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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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einem unifizierten Cyborg degradiert hatte, einer zu Initiative oder Ungehorsam unfähigen Entität.
    Was, zum Teufel, hatte also Nick Succorso vor?
    Von Taverner wußte Sorus, daß Succorso über ein Antimutagen-Serum verfügte, das er von Hashi Lebwohl erhalten hatte.
    Was finge sie, hatte sich Sorus gefragt, an Nicks Stelle mit einem solchen Serum an?
    In dem Bewußtsein, daß die Amnion ihr zu folgen außer Stande waren – und die Astro-Schnäpper nur so langsam folgten, daß sie nichts mehr ausrichten konnten –, flöge sie zum besten und sichersten Schwarzlabor, das sie kannte, um den kostbaren Besitz nach Möglichkeit zu analysieren und daraus Gewinn zu schlagen, ehe die Kosmo-Bullen oder irgend jemand anderes ihr in die Quere kamen.
    Diesen Anforderungen genügte nur ein Ort. Und sie lag auf dem Kurs, den die Posaune vom Kombi-Montan-Asteroidengürtel aus genommen hatte.
    Indem sie ihre Crew bis zum äußersten belastete, hatte Sorus Chatelaine mit einer Reihe großer HyperspatiumSprünge Deaner Beckmanns Schwarzlabor angeflogen. Beckmanns brillante und brillant verteidigte Übung in Sinnlosigkeit.
    Aber hier und jetzt, obwohl jeder Trottel sehen konnte, wie vorteilhaft es war, die Angelegenheiten ihr zu überlassen, verlangte Milos Taverner erneut von ihr eine Rechtfertigung.
    Sie rechnete nicht damit, daß er ihre Gegenfrage verstand, und wartete doch auf Antwort, beharrte grimmig auf der Eigenverantwortung für ihr greuliches Los.
    Zunächst erregte er den Eindruck, als bliebe ihre Frage ihm undurchschaubar. »›Glauben‹ ist keine mentale Konzeption der Amnion«, antwortete er mit seiner tonlosen Stimme. Seine Mutation hatte vor erst wenigen Tagen stattgefunden, aber allem Anschein nach war ihm die Fähigkeit zum menschlichen Denken schon abhanden gekommen eben die Fähigkeit, wegen der man ihn auf Sorus’ Raumschiff zum ›Entscheidenden‹ eingesetzt hatte. »In Ihren Begriffen könnte es jedoch richtig sein zu sagen«, fügte er indes hinzu, »daß wir Ihnen ›geglaubt‹ haben. Sie sind ein Mensch. Falschheit ist unter Menschen weitverbreitet. Vielleicht ist sie angeboren, ein organischer Makel. Allerdings sind uns die Mittel zu eigen, um zu verhindern, daß Sie, Kapitänin Chatelaine, Falschheit gegen uns verüben.« Auch die Drohung betonte er in keiner Weise. Auf dergleichen konnte er verzichten: Was er da feststellte, war ein Bestandteil ihres Lebens, seit Sorus das Pech gehabt hatte, unter ungünstigen Voraussetzungen Bekanntschaft mit den Amnion zu schließen. »Und ich habe Ihnen bei diesem Vorgang das bessere Urteilsvermögen zugestanden. Bedeutet das nicht so etwas, wie Ihnen zu ›glauben?‹«
    Sorus stieß ein verächtliches Schnauben aus. Die typisch amnionische Haarspalterei interessierte sie nicht.
    »Hatte ich recht«, fragte sie, »oder nicht?«
    Taverner behandelte die Frage, als wäre sie ausschließlich rhetorischer Art. »Ihre hinsichtlich des Verhaltens Kapitän Thermopyles getroffene Voraussage hat sich als zutreffend erwiesen. Es kann sein, daß auch Ihre Beurteilung seiner Motive richtig ist.«
    »Dann lassen Sie mich gefälligst in Frieden!« schnauzte Sorus ihn an. »Lassen Sie mich in Ruhe arbeiten. Ich bin noch Mensch. Ich weiß, wie ich die Sache anpacken muß. Es nervt mich, wenn ich Ihnen andauernd Gründe nennen soll.«
    Für einen ausgedehnten Moment musterte Taverner sie. Seine von keinem Zwinkern bewegten Augen und das schwammige Gesicht verhehlten seine Gedankengänge. Dann jedoch überraschte er Sorus, indem er näher an den Kommandosessel trat, sich nach vorn neigte und einen krummen Zeigefinger auf sie richtete, als wünschte er, daß sie vertraulich den Kopf näher schob.
    Trotz ihres Abgestoßenseins beugte Sorus sich vor.
    »Kapitänin Chatelaine«, erklärte er mit merkwürdig verschwörerischem, beinahe menschlichem Flüstern, so daß niemand außer ihr ihn hören konnte, »Sie sollten wissen, daß die Amnion Mutagene entwickelt haben, die sich durch die Luft ausbreiten. Es sind leicht primitive und langsam wirkende Mutagene, aber sie reichen zur Erfüllung der gegenwärtigen Aufgaben aus.«
    Sorus starrte ihn an. Durch die Luft… Vor Panik bäumte sich ihr Magen auf; nur Jahre finsterster Entschlossenheit und bitterer Disziplin hinderten sie daran, einfach ihre Pistole zu ziehen und ihn mitten in die Fresse zu schießen, damit er nicht aussprach, was er als nächstes zu sagen hatte.
    »Nester derartiger Mutagene«, teilte er ihr fast unhörbar leise

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