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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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liebsten hätte Sixten ihn angemault, aber er unterdrückte die Anwandlung. Aus Erfahrung wußte er, daß seine Stimme, wenn er lauter sprach, noch schwächer als sonst klang. Also bemühte er sich statt dessen, scharfe Krächzlaute auszustoßen.
    »Sie strapazieren meine Geduld, Sonderbevollmächtigter. Hätte irgend jemand die Absicht, mich wegen meiner Auffassungen zu ermorden, wäre die Gelegenheit schon in den ganzen bisherigen Jahren vorhanden gewesen. Wenn ich plötzlich das Ziel von Attentaten abgebe, muß sich irgend etwas geändert haben, und ich bin es nicht.« Grimmig riskierte er einen Seitenhieb. »Vielleicht sind Ihre Ermittlungen die Ursache.«
    Igensard blieb unbeeindruckt; unbeirrt. »Ich wüßte nicht, wie das der Fall sein könnte«, entgegnete er stirnrunzelnd. »Aber sollte es so sein, würde ich erwarten, daß Sie um so eher dazu geneigt sind, mit mir zusammenzuarbeiten. Sie schweben in Gefahr, bis ergründet worden ist, was hinter dem Anschlag steckt. Meine Ermittlungen bedeuten Ihre größte Hoffnung.«
    »Schwachsinn«, schnob Sixten. Er fühlte sich zu gereizt, um seine Worte vorsichtig zu wählen. »Sie vergessen, mit wem Sie’s zu tun haben. Ich unterstütze die VMKP. Ich bin gegen die VMK.« Wenn irgend etwas für mich eine Gefahr ist, du selbstgefälliger Egomane, dann kommen deine Nachforschungen dafür genausogut wie alles andere in Frage.
    Das traf den Sonderbevollmächtigten. Seine Brauen ruckten nach oben; leichte Rötung verfärbte seine Wangen. Er saß unverändert still, als wäre er ganz locker. Nur seine Stimme klang nun härter.
    »Die Bezeichnung ›Schwachsinn‹ muß ich zurückweisen, Kapitän Vertigus. Sie ist beleidigend, so etwas habe ich nicht verdient.«
    Dann erhielten seine Augen einen Ausdruck der Berechnung. »Es sei denn, Sie wollen mir durch die Blume sagen, daß Ihre Befürwortung der VMKP über bloße Unterstützung hinausgeht… Daß Sie mit Warden Dios gemeinsam in Betreibungen verwickelt sind, durch die Sie sich Feinde gemacht haben, die Ihren Tod wünschen.«
    Dieser knappe Fehlschuß amüsierte Sixten so sehr, daß er am liebsten laut gelacht hätte. »Was? Ich und Godsen Frik unter einer Decke? Das ist nicht nur abwegig, Sonderbevollmächtigter, es ist blanker Unfug.«
    Darauf reagierte Maxim Igensard mit einem strengen Stirnrunzeln. »Wie ich sehe, ziehen Sie es vor, mich zu verulken.« Sein Ärger – die Tatsache, daß er verärgert werden konnte – schien ihn aufzuplustern, so daß er unwillkürlich weniger bedrohlich wirkte. »Offensichtlich ist von einer Fortsetzung unserer Unterhaltung wenig Gewinnbringendes zu erwarten.«
    Aber er blieb im Sessel sitzen.
    »Es wäre meinerseits jedoch verfehlt«, fuhr er in unverändertem Ton fort, »nicht wenigstens noch eine abschließende Frage an Sie zu richten. Normalerweise würde ich Sie schon aus Respekt vor Ihrem Alter und Ehren Erfahrungen, wenn nicht Ihre Ansichten wären, keineswegs so belästigen. Aber diese Frage betrifft etwas zu Bedeutsames, als daß ich sie auslassen dürfte, Kapitän Vertigus.«
    Sixten hielt den Atem an, während er darauf wartete, daß Igensard endlich zum Kern der Sache kam. »Konzilsvorsitzender Len hat mich darüber informiert, daß Sie beabsichtigen, zur nächsten Konzilssitzung, also in achtzehn Stunden« – Igensard brauchte nicht auf die Uhr zu blicken –, »eine Gesetzesvorlage einzureichen. Nach seinen Angaben machen Sie von Ihrem Vorrecht als Konzilsdeputierter Gebrauch, Ihren Antrag als ersten Punkt auf die Tagesordnung setzen zu lassen, so daß alle übrigen Vorgänge aufzuschieben sind, bis Ihre Eingabe unterbreitet ist, und daß Sie es ablehnen, vorher den Inhalt Ihrer Vorlage zu nennen, ja sogar die allgemeine Tendenz verschweigen… Kapitän Vertigus, ich muß Sie fragen, was für eine Art von Gesetzesentwurf Sie vorzulegen gedenken.«
    Aha. Mit einem Seufzen atmete Sixten aus. Endlich war die Wahrheit heraus. Deshalb hatte Maxim Igensard ihm geschmeichelt; ihm angeboten, ihn in die Resultate seiner Ermittlungen einzuweihen; ihn an die Lebensgefahr erinnert. Schon als Igensard um den Termin ersuchte, hatte Sixten vermutet, daß das Gespräch schlußendlich auf diesen Punkt hinausliefe. Darum hatte er sein privates Interkom-Gerät eingeschaltet.
    Er hätte den Erstaunten spielen können; aber ihm fehlte dazu die Lust.
    »Entschuldigen Sie, Sonderbevollmächtigter, ich möchte nicht unhöflich sein, aber das geht Sie überhaupt nichts an.«
    »Sie

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