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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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biß um ihre Stimme die Zähne zusammen, um die Lautstärke zu dämpfen. Von ihrer Schläfe rann frisches Blut. »Bist du bei Bewußtsein? Hast du alles mitangehört? Was sollen wir anfangen? Irgendwie müssen wir uns doch wehren.«
    »Zumindest kann ich mich weigern, für sie die Arbeit zu machen«, bot Vector mit schwacher Stimme an. »Niemand kann mich zwingen, mein Gehirn zu gebrauchen.«
    »Nein, nicht«, flüsterte Morn. »Wehrt euch nicht. Verweigert nichts. Bleibt am Leben… Liefert ihm keinen Vorwand, um euch zu ermorden.«
    »Warum nicht?« fragte Sib Mackern mit ersticktem Stöhnen. »Tot wären wir besser dran. Für dich gilt das noch mehr als für jeden von uns. Du bist diejenige, der er wirklich ans Fell will.«
    Mit einem Nachdruck, als unterdrückte sie Schimpfworte, schüttelte Morn den Kopf. »Für so was fehlt uns die Zeit. Irgendwo steckt eine Unwahrheit. Irgend jemand lügt. Es kommt vor allem darauf an, daß wir am Leben bleiben, bis wir herausfinden können, wie’s sich wirklich verhält.«
    Angus hatte ungefähr das gleiche gesagt. Überdeutlich stachen aus Mikkas blutbesudeltem Gesicht die Augen hervor. »Welche Unwahrheit? Angus ist ’n Cyborg. Nick hat ihn unter seiner Fuchtel. Was soll’s weiter damit auf sich haben?«
    »Los doch, zum Krankenrevier«, entgegnete Morn. »Vorwärts. Wir haben’s alle nötig. Ich versuch’s euch zu erklären.«
    Sie hatte recht. Anscheinend war es ihr gelungen, indem sie einen völligen Zusammenbruch vorspiegelte, die Scheußlichkeiten aufzuschieben, die Nick mit ihr anzustellen beabsichtigte; trotzdem mußten Vorbeugungsmaßnahmen gegen ihr Hyperspatium-Syndrom ergriffen werden.
    »Zuerst die leichten Fälle«, sagte Davies, indem ihn neues Adrenalin durchschwallte. Ihm schwindelte vom Schmerz: seine Furcht ähnelte allmählich einem exaltierten Erregungszustand. Morn brauchte ihn. Wegen des Hyperspatium-Syndroms war sie auf seine Hilfe angewiesen. »Sib und Ciro, ihr seid gemeint. Los, laßt euch behandeln und macht die Plätze frei. Dann kommt Vector dran. Danach bist du an der Reihe, Mikka. In deiner Verfassung kannst du Hoch-G-Belasrung nicht durchstehen. Ich erledige meine Behandlung zuletzt. Während wir verarztet werden, kann Morn sich soviel Kat spritzen lassen, wie sein muß.«
    Als wären sie es gewohnt, von ihm Weisungen zu empfangen, setzten Sib und Ciro sich längs der Schotts wieder in Bewegung. Vector schloß sich ihnen an. Nur Mikka harte Einwände.
    »Nein, ich bin zuletzt dran. Du mußt bei Morn bleiben. Falls die Zeit zu knapp wird, bin ich in der Patientenkammer gut aufgehoben. Darin kann mir vermutlich nicht mal bei ’m Angriff was passieren.«
    Davies verzichtete auf eine Diskussion. »Von mir aus. Hauptsache, wir fangen an.«
    Ihm wäre wohler in der Haut gewesen, hätten sie sich in einem kleineren Raum des Schiffs unterhalten können. Es ließ sich schlecht beurteilen, was aus dem Hauptkorridor an Nicks oder Angus’ Ohren dringen mochte. Morn mußte nun nicht mehr gestützt werden. Daher hatte Davies die Möglichkeit, beide Arme zur Steuerung seiner Fortbewegung zu benutzen. Kaum hatte Morn sich abgestoßen, folgte er ihr zum Krankenrevier.
    In dem Maße, wie sich seine Sicht klärte, schrumpfte die Entfernung auf ihre normale Weite zusammen. Durch achtsames Vorwärtsschweben erreichte er das Krankenrevier innerhalb weniger Sekunden.
    Es hatte etwa die halben Abmessungen einer Kabine und eine dicke Tür, um die Gerätschaften sowie Patienten von den Vorgängen im übrigen Schiff abzusondern. Nach Mikka schwang Morn sich in den Eingang. Davies fand kaum noch genug Platz in dem Raum, um sich hinter seiner Mutter hineinzuquetschen und die Tür zu schließen.
    Geradeso wie im Korridor waren auch hier die Interkom-Apparate außer Betrieb.
    Zum Glück war das Krankenrevier der Posaune die am besten ausgestattete derartige Einrichtung, die Davies bisher gesehen hatte: kompakt und höchst leistungsfähig, eingestellt auf alle denkbaren Notfälle. Sib hatte der Konsolentastatur des Medi-Computers am Kopfende der Patientenkammer schon Befehle eingetippt. Eben erst war die Tür zugefallen, da spuckte ein Spender schon zwei Kapseln gegen Sibs und Ciros Stunning-Nachwirkungen und den Brechreiz aus: eine Mixtur aus Kat und Stimulanzien, Analgetika sowie Metabolinen. Krampfhaft schluckte Sib eine Kapsel, gab die andere Ciro, dann sah er Vector an und zeigte auf die Liege der Patientenkammer.
    Sofort ergriff Vector einen Haltegriff, wälzte

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