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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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in Katatonie – gewartet hatte, fing am Interkom-Apparat tatsächlich wieder das grüne Lämpchen zu leuchten an.
    Nick gedachte sich durch Lauschen über ihren Zustand zu informieren.
    Sofort begann Morn zu wimmern wie eine todkranke Katze.
    Ihre malträtierten Stimmbänder trugen dazu bei, daß ihre Stimme sich kaum erkennen ließ, ihr Gejammer bemitleidenswert kläglich klang, nach völliger geistiger Zerrüttung. Und damit spiegelte sie nicht einmal etwas vor, oder? Soweit sie die Lage überblickte, gab sie damit nur die Wirklichkeit wieder.
    Sie hielt das Klagen durch, bis Nick die Interkom-Verbindung beendete. Dann verließ sie den Stuhl.
    Sie wankte in die Hygienezelle und suchte sämtliche harten Gegenstände zusammen, die sie finden konnte: Bürsten, das Nähzeug, Salbentuben, Haarwasserflaschen, Waschlotionen. Sie setzte sich zurück auf den Stuhl, hielt alles auf ihrem Schoß beisammen und schickte sich erneut ins Warten.
    Eine Stunde lang?
    Länger?
    Kürzer?
    Der Vorteil ihres Irrsinns, ihrer begriffsstutzigen Verstandesklarheit, bestand darin, daß sie unter dem permanenten Dahinstreichen der Zeit nicht litt. Er sagte ihr, daß sie Geduld haben sollte, und ermöglichte es ihr, dem Gebot zu gehorchen.
    Sowohl die Friedliche Hegemonie wie auch Thanatos Minor mußten inzwischen im Erfassungsbereich der Scanninginstrumente sein. Wahrscheinlich hatte mittlerweile auch die Stiller Horizont weit genug aufgeholt, um alles mitverfolgen zu können, was sich ereignete. Morn war über solche Vorgänge nachzudenken imstande, aber mit einer Losgelöstheit, als gingen sie sie absolut nichts an. Die Fähigkeit, sich mit Sorgen zu plagen, war ihr abhanden gekommen, entweder wurde sie unterdrückt, oder sie hatte sich erschöpft. Lebhaft hatte sie Davies’ Bild vor sich, als könnte sie mitansehen, wie jeder Muskel seines Gesichts auf die Qual seiner Gedanken reagierte; doch nicht einmal das hinterließ bei ihr Eindruck.
    Sie tat gegenwärtig für ihren Sohn – nämlich indem sie wartete, als wäre sie durch einen Stunnerknüppel in ein Nullwellenhirnchen verwandelt worden –, was sie konnte.
    Versuch ruhig, mit mir fertigzuwerden, sagte sie in der Stille ihres Schädels vor sich hin. Versuch es nur. Du kannst ruhig kommen.
    Du vergißt immer, daß mir schon längst Angus das Rückgrat gebrochen hat. Für dich ist nichts mehr übrig, was du an mir kaputtmachen könntest.
    Alles was ich weiß, hat er mich gelehrt.
    Sobald wieder eine Aktivierung des Interkom-Apparats erfolgte, brach Morn in Schluchzen aus, fing die angesammelten Gegenstände in der Kabine umherzuwerfen an, bombardierte den Apparat mit Bürsten und Haarwaschmitteln. »Nick«, japste sie zwischen den Schluchzern, als wären ihr die Lungen geplatzt, »Nick!« Als sie den Vorrat an Wurfgegenständen aufgebraucht hatte, sprang sie hoch, packte den Stuhl und schlug ihn gegen die Wände.
    »Nick!«
    Als er die Interkom diesmal abgeschaltet hatte, schluchzte Morn nicht nur aus irrwitziger, unerklärlicher Hintersinnigkeit, sondern auch aus Erschöpfung.
    Aber das Warten war jetzt vorbei. Es war an der Zeit für den nächsten Schritt.
    Sie schnappte nach Luft und taumelte zur Hygienezelle.
    Nein, erst brauchte sie Bordmonturen und Bettzeug. Sie kehrte um, riß die Wandschränke auf, schmiß den Inhalt auf den Fußboden. Dann lief sie mit vollen Armen in die Hygienezelle.
    Sie stopfte ein Kissen in den Abfluß der Dusche. Anschließend drehte sie das Wasser auf und schloß die Tür der Duschkabine.
    Augenblicklich begann der Alarmgeber zu summen.
    Sie knüllte eine Bordmontur zusammen und verstopfte damit die Toilette. Mit einer Nagelfeile verklemmte sie die Abzugstaste, so daß die Spülung unausgesetzt weiter rauschte.
    Während eine Automatik ein keimfreies Gemisch von Recyclingchemikalien in die Toilette pumpte und die Schüssel überzufließen anfing, zwängte sie zwei Slips ins Abflußrohr des Waschbeckens und drehte auch dort das Wasser auf.
    Die Warnsignale gewannen an Lautstärke. Unartikuliert und unpersönlich ermahnten die Bordsysteme der Käptens Liebchen Morn zum Aufhören. Wenn sie weit genug ging, unterbrachen sie vielleicht die Wasserversorgung im ganzen Raumschiff.
    Wasser blieb Wasser. Morn hatte ein Ärgernis angerichtet, mehr nicht; eine kleine Unliebsamkeit für Nick Succorso, während er sich anderen Angelegenheiten zu widmen hatte.
    Aber er mußte sich fragen, was sie wohl als nächstes anstellen mochte.
    Wenn sie mit dem Wasser Unsinn

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