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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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vergessen, daß Godsen Frik ermordet und auch auf den ehrwürdigen Kapitän Sixten Vertigus ein Anschlag verübt worden ist? Was glauben Sie denn, auf wem bei der Untersuchung dieser Verbrechen die Hauptverantwortung lastet? Auf der Operativen Abteilung, ja selbstverständlich. Aber Min Donners sonst bewundernswerte Kader sind in diesem Fall ebenso tolpatschig wie gewissenhaft. Die eigentlichen Nachforschungen sind von der Datenakquisition zu leisten.« Das natürliche Pfeifen seiner Stimme steigerte sich zu einem wespenhaften Sirren. »Ich forsche nach Spuren, Direktorin Hannish. Aus diesem Grund ist Ihre Tätigkeit, genau wie jede andere Aktivität hier oder auf Suka Bator, für mich von aufschlußreichem Interesse. Wenn Sie daran zweifeln, fragen Sie OA-Sicherheitschef Mandich, was er über Godsen Friks Ermordung weiß, das nicht von meinen Leuten für ihn aufgedeckt worden wäre.«
    Während er sprach, erschien und verschwand auf Koinas Wangen ein leichtes Erröten. »Entschuldigen Sie«, sagte sie halblaut. »Ich sehe Ihre Argumentation ein. Ich glaube, ich weiß etwas, das Ihnen von Nutzen sein könnte.«
    Ihr Ton wurde wieder lebhafter. »Das meiste von dem, mit was ich mich befassen muß, können Sie sich mühelos denken. Maxim Igensard bringt mit seinen ununterbrochenen Anfragen schier die Leitungen zum Verschmoren. Gleiches gilt für Sigune Carsin und Vest Marringale. Und alle fünf Minuten erhalte ich einen jämmerlichen Appell von Abrim Len, für Aufklärung zu sorgen. Momentan kann ich ihnen allen überhaupt keine Auskünfte geben. Ich würde ihnen gerne die Wahrheit mitteilen, kenne sie allerdings nicht, so wenig wie gestern. Aber die Datenverwaltung beschäftigt sich damit. In wenigen Stunden habe ich jede Datei, deren Sichtung nicht der persönlichen Genehmigung des Polizeipräsidenten bedarf, auf meinem Schreibtisch liegen.«
    Ihr Blick sagte unmißverständlich: Auch deine Akte, Direktor Lebwohl.
    Doch deswegen machte Hashi sich keine Sorgen. Seit jeher hatte er bei der Weiterreichung von DA-Protokollen an die Datenverwaltung geknausert. Ein Großteil der Informationen befand sich noch im DA-Rechenzentrum und war in solchem Maße durch Paßwort-Datenschutz und Zugriffs codes gesichert, daß man sie nachgerade als unerreichbar einstufen konnte.
    »Außerdem möchte Sicherheitschef Mandich«, sagte Koma, »daß ich zwischen ihm und Suka Bator als Vermittlerin aktiv werde. Seit man dort den Kaze durchgelassen hat, können er und der EKRK-Schutzdienst anscheinend nicht mehr miteinander reden, ohne sich anzuschreien. Aber ich denke« – versonnen sprach sie langsamer – »an etwas Bedeutsameres. Bei mir ist eine Blitz-Mitteilung von Kapitän Vertigus eingegangen. Als dringend und persönlich gekennzeichnet. Er warnt mich« – sie mußte erst einen Moment des Unbehagens überwinden –, »ich könnte die nächste sein.«
    Fast unwillkürlich rutschten Hashis Brauen empor. »Die nächste?«
    Koina zögerte nicht mit der Antwort. »Die nächste, auf die ein Attentat verübt wird.«
    »Aha.« Plötzlich hatte der DA-Direktor ein Empfinden, als wäre er von der Ebene der Realität ins Reich subatomarer Possibilitäten übergewechselt. »Und wie begründet er seine Befürchtung?«
    »Er sagt«, erklärte Koina Hannish mit bewundernswürdiger Festigkeit, »bei der nächsten bevorstehenden Beratung des EKRK – die in rund sechsunddreißig Stunden stattfinden müßte, falls Vorsitzender Len nicht wieder in Panik gerät – will er die Vorlage eines Abtrennungsgesetzes präsentieren, das die VMKP von den VMK separieren soll. Er hat vor, uns in ein Organ des EKRK umzuwandeln. Nach seiner Ansicht ist der Anschlag auf ihn versucht worden, um ihn daran zu hindern. Und er ist der Meinung, man hätte Godsen Frik umgebracht, weil die unbekannten Urheber der Kaze der Auffassung sind, das RÖA arbeite mit ihm zusammen. Dadurch würde ich natürlich zu einem ganz logischen Ziel. Falls er recht hat… Wahrscheinlich hätte er mir nichts verraten dürfen. Ich weiß nicht, welche Haltung wir dazu einnehmen werden, aber ich erwarte, daß der Polizeipräsident dagegen Stellung beziehen muß. Holt Fasner dürfte gar nicht daran denken, uns ohne weiteres aus seinem Einfluß zu entlassen. Folglich hat Kapitän Vertigus« – nun merkte man ihr trockenen Humor an »mich vor ein interessantes ethisches Problem gestellt. Informiere ich den Polizeipräsidenten? In welchem Umfang setze ich ihn in Kenntnis? Aber das alles ist dem

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