden zu sehen.«
    Er ließ ihre Hände fallen, schritt durch die Brücke und stellte sich an der Kommandokonsole neben Liete.
    Morn stützte sich auf die Seiten der Kontrollkonsole und versuchte, inmitten ihres scheinbar ins Kreiseln geratenen Schädels einen Ruhepunkt zu finden.
    Eine vorläufige hypothetische Countdown-Berechnung. Eine schätzungsweise Vorausbestimmung des Moments, in dem die Stiller Horizont das Feuer eröffnete; eine Schätzung, bei der die Zeitdilatation die einzige statthafte Variable abgab. An der Eingrenzung dieser Variablen arbeiteten die Computer der Käptens Liebchen schon seit mindestens einem Tag. Sie müßte jetzt dazu in der Lage sein, eine Berechnung mit einigermaßen genauem Ergebnis durchzuführen.
    Falls sie zu denken vermochte.
    Aber ›einigermaßen genau‹ wäre nicht gut genug. Sie mußte ein besseres Resultat erzielen.
    Sie konnte nicht richtig denken. Sobald sie nachzudenken versuchte, befielen sie Beklemmungen, verschwamm von neuem ihre Sicht.
    Sie brauchte gar nicht nachzudenken. Irgendwo in ihrem Computer gab es Programme, die es ihr abnehmen konnten. Sie mußte sie nur benutzen.
    Morn, rette uns!
    In äußerster Seelenqual.
    Sie rieb sich die Augen, in der Hoffnung, dem Gegaukel der Phosphene entgegenwirken zu können. Dann holte sie sich mittels ihrer Kontrollkonsole die erforderlichen Daten.
    Beginn des Countdown in der Sekunde der Kurskorrektur: Um diesen Augenblick hatte alles andere sich zu drehen. Wieviel Zeit war noch übrig? Sieben Minuten? Sechs? Sie hätte nachschauen können, tat es jedoch nicht. Jetzt mitanzusehen, wie der Rest ihres Lebens verstrich, hätte nur ihr Panikgefühl gesteigert.
    Die Lichtgeschwindigkeit: Sie war eine Konstante. Als Konstanten rangierten auch alle Informationen, die die Käptens Liebchen über Amnion-Kriegsschiffe im allgemeinen und die Stiller Horizont im besonderen hatte.
    Ebenso mußte die Absicht, die Käptens Liebchen zu vernichten, als Konstante gelten, geradeso wie das Erfordernis, für diesen Zweck den optimalen Schußwinkel einzunehmen. Aber sogar die Zeitdilatation selbst war konstant: Das jeweilige Vermögen der beiden Raumschiffe, sich auf sie einzustellen, ergab die zwei einzigen wahren Variablen. Sie durfte Morn getrost als eine Variable behandeln.
    Stelle die Daten zusammen. Veranlasse die Berechnungen.
    Tippe alle richtigen Tasten. – Bitte.
    »Ich hab’s«, sagte sie, wußte allerdings nicht, ob sie laut genug sprach, um von jemandem verstanden zu werden. »Es ist auf ’m Bildschirm. Das Ergebnis ist noch nicht endgültig. Ich habe ’ne automatische Selbstüberprüfung und -berichtigung nachgeschaltet. Der Computer checkt selbständig die Genauigkeit seiner für die Zeitdilatation berücksichtigten Kompensationen. Nach dieser Maßgabe berichtigt er die Countdown-Berechnung.«
    Ihre Gelenke schmerzten. Der Eindruck, Fieber zu haben, war noch stärker geworden, inzwischen so stark, daß es ihr im Kopf pochte. Sie hätte einen Schluck Wasser vertragen können, aber um darum zu bitten, fehlte es ihr an Kraft. Sie schloß die Lider, um eine Verschnaufpause einzuschieben.
    »Es ist wohl besser, du checkst die Sache, Pastille«, hörte sie Liete sagen, als ob eine Stimme in einem Traum erklänge.
    Der Steueranlagen-Drittoperator erstattete fast unverzüglich Meldung. »Sieht richtig aus. Ich weiß nicht, wie sie das macht. Das letzte Mal, als ich Entzugserscheinungen hatte, konnte ich nicht mal mit beiden Händen die eigene

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