Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
ihres Vaters. Und im gesamten, riesenhaften Weltall hatte sie keinen anderen Verwandten mehr; sie selbst hatte ihre Familie vollzählig ausgerottet.
    Und sie würde, sobald sie dazu Gelegenheit hatte, auch dies Kind töten. Es gab in ihrem Leib nichts anderes als einen besonderen Typus von Geschwulst ab, ein Geschwür niederträchtiger Männlichkeit; sie gedachte es die Abfallkloake des Krankenreviers hinabzuspülen und so geradewegs zur Hölle zu retournieren. Warum sollte sie ihm eine bessere Behandlung zukommen lassen, als sie seinen Vater behandelt hätte – oder als sein Vater sie behandelt hatte?
    Bis dahin jedoch blieb es ihr Kind; es war alles, was sie noch hatte. Falls sie es nicht schützte, mußte es sterben. Oder man verwendete es gegen sie. So oder so stünde sein Leben oder Tod außerhalb ihres Einflusses. Aber es war ihr Kind; ob es lebte oder starb, war ihre Entscheidung. Veräußerte sie dies Recht – verzichtete sie darauf, diese eine Entscheidung selbst zu treffen –, konnte sie sich genausogut gleich hinlegen und den Geist aufgeben.
    Weil die Entwicklung sie überraschte und sie sich unvermutet verwundbar fühlte, gewährte sie ihrem Kind den einzigen Schutz, der ihr greifbar war: Zum zweitenmal, diesmal jedoch vorsätzlich, brach sie in Tränen aus.
    Es fiel ihr leichter, als sie es für möglich gehalten hätte.
    Sie hörte weiteres Gelächter, aber beachtete es nicht. Es kümmerte sie nicht, wie viele Leute sich über sie lustig machten. Für sie zählte gegenwärtig einzig und allein Nicks Reaktion.
    Er ignorierte das Gelächter gleichfalls. Sein Mund lächelte unvermindert hintersinnig, doch aus seinem Blick wich das Behagen. Plötzlich hatten seine Augen einen Ausdruck der Gequältheit und Gedankenverlorenheit, als fühlte auch er sich auf eine Weise hilflos, die an ihm zehrte.
    »Ich habe nicht dich persönlich gemeint.« Nur mit Mühe gelang es ihm, einen gleichmäßigen Tonfall beizubehalten. »Ich meinte die Informationen. Deine Id-Plakette. Die ganzen geheimen Zugriffsund Berechtigungscodes, die du kennst. Das ist es, was ich verscherbeln muß… Das ist mein Preis für die Rettung deines Lebens.«
    Unversehens ließ er seiner Verärgerung freie Bahn, fing beinahe zu schreien an. »Ich arbeite nicht für Hashi Lebwohl oder irgendeinen anderen Polypenbonzen, und du auch nicht! Nicht mehr. Du gehörst zu mir – und du wirst’s beweisen, beim Arsch der Galaxis, indem du mir was verfügbar machst, das ich verkaufen kann!«
    Danach wechselte er wieder über zu gemäßigtem Ton. »Für die Reparatur meines Raumschiffs.«
    Um ihr Geflenne einstellen zu können, hob Morn eine Hand an den Mund und biß sich auf die Knöchel.
    Weinen machte sie häßlich; das wußte sie. Und vor Nick Succorso häßlich auszusehen, durfte sie sich nicht erlauben. Jedenfalls im Moment nicht; vielleicht nie. Aber ihr ganzes Herz schwamm über von Tränen.
    Sie war schwanger. Trug ein Kind im Bauch.
    Einen Augenblick lang überwältigte der Jammer sie so stark, daß sie ihn nicht unterdrücken konnte.
    Dann jedoch schmeckte sie Blut auf der Zunge. Sie erstickte ein Schluchzen in der Kehle und gewann die Selbstbeherrschung zurück.
    »Bring du uns hin«, sagte sie und schluckte schwer. »Ich leiste meinen Teil.«
    Diese Zusage lief so ungefähr auf das ehrlichste Wort hinaus, das sie je zu Nick gesprochen hatte.
    Er wandte sich ab, als könnte er den Anblick ihrer Miene nicht verkraften. Wiederholt schloß und lockerte er im Schoß die Fäuste, rang um innere Ruhe.
    Sobald er seine gewohnte Nonchalance zurückerlangt hatte, schaute er auf der Brücke umher. »Das nächste Mal, wenn ihr Stellarabschaum Lust habt, über sie zu lachen«, bemerkte er, »solltet ihr lieber daran denken, daß ihr damit auch über mich lacht.«
    Lind zuckte sichtlich zusammen. Die Frau an den Zielcomputern und Waffenkontrollen, Malda Verone, zog den Kopf ein, verbarg das Gesicht hinter ihren Haaren.
    Bedrohlich zu allem bereit, musterte Nick seine Leute, bis sie alle still, beinahe reglos an ihren Plätzen saßen. Dann erst regte er selbst sich wieder. Er tippte auf die Taste seines Interkom-Apparats. »Mikka«, sagte er ins Mikrofon, »ich bräuchte dich. Falls du gerade Zeit hast.«
    Der Interkom-Apparat funktionierte nicht. Nick hatte zwischendurch seine Kontrollen deaktiviert.
    Dieser kleine Fehler stellte, wie es den Anschein hatte, sein inwendiges Gleichgewicht wieder her. Aus seinen Augen glitzerte wieder die

Weitere Kostenlose Bücher