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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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machte sich daran, das Raumschiff in kurzen Sprüngen über die Lichtjahre hinweg zum Massif-5-System und zum Kosmo-Industriezentrum Valdor zu steuern. Zwischen den einzelnen Hyperspatium-Durchquerungen ließ er sich Zeit. Und er verzichtete auf eine weitere Beschleunigung, die es ermöglicht hätte, pro Sprung größere Distanzen zu überwinden. Statt dessen wartete er nach dem Rücksturz in die Tard manchmal eine halbe, bisweilen eine volle Stunde – gelegentlich sogar länger –, bevor er den Ponton-Antrieb erneut aktivierte und den Scout abermals durchs Hyperspatium jagte.
    Darum dauerte der Flug, der normalerweise binnen zwölf Stunden zurückzulegen gewesen wäre, nahezu zwei Tage.
    Angus informierte Mikka und die übrigen Personen an Bord dahingehend, daß er sich für diese Vorgehensweise entschieden hätte, um Morn zu schonen. Bei jeder Rückkehr in die Tard mußte die Posaune mit dem Eintreten eines Notfalls rechnen und daher auf die Durchführung extremer Manöver vorbereitet sein. Man konnte nie die Möglichkeit völlig ausschließen, daß navigatorische Unstimmigkeiten das Schiff in die allzu ungemütliche Nähe einer Gravitationsquelle oder gefährlich nah an ein Hindernis transferierten. Und natürlich enthielt eine Astrogationsdatenbank nicht jeden Steinbrocken, der durch die finsteren Weiten des Alls schwirrte. Darum mußte Davies vor jeder Hyperspatium-Durchquerung Morn in Schlaf versetzen, damit plötzliche Hoch-G-Belastung bei ihr nicht das Hyperspatium-Syndrom auslöste.
    Thermopyle versuchte seinen Schicksalsgenossen weiszumachen, er wollte es Morn ersparen, die gesamte Strecke bis zum Kosmo-Industriezentrum Valdor in durchs Zonenimplantat-Kontrollgerät induzierter Bewußtlosigkeit zuzubringen.
    Und er benutzte die gleiche Ausrede, um zu erklären, warum er nichts unternahm, um der Verfolgung durch die drei Raumschiffe zu entgehen, die das Scanning der Posaune schon geortet hatte, als sie am Rande des Kombi-Montan-Asteroidengürtels in die Tard zurückfiel. Eines davon hatte sich in nächster Nachbarschaft des von Angus angefunkten Lauschpostens befunden; eines von ihnen hielt aus der Richtung Thanatos Minors auf den Human-Kosmos zu; das dritte Schiff wies alle Anzeichen eines gefechtsbereiten VMKP-Polizeiraumers auf. Und jedes mochte es auf die Posaune abgesehen haben; oder alle drei waren hinter ihr her. Trotzdem tat Angus nichts, um die Fährte der Posaune zu verwischen.
    Er wollte, behauptete er, Morn keine Ausweichmanöver zumuten. Doch nicht nach all dem, was sie schon hinter sich hätte. Und es sei sowieso schwierig, der Posaune zu folgen. Ein Verfolger müßte nach jeder Hyperspatium-Durchquerung stundenlang durch den Weltraum kreuzen, um ihre Partikelspur wiederzufinden. Und diese Mühe sei vergeblich, falls er nicht genau einschätzen konnte, welche Entfernung der Interspatium-Scout bei jedem Sprung zurücklegte. Und obendrein: selbst wenn der Verfolger das Flugziel der Posaune erriet und einfach Massif 5 ansteuerte, gäbe es für ihn keine Garantie – vielleicht nicht einmal eine höhere Wahrscheinlichkeit –, daß es ihm gelang, den Scout dort in dem riesigen, unerhört kompliziert beschaffenen, buchstäblich unkartografierbaren Sonnensystem aufzuspüren.
    Nick schnaubte nur hämisch über Angus’ Begründung. Mikka nahm sie mit mürrischer Miene der Mißbilligung zur Kenntnis. Morn beharrte darauf, sie sei dazu bereit, soviel Zeit wie nötig in artifiziellen Träumen zu verbringen, damit die Posaune sicher nach Massif 5 gelangte.
    Angus ließ nichts von allem gelten.
    Selbstverständlich waren seine Argumente purer Blödsinn. Er gab einfach Humbug von sich. Seine eigenen Instinkte bäumten sich dagegen auf, sein Memmengemüt sah darin einen Anlaß zu äußerster Furcht. Ihm war zumute, als rasten von allen Seiten Raumschiffe durchs Dunkel des Alls wie Furien auf ihn zu, wären sie längst im Erfassungsbereich der Scanner; schon in Schußweite.
    In Wahrheit erlaubte seine Programmierung ihm weder Absetzmanöver noch schnelle Flucht. Als wäre das Peilsignal der Posaune nicht genug des Verrats, zwang zudem sein Data-Nukleus ihn zum geistlosvoraussehbaren Verhalten eines Schwachkopfs; nötigte ihn sicherzustellen, daß es jedem Verfolgerraumschiff hundertprozentig möglich war, ihm im Nacken zu bleiben.
    Mit jeder Stunde, die verstrich, schmeckte die Freiheit ihm bitterer. Welchen Vorteil hatte es, eigene Entscheidungen treffen zu dürfen, wenn er sie ausführen mußte wie ein

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