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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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nicht bewenden lassen zu können. Es erinnerte ihn an andere Fragen, auf die er bis jetzt keine Antworten wußte.
    Sie waren auf mich angewiesen und haben trotzdem alles verbockt.
    Eine dieser Fragen war: Warum hatte Warden Dios beschlossen, Leutnantin Hyland zu opfern? Davor hatte der VMKP-Polizeipräsident noch nie eine ähnliche Entscheidung getroffen. Im Gegenteil, in Situationen, in denen es um Treue gegenüber untergeordnetem Personal ging, hatte er oft bestürzende Gemeinsamkeiten mit Min Donner an den Tag gelegt. Hashi hatte Gegenargumente genannt, die er als überzeugend erachtete; doch was Warden Dios’ Fähigkeit anbelangte, sich über solche Gründe hinwegzusetzen, machte er sich keine Illusionen. Warum also hatte der Polizeipräsident eine für ihn so atypische Entscheidung getroffen?
    Hatte er sich Hashis Ansicht angeschlossen, weil ihm schon gleichartige Argumente seitens Holt Fasners angeführt worden waren – oder hatte er vielleicht sogar eine klare Weisung erhalten?
    Zweifelsfrei verkörperte eine lebende Morn Hyland für den VMK-Generaldirektor eine gehörige Bedrohung. In diesem Sinne mochte sie durchaus als vergleichbar mit einer besonderen Art von Kaze einzustufen sein.
    Wie Hashi dank seines Verhörs Angus Thermopyles wußte, konnte sie beweisen, daß der KombiMontan-Sicherheitsdienst keine Schuld am Untergang der Stellar Regent trug. Und sie konnte bezeugen, daß Angus der Verbrechen unschuldig war, um deren willen man ihn inhaftiert und abgeurteilt hatte. Doch die kürzlich stattgefundene Verabschiedung des Autorisierungsgesetzes basierte vollständig auf zwei Anschuldigungen: daß der KombiMontan-Sicherheitsdienst Sabotage an der Stellar Regent verübt oder geduldet hätte; und daß derselbe Sicherheitsdienst konspirativ mit Kapitän Thermopyle zusammengearbeitet hätte, um Stationsvorräte zu entwenden.
    Das Autorisierungsgesetz bildete den Schlußstein der Ambitionen Holt Fasners hinsichtlich der VMKP. Wurden die allgemein anerkannten Gründe zur Verabschiedung des Gesetzes als unzutreffend offenbart, konnte die Folge sein, daß man neu über das Gesetz nachdachte. Dann geriet möglicherweise das Machtgefüge, das Fasner mit derartiger Sorgfalt für seine Privatpolizei gesponnen hatte, ins Wanken.
    Hashi bezweifelte nicht im entferntesten, daß Holt Fasner den Tod Morn Hylands wünschte.
    Befolgte Warden Dios also einfach den Willen des Drachen? Oder spielte er insgeheim ein anderes Spiel?
    Seine Gedankengänge brachten Hashi auf eine weitere Frage, die ihn seit geraumer Zeit beschäftigte.
    Weshalb hatte Warden Dios darauf bestanden, unmittelbar vor dem Abflug der Posaune Josua noch einmal allein zu ›instruieren‹? Josua war nicht mehr als ein unifizierter Cyborg: ein Gerät in menschlicher Gestalt. Seit wann vergeudete der Polizeipräsident der Vereinigte-Montan-Kombinate-Polizei seine Zeit mit dem ›Instruieren‹ von Geräten?
    Mir ist es gleich, was aus Ihnen wird.
    Hashi vermochte sich schlicht und einfach nicht dazu durchzuringen, ohne Sorge an Succorsos Blitzmeldung zu denken.
    Bedrohlich vertickte die Zeit am Chronometer. Je länger er wartete, um so schwieriger mußte es später sein, die Verzögerung zu rechtfertigen. Und daraus ergaben sich wiederum neue Gefahren. Unter Druck mochte er genötigt sein, seine Absprachen mit Kapitän Scroyle und der Freistaat Eden einzugestehen. Sollten diese Absprachen sozusagen zwischen ihm und dem Polizeipräsidenten ›ans Licht‹ kommen, wäre die Konsequenz vielleicht eine künftige Beschränkung seiner Freiheit, Kapitän Scroyle Aufträge zuzuschanzen. Ferner erhöhte jede Minute, die verstrich, die nachteilige Wahrscheinlichkeit, daß die Freistaat Eden die Reichweite des Lauschpostens in ihrer Nähe verließ und dadurch die Möglichkeit entfiel – wenigstens vorübergehend –, ihr neue Angebote zu unterbreiten. Damit verlöre Hashi die Gelegenheit, Kapitän Scroyle an die Arbeit zurückzuschicken.
    Hashi erlaubte sich ein verstohlenes Aufseufzen der Erleichterung, als der Interkom-Apparat summte und man ihm mitteilte, Koina Hannish sei da.
    Doch er ließ sie nicht sofort vor. Vielmehr nahm er sich zuvor einen Moment Zeit, um eine Fassade der Nonchalance zu errichten; er durfte sich von seiner geheimen Unruhe nichts anmerken lassen. Erst als er sicher war, daß seine Erscheinung nichts von seinem Innenleben preisgab, befahl er der Rezeptionistin, die neue Direktorin des VMKP-RÖA hereinzubitten.
    Wie es sich für eine Direktorin

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