Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Nein, ihm einen Laserstrahl durch den Kopf zu schießen, ehe er eine Chance hatte, sich dagegen zu wehren. Unwillkürlich faßte sie die Waffe energischer. Aus dem Innersten ihres Wesens quollen Scham und Angst empor, flehten sie an, die Sensortaste zu drücken.
    Wir machen es. Wir vertrauen dir.
    Wir sind Polizisten. »Isaak, ich berufe mich auf die Gabriel-Priorität.« Morn stieß jedes einzelne Wort wie ein Keuchen aus. »Senk den Kopf!«
    Nick preßte ein Röcheln der Pein und des Betrogenseins heraus. »Du dreckiges Schwein…«
    Nachgerade außer sich vor Verzückung hob Angus statt dessen das Gesicht zur Decke.
    »Ich bin frei.« Unbändige Erleichterung machte seine Stimme breiig, als ob er schluchzte. »Ich bin frei.«
    »Du fiese Ratte.« Indem er an dem längeren Isolierband zerrte, das die Hand- mit den Fußfesseln verband, rappelte Nick sich hoch, bis er auf den Füßen stand. Seine Augen waren vor Schmerz glasig, die Stimme klang schwerfällig. »Elender Lump.« Er harte kaum genügend Kraft zum Stehen, und die Fesseln ließen ihm kaum Bewegungsspielraum. Dennoch scheute er nicht den Aufwand, seine Verzweiflung zu artikulieren. »Hinterlistiges, mieses Stück Scheiße…«
    Morn beachtete ihn nicht. »Das ist nicht so, wie du’s vorausgesagt hast«, hielt sie Angus vor. Ihr Arm fing zu beben an; sie konnte es nicht vermeiden. Die Mündung der Laserpistole zitterte über die Sichtschirme hinter Angus’ Kopf. »Du hast behauptet, du könntest deine Prioritätscodes überschreiben, aber nicht die grundsätzliche Programmierung abändern. So hast du’s dargestellt. Wie frei bist du jetzt wirklich?«
    Angus verdrehte die Augen, als würde ihm wieder zum Losheulen zumute. Es hatte den Anschein, als ob Morns’ Argwohn ihn peinigte oder sonstwie aufwühlte.
    Schlagartig verlagerte sich seine Aufmerksamkeit auf Nick. Mit einem Knurren stürzte er sich auf ihn. Mit der Linken grapschte er nach Nicks Kragenaufschlag; sein Schwung und Kraft warfen Nick rückwärts, schmetterten ihn rücklings gegen das Schott.
    Vorsätzlich ballte Angus vor Nicks Gesicht die Rechte, zielte mit den prothetischen Lasern auf seine Augen.
    Nicht! dachte Morn. Doch. Nein! Sie bescherte Nick mit einer Frage den Tod. Wie frei bist du jetzt wirklich? Sein Blut kam über sie.
    Doch Angus aktivierte die Laser nicht. An der Faust zeichneten sich weiß die Fingerknöchel ab, unter der Haut sah man die enorm gespannten Sehnen hervortreten. Er krampfte die Faust zusammen, bis sie so stark wie Morns Hand schlotterte. Sein Wunsch, Nick zu töten, ließ sich seiner Miene so eklatant ansehen, als schrie er ihn heraus.
    Aber die Laser blieben inaktiv.
    »Siehst du?« Mit wüster Grobheit stieß er Nick von sich, wirbelte wieder herum zu Morn. Seine Stimme schwoll zu einem Grölen des Kummers und Widerspruchs an. »Siehst du? Ich kann’s nicht. Ich kann ihn nicht mal verdreschen. Meine Programmierung läßt nicht zu, daß ich VMKP-Mitarbeitern was zufüge.«
    Nick sank auf die Knie, kippte aufs Deck. Seine Augen stierten über die fahlen Narben der Wangen hinweg. Aus irgendeiner Tiefe seines Innern drang ein Geräusch über seine Lippen, das entfernt einem Lachen ähnelte.
    »Los doch, komm«, flehte Angus. »Probier’s aus! Du brauchst nicht da rumzustehen und zu glauben, ich hätte meine Vereinbarung mit dir nicht eingehalten.«
    Allmählich mäßigte sich sein Tonfall zu einem bitteren Knurren. »Ich bin frei von ihm.« Sein Handrücken wies in Nicks Richtung. »Und ich bin frei von dir.« Sein dicker Zeigefinger fuhr wie zum Zustechen mitten auf Morns Brustbein zu. »Es ist dir unmöglich, mich so zu benutzen, wie er’s getan hat. Aber von der gottverdammten VMKP bin ich nicht frei. Ich bin nicht frei von Warden Dios.« Angus’ Augen zeugten von geradeso finsteren Erinnerungen wie Morns. »Ich werde von ihm und dem Halunken Hashi Lebwohl nicht mehr frei sein, solange sie leben. Gib mir ’ne Möglichkeit zu beweisen, daß ich mich an meine Zusagen halte. Die Versprechen, die mir wichtig sind. Sag mir, was ich tun soll.«
    Unversehens stand Davies neben Angus, den Verbandskasten unter den Arm geklemmt. Morn hatte nicht bemerkt, daß er sich von der Stelle rührte. Ihre Aufmerksamkeit war zeitweilig dermaßen auf Angus konzentriert gewesen, daß nur er noch zu existieren schien.
    »Als erstes könntest du mal stillhalten«, meinte Davies verdrossen. »Wenn ich deinen Rücken nicht behandle, verblutest du uns.«
    Angus willigte weder ein,

Weitere Kostenlose Bücher