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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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von elektronischem Chaos.
    Um nur einen Herzschlag später – sieben oder acht Sekunden früher, als Morns ursprüngliche Extrapolation gelautet hatte – durchtoste eine Salve aus amnionischen Protonengeschützen den Schleier aus Statik. Wäre die Käptens Liebchen getroffen worden, hätte das konzentrierte Feuer sie atomisiert, und die Sonnenwinde des Vakuums hätten ihre Partikel verweht. Doch die Strahlbahnen streiften sie nicht einmal. Tatsächlich bekam die Besatzung, weil die eigenen Minen ihr die Beobachtung verwehrten, den amnionischen Beschuß nicht einmal zu sehen. Daß er stattfand, bemerkte sie lediglich daran, daß seine Intensität die Statik überlagerte, die Sensoren des Raumschiffs blendeten, ehe sich ihre Schaltkreise, um sie zu schützen, automatisch deaktivierten. Wie knapp sie verfehlt worden war, erfuhr sie nie.
    Die Stiller Horizont ortete, wie Nick es beabsichtigt hatte, nichts als Eruptionen.
    Als die Sensoren der Amnion endlich die Statik wirksam genug durchdrangen, um festzustellen, daß die Käptens Liebchen keinen Treffer erhalten hatte, war das Raumschiff längst aus ihrer Schußweite entkommen.
    »Tja«, meinte Nick im Tonfall grimmiger Zufriedenheit, »jetzt wissen wir wenigstens, daß es ihnen ernst ist.«
    Ernst, dachte Morn, deren Kopf noch immer auf der Kontrollkonsole lehnte. So ernst, daß sie lieber die Käptens Liebchen vernichten möchten, als Davies entwischen zu lassen. Wahrscheinlich wäre es nun angebracht gewesen, sich wieder aufrecht in den Andrucksessel zu setzen, aber eigentlich verspürte sie gar kein entsprechendes Bedürfnis. Thanatos Minor befand sich innerhalb des Bannkosmos: des amnionischen Weltalls.
    Ganz plötzlich, scheinbar ohne Übergang, stand Nick vor ihr. »Komm mit!« Er machte sich daran, sie loszuschnallen. »Du bist hier nutzlos. Ich bring dich in deine Kabine.«
    Morn merkte, wie sie sich an Nicks Hals klammerte. Aus irgendeinem Grund konnte sie nicht unterscheiden, in welcher Richtung oben lag.
    Nick ließ Morn, sobald sie beide die Kabine betreten hatten, auf den Rand der Koje plumpsen und holte das schwarze Schaltkästchen heraus.
    »Ich verwende das Ding diesmal ungern.« Der gegen die Stiller Horizont errungene Erfolg hatte ihn in Erregung hineingesteigert, und am liebsten hätte er sich nun an Morn ausgetobt. »Ich fänd’s schöner, dir ’ne Zeitlang zuzusehen, wie du am Entzug leidest. Aber ich kann’s nicht riskieren. Du könntest ja durchdrehen. Die einzige Alternative wäre, dich ins Krankenrevier zu schaffen und dir ’ne Dosis Kat spritzen zu lassen. Das geht aber nicht, weil ich noch nicht weiß, wie lange ich deinen hilflosen Zustand beibehalten will. Und den Befehl, dich auf unbegrenzte Dauer unter Medikamenten zu halten, würde der MediComputer nicht anerkennen. Also hab ich keine Wahl. Mal schauen, wie’s dir gefällt, für ’ne Weile ’n Nullwellenhirnchen zu sein.«
    Trotz der Statik der Entzugserscheinungen in ihrem Kopf begriff Morn, während Nick sich mit den Tasten befaßte, die Umstände ihrer Situation. »Warte«, krächzte sie schwächlich.
    »Warum?« knurrte Nick.
    Überleben. Wenn sie zuließ, daß Nick sie umbrachte – oder sie ins Hyperspatium-Syndrom trieb –, konnte sie Davies nie mehr helfen. Daß die Amnion ihr Ansinnen aufgaben, war inzwischen völlig unwahrscheinlich. Sie bemühte sich darum, deutlich zu sprechen.
    »Der Sender hat nur kurze Reichweite. Du kannst ihn nicht einschalten und dann mitnehmen. Dadurch ginge die Wirkung verloren.« Bitte sieh das ein. Bitte. Es müßte mich das Leben kosten. »Wenn du ihn nicht hier bei mir läßt, hat er auf mich keine Wirkung.«
    Das klang einleuchtend. Sicherlich konnte sie ihn damit doch überzeugen?
    »Echt ’n Scheißding«, brummte Nick und betätigte die Funktion, die Morn in Katatonie versetzen sollte.
    Sie schloß die Lider und ließ sich schlaff zusammensacken.
    Sobald sie reglos auf der Koje lag, streckte er sie aus und sicherte sie mit den Anti-G-Gurten, damit sie nicht umherflog und zerschmettert wurde, wenn die Käptens Liebchen ihr Bremsmanöver begann. Obwohl er vermutlich keine Zeit zu vergeuden hatte, blieb er noch einen Moment lang bei ihr stehen und betrachtete sie. »Verdammte Hexe«, raunte er schließlich, als spräche er über sie einen Fluch aus.
    Aber er mußte ihr geglaubt haben. Bevor er die Kabine verließ, legte er das Zonenimplantat-Kontrollgerät in ein Fach eines der Wandschränke.
    Zittrig befreite sich Morn aus den Gurten

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