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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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eine Festlegung.
    »Sie weiß es. Wenn Chatelaine so tüchtig ist, daß sie’s geschafft hat, der Posaune bis ins Massif-5-System zu folgen, ist sie auch fähig genug, um den Job zu Ende zu führen.«
    Ihm war es ohne weiteres möglich, etwas so einfach zu sehen und danach zu handeln, als beruhte es nicht auf Spekulation, sondern wäre eine Tatsache.
    »Allerdings wünschen die Amnion keine Vernichtung der Posaune«, ergänzte er im nächsten Moment seine Überlegungen. »Sie wollen sie kapern lassen, die Fracht haben. Das heißt« – er schaute sich auf der Brücke um, sah jedem Crewmitglied ins Gesicht, um sich davon zu überzeugen, daß alle sich auf die Situation eingestellt hatten –, »wir sollten dafür sorgen, daß wir sie als erste erwischen.«
    Niemand zögerte. »Ich bin schon dabei, Kapitän«, meldete der Steuermann halblaut, während ihm von den Daten- und Scanningsystemen Informationen zuflossen. Gleichzeitig veranlaßte Alesha, daß Energie zum Aufladen der Materiekanone des Raumschiffs abgezweigt wurde.
    Darrins Blick huschte über die Anzeigen seiner Kontrollkonsole, er sah, die Luftschleuse war geschlossen worden. Pane und ihre Begleitung waren außer Gefahr.
    Er gab den Startbefehl, und der Steuermann zündete den Pulsator-Antrieb der Freistaat Eden. Das Raumschiff erhielt Schub.
    Darrin blieb sich darüber im unklaren, was er eigentlich empfand, bis sein Blick das nächste Mal auf Alesha fiel. Aus dem geringen Abstand zwischen ihren G-Andrucksesseln konnte er sehen, daß sich an ihren Schläfen winzige Schweißperlen sammelten. Im Laufe all der Jahre, seit er sie liebte, hatte er sie nur schwitzen sehen, wenn sie Furcht gehabt hatte.
    Da erkannte er, daß auch er Furcht verspürte.

 
DAVIES
     
     
    »Wir holen nicht auf.« – Rachgier, Zorn und eine eigentümliche Form des Wahnsinns verbrannten Davies innerlich.
    »Wir bleiben zurück, Angus.«
    Angus sparte sich den Aufwand einer Antwort.
    In gewisser Hinsicht lebte Davies schon zu lang in dieser Verfassung. Anderseits jedoch war er davon abhängig. Er bedurfte des Drucks der Umstände und seines Stoffwechsels, um sich von der zentralen Konfusion im Kern seines Wesens abzulenken, sich dagegen zu schützen. Allem zum Trotz, was seine Augen, die Nerven und andere Menschen ihm mitteilten, war er mit dem Bewußtsein zur Welt gekommen, eine Frau zu sein. Eine Frau war er, er war Morn, war es auf vielfältige Weise, die in keinem Zusammenhang mit der Gestalt seines Fleisches oder der Natur seiner Hormone stand. Das Band zu seiner Mutter hatte eine fundamental falsche Beschaffenheit. Doch verstiege er sich dahin, die Diskrepanzen zu durchdenken, wäre sein Zusammenbrechen die Folge. Der Streß brächte sein Gehirn zum Platzen wie eine faule Frucht. Unglückseligerweise ließen seine inneren Abwehrmechanismen ihn schutzlos gegen andere Arten des Irrsinns. Als er erfuhr, daß man die Sturmvogel einmal unter dem Namen Liquidator gekannt hatte, war das seltsam anfällige Gleichgewicht zwischen seiner erhöhten Belastbarkeit und seiner akuten Konfusion aus dem Lot geraten. Wie Magnesium unter Wasser war er inwendig entbrannt, verzehrte gebundenen Sauerstoff, bis er an die Luft gelangen und in echte Flammen ausbrechen konnte. Die Liquidator hatte die Intransigenz mit einem Superlicht-Protonenstrahl getroffen. In die Feuerleitzentrale, wo seine Mutter, nein Morns Mutter, nein seine Mutter, gottverdammt noch mal… wo Bryony Hyland Dienst getan hatte, war ein Leck geschossen worden. Sie hatte das Leben verloren, weil sie an ihrer Kontrollkonsole ausharrte, um die Intransigenz zu retten.
    Davies erinnerte sich daran. Deshalb war er Polizist geworden.
    Als junges Mädchen hatte Morn Hyland sich in der Stille ihres Herzens geschworen, eines Tages dieses Raumpiratenschiff zu erwischen; ihre Mutter zu rächen. Und sie hatte sich seit jeher darauf verstanden, insgeheimen Groll zu hegen. Irgendwo in den Tiefen ihrer gekränkten Seele, unter dem Leid, das ihr Angus, Nick und die VMKP zugefügt harten, war ihr Vorsatz lebendig geblieben, bis er sich auf Davies übertrug.
    Jetzt war bei ihm die Fähigkeit verflogen, sich noch für irgend etwas anderes zu interessieren als die Rache. Der Drang nach Vergeltung schien seine Geistesklarheit wie Säure zu zerfressen. Morn war unvermindert dazu imstande, an sonstige Angelegenheiten zu denken, sie zu berücksichtigen: er konnte es nicht mehr. Statt dessen kochte er innerlich vor sich hin, weil Angus sich weigerte,

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