Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
seinem Ruf, muß er so was wie ’n übergeschnappter Libertarier sein… Oder Anarchist. Er hält nichts von Gesetzen, die gerade die Art von Forschung verbieten, die ihn am meisten interessiert. Und was ihn interessiert – so heißt’s wenigstens –, ist gravitische Gewebemutation. Er will genetische Adaptionen entwickeln, die es dem menschlichen Organismus erlauben, die Belastungen einer Betätigung im Umkreis von Singularitäten zu überstehen. Auf lange Sicht hat er vor, Menschenwesen zu erzeugen, denen es möglich ist, Singularitäten aus unmittelbarer Nähe zu untersuchen.«
    »Wozu?« fragte Ciro verblüfft. »Weil er glaubt«, antwortete Mikka mit gepreßter Stimme, »daß in ihrem Innern die Zukunft der Menschheit liegt. Vermutlich denkt er, daß alles, was von ihnen eingesaugt wird, irgendwo wieder zum Vorschein kommen muß. Aber solange sie den Druck nicht aushalten, können Menschen nicht hinein.« Sie stieß ein spöttisches Schnauben aus. »Also möchte er ein paar Abänderungen vornehmen.«
    »Zu seinem Pech«, bemerkte Morn, als wäre ihr nach wie vor daran gelegen, Angus zu warnen, »sind derartige Forschungen illegal. So unerlaubt wie gesetzwidriger Mißbrauch von Zonenimplantaten.«
    Davies nickte, als wäre er ihr Echo.
    Nick kicherte höhnisch, während er auf der Brücke umherschwebte.
    Mikka warf ihm einen Blick zu, als hätte sie ihm am liebsten ein paar runtergehauen; doch sie beschränkte sich darauf, ihre Ausführungen zu beenden.
    »Man erzählt über Beckmann, daß er den Anfang mit einer Subvention aus dem Grundlagenforschungsfonds Holt Fasners gemacht hat. Aber sie soll durch falsche Angaben über Zweck und Durchführungsort der Forschungen erschlichen worden sein. Seitdem versteckt er sich mitten in dem Asteroidenschwarm. Weil er gegen alles ist, was Forschung behindern könnte, läßt er andere Leute zu sich kommen und bei ihm ihren Betätigungen nachgehen. So ist mir’s jedenfalls zu Ohren gekommen.«
    »Klingt fast zu schön, um wahr zu sein«, meinte Vector leise, ohne den Blick von seiner Arbeit zu heben. »Bestimmt hat er alles, was ich brauche.«
    Sib Mackern wand sich wie jemand, der kurz davor stand, sich zu erbrechen. »Dort willst du wirklich hin?« fragte er den Techniker. »An ’n Ort, wo man sich BR-Chirurgie ausdenkt und Cyborgs fabriziert?« Langgehegte Furcht verzerrte ihm die Miene. »Ist das nicht genauso schlimm, als wären sie Amnion?«
    »Wären dort Amnion, hätten die Leute keine Wahl«, stellte Morn schroff klar. Sie schob die Hand an den Hinterköpf, als entsänne sie sich der vielfältigen Weise, wie ihr Z-Implantat gegen sie benutzt werden konnte.
    »Sei unbesorgt«, meinte Vector zu Sib. »Es wird das reinste Vergnügen. Ich bin da in meinem Element.« Sein Gesicht verzog sich zu einem Lächeln der Selbstironie. »Und ich wollte schon immer Retter der Menschheit sein. Wo ich dazu Gelegenheit erhalte, ist mir egal.«
    »›Retter der Menschheit…‹« Nick feixte ein falsches Grinsen in Vectors Richtung. »Na, das gefällt mir. Mann, du könntest nicht mal dich allein vor ’m Sack Flöhe retten, selbst wenn du das Labor geschenkt kriegtest. Du machst deinen Scheiß nur dann richtig« – sein Grinsen entgleiste für einen Moment zu einem greulichen Zähnefletschen –, »wenn du die Hose voll hast.«
    Wütend drehte Mikka sich mitsamt ihrem Sessel Angus’ Kommandokonsole zu. »Bringst du ihn nun endlich zum Schweigen« – ruckartig wies ihr Kopf auf Nick –, »oder muß ich es tun?«
    Finster erwiderte Angus ihren Blick. Vorprogrammierte Verbote schienen ihm die Gurgel einzuschnüren, die Kehle zu beengen, bis er zu ersticken drohte.
    »Laß ihn sabbern, Mikka«, empfahl Vector ganz gelassen. »Er versucht vorzutäuschen, daß er noch ’ne Rolle spielt. Außer seiner Häme hat er nichts mehr zu bieten.«
    »Das ist mir gleich«, fauchte Mikka. »Ich habe zu lang an seine Überlegenheit geglaubt. Ich will sein Gequassel nicht mehr hören.«
    Angus mochte es erst recht nicht mehr ertragen. Stärker als jeder andere an Bord verspürte er das Bedürfnis zu toben und um sich zu schlagen; er lechzte nach einer Art der Gewalttätigkeit, die ihn aus seinem Gefängnis befreien konnte. Er hätte Nick bereitwillig und mit dem größten Behagen jederzeit eigenhändig getötet, zu gerne Morn auf der Stelle vergewaltigt oder sich an einem Schott den eigenen Schädel zu Brei gerammt, nur um zu beweisen, daß er dazu fähig war; doch all das blieb ihm

Weitere Kostenlose Bücher