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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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trieb, dachte sie danach vielleicht an Feuer? Das wäre eine völlig andere Sache. Alles an Bord war auf irgendeine Weise feuerempfindlich. Konnte er sicher sein, daß sie in ihrer Kabine nichts hatte, womit sich ein Brand entfachen ließ?
    Morn tappte durch mit Sterilisationschemikalien vermischte Wasserrinnsale aus der Hygienezelle, kauerte sich mitten im Durcheinander auf den Fußboden.
    Ignoriere mich, Nick. Nun ignoriere mich mal.
    Versuch es nur.
    Er konnte es unmöglich. Morns mit Durchblick begnadeter Teil wußte genau, daß er es nicht konnte. Er war noch nicht mit ihr fertig. Das Risiko, von ihr durch irgend etwas so Abwegiges überrascht zu werden, daß es sie ums Leben brachte, würde er nicht eingehen. Und selbst wenn sie nicht starb, welche Freude sollte es ihm bereiten, eine unwiderruflich Wahnsinnige zu foltern?
    Morn brauchte nur zu warten, bis die Tür aufging und er vor ihr stand.
    Nach einer Weile begriff sie, daß sie aus einem bestimmten Grund auf dem Boden hockte: Damit er beim Eintreten nicht dachte, sie hätte vor, ihn anzufallen.
    Die Tür…
    Er…
    Möglicherweise hätte sie befürchtet, sich sein Kommen nur einzubilden, daß er in Wirklichkeit nicht kam; doch diesen Gesichtsausdruck wäre sie sich nie zurechtzuphantasieren gewesen. Er erschien mit konsternierter Miene. Er war echt geschockt. Was er sich auch vorgestellt haben mochte, es konnte ausschließlich sie betroffen haben; aber das hier hatte er nicht erwartet.
    Also war seine Ankunft Realität. Soviel stand für Morn fest.
    »Bisher hat’s mir Spaß gemacht«, sagte er gepreßt. »Ich habe mir angehört, wie du langsam den Verstand verlierst.« Die Totenblässe seiner Narben widerlegte die Äußerung. »Aber jetzt hat’s wohl lang genug gedauert. Allmählich störst du meine Aufmerksamkeit.«
    Zur Antwort nahm Morn eine Tube Zahnpasta und schleuderte sie nach seinem Kopf.
    Mit der Hand wehrte er das Wurfgeschoß ab. Die andere Hand fuhr in seine Tasche und zückte das Zonenimplantat-Kontrollgerät.
    »Ich würde lieber drauf verzichten, aber mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als dich ›abzuschalten‹, ehe du die sanitären Anlagen völlig ruinierst.«
    Versuch es nur.
    Vorsätzlich hob Morn die Hände ans Gesicht und begann sich die Haut zu zerkratzen.
    Versuch es nur, du Drecksack!
    Um zu vermeiden, daß sie sich Verletzungen zufügte, hielt Nick das Kontrollgerät in ihre Richtung und drückte Tasten.
    Morn ließ sich aus dem Gleichgewicht kippen und klatschte rücklings in die Brühe, die aus der Hygienezelle floß.
    Irgend etwas bewog Nick dazu, ihrem nackten Fuß einen Tritt zu geben. Vielleicht hatte er es für möglich erachtet, daß sie auf den Tritt reagierte. Aber sie tat es nicht. Statt dessen lag sie so schlaff da wie eine Frau mit gebrochenem Genick. Flüssigkeit sickerte ihr in den offenen Mundwinkel.
    »Ich dachte, ’s wäre damit Schluß, daß du mir Kummer machst«, murmelte Nick, weil er glaubte, sie könnte ihn nicht hören. »Sieht aus, als hätte ich mich getäuscht.«
    Verdrossen schob er das Kontrollgerät in ein Wandfach und stapfte zur Kabine hinaus.
    Hinter ihm schloß sich die Tür.
    Er versäumte nicht, sie abzusperren.
    Wie von selbst versiegte der Flüssigkeitsstrom aus der Hygienezelle.
    Jemand auf der Brücke mußte die sanitären Anlagen und Pumpen ihrer Kabine abgeschaltet haben.
    Nur das Wasser in Morns Mund verhinderte, daß sie hysterisch lachte.
    Ruckartig hob sie den Kopf, spuckte das Wasser aus, schwang sich in die Senkrechte, so rasch sie es schaffte.
    Sie hastete zu dem Wandschrank, als hätte sie Sorge, das schwarze Kästchen könnte sich in der Schwärze ihrer Alpträume in nichts auflösen. Doch sie konnte es in greifbarer Stofflichkeit in der Hand fühlen, sie hatte es wirklich und wahrhaftig wieder. Ihre Finger umschlossen seine vertrauten Umrisse geradezu liebevoll; ihr Atem rasselte, während sie die Möglichkeiten durchdachte, die es ihr bot.
    Jetzt.
    Mit zittriger Hand drückte sie die Tasten, die bewirkten, daß gemäßigte Schübe der Kräftigung und Stärkung ihre Nerven durchströmten. Dann machte sie die Augen zu und genoß ganz einfach einen Moment lang die künstlichen Wonnen der damit verbundenen Empfindungen.
    Aber das genügte nicht. Sie mußte ihre Beschwerden lindern. So. Sie brauchte bessere Reflexe, erhöhtes Konzentrationsvermögen. So. Bald brauchte sie entschieden mehr Kraft, vorerst jedoch reichte eine maßvolle Steigerung. So.
    In ihrem Innern regten

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