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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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und schwang sich aus der Koje.
    Nun hatte sie ihre Chance.
    Nein, keineswegs.
    Sie mußte Nick in dem Glauben belassen, vollständige Macht über sie zu haben. Welchen Preis es ihr auch abfordern mochte, ihr letztes Geheimnis mußte sie unbedingt hüten; es galt die Tatsache zu verheimlichen, daß sie genau diese Funktion außer Betrieb genommen hatte. Ganz gleich, wie sehr es sie danach verlangte, die Gewalt über sich selbst zurückzugewinnen, es hatte entscheidende Bedeutung, daß sie dieser Versuchung widerstand.
    Folglich versuchte sie erst gar nicht, das schwarze Kästchen wieder für den eigenen Gebrauch zu verstecken. Und sie verzichtete auf den Versuch, sich aus ihrer Kabine zu schleichen. Eine Hoch-G-Belastung stand bevor. Sie wußte nicht, wann sie anfing, und ebensowenig, wie lange sie dauerte. Und sie benötigte so unaufschiebbar dringend Erholung, wie ihre Zonenimplantat-Abhängigkeit des Stillens bedurfte. Das Kontrollgerät zu finden, bereitete keine Mühe. Voller Verzweiflung drückte sie die Tasten, die sie in Schlaf senkten.
    Den Zeitschalter stellte sie nicht ein.
    Sie tat das Gerät in das Schrankfach zurück, wo Nick es gelassen hatte, eilte zur Koje und schaffte es gerade noch, die Anti-G-Gurte wieder zu schließen, ehe ihr Geist unfreiwillig ins Finstere eintauchte.

 
ERGÄNZENDE DOKUMENTATION
     
     
DAS AUTORISIERUNGSGESETZ
    Das von den Vereinigten Montan-Kombinaten initiierte ›Gesetz über die vorsorgliche polizeiliche Autorisierung zur Sicherheit des Weltalls‹, der Einfachheit halber im allgemeinen kurz ›Autorisierungsgesetz‹ genannt, wurde gegen energische Einwände seitens liberaler Politiker der Erde sowie gegen die Opposition der lokalen Kuratorien der meisten menschlichen Weltraumstationen verabschiedet: gegen die Bedenken der Stationen Terminus, Sagittarius OHG, AstroLab Annexia, Kosmo-Industriezentrum Valdor, Hoher Auslug, bemerkenswerterweise aber nicht gegen den Willen der KombiMontan-Station. Hinter allem Legalismus und dem legalistischen Jargon war die Stoßrichtung des Gesetzes vollkommen klar erkennbar: Es verlieh der VMKP polizeiliche Vollmachten und Obergewalt in allen kosmischen Sicherheitsangelegenheiten mit Ausnahme der Erde selbst.
    Vor dem Inkrafttreten des Autorisierungsgesetzes bestand für die lokalen Sicherheitsdienste die Verpflichtung, Mitarbeitern und Agenten der VMKP Zusammenarbeit zu garantieren, ihnen Informationen und Unterstützung zu gewährleisten, wenn ihre Aktivitäten sich auf Weltraumstationen erstreckten; aber das eigentliche Einsatzgebiet der VMKP begann erst an den Perimetern des Umraums der Weltraumstationen, im Effekt also an den Grenzen der Schußweite der Stationsartillerie. Das dieser Beschränkung zugrunde liegende Prinzip hing mit den Richtlinien zusammen, in denen die VMKP ihren Auftrag definiert hatte. Ihnen zufolge existierte die VMKP, um ›die Beachtung von Recht und Gesetz in der Weltraumfahrt zu verbürgen und die Raumpiraterie zu bekämpfen‹. Zu mehr nicht.
    Schon seit einiger Zeit jedoch hatte bei der Auslegung der Richtlinien mit zunehmender Häufigkeit weniger das ›mehr nicht‹, sondern ein ›nicht wenig‹ einen wichtigen Schwerpunkt gebildet.
    Beispielsweise konnte keine sinnvolle Anstrengung unternommen werden, um die ›Raumpiraterie zu bekämpfen‹, ohne mit dem Problem der Amnion konfrontiert zu werden. Indem der personelle Bestand, die Hilfsmittel und die Entschlossenheit der VMKP wuchsen, geschah das gleiche mit dem Umfang ihres Auftrags, den man bald so verstand, daß er den Schutz des Human-Kosmos gegen jedwede Bedrohung mit einschloß.
    Sobald diese Interpretation der Richtlinien einmal weithin geläufig geworden war, empfand man ihre Ausformulierung zu einer Gesetzesinitiative zusehends als unausweichlich. Um ›die Beachtung von Recht und Gesetz in der Weltraumfahrt zu verbürgen und die Raumpiraterie zu bekämpfen‹ mußte die VMKP naturgemäß eine innere Handlungsfreiheit haben (und zwar zum Vorgehen gegen menschliche Illegale, die sich bei ihren Umtrieben zwangsläufig als Basis auf die eine oder andere Weltraumstation stützten) und ebenso über einen nach außen orientierten Handlungsspielraum (gegen die Amnion) verfügen. In der VMKP-Hierarchie erachtete man die Verabschiedung des Autorisierungsgesetzes einige Jahre hindurch als Angelegenheit von hoher Priorität.
    Mehrere Faktoren vereinten sich und trugen dazu bei, das Autorisierungsgesetz trotz des dagegen entfalteten Widerstands als

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