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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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die Freistaat Eden sein konnte. Keines war einem Relais so nah. Und beide befanden sich im Flug.
    Also hatte man im Schwarzlabor keine Kenntnis von der Anwesenheit der Freistaat Eden. Infolgedessen durfte nach normalem menschlichen Ermessen davon ausgegangen werden, daß auch niemand anderes davon wußte.
    Ein rotes Echo entfernte sich vom Schwarzlabor und suchte sich einen Weg durch die Mitte des Quadranten. Das andere Echo hielt vom Rande der Übersicht auf den Umraum des Labors zu.
    Einen Moment später ergänzte der Scanningcomputer das Bild um ein gelbes Pünktchen: die Position der Freistaat Eden. Nur wenige Tausend km trennten sie von dem Raumfahrzeug in der Mitte des Bildschirms.
    »Hast du die Identifikationen dieser Schiffe dechiffriert?« fragte Darrin.
    »Ich bin noch bei der Koordination, Kapitän«, antwortete der Kommunikationsanlagen-Hauptoperator. Der Funkverkehr zwischen Raumschiffen und der Kommunikationszentrale geschah durch eigenen, von den Datenströmen des Scanningsystems separierten Datenaustausch. Doch durch schnell durchführbare Zeitsegment-Vergleiche ließ sich bestimmen, welcher Datenstrom zu welchem Radarecho gehörte.
    Innerhalb von fünf Sekunden ersetzte ein Name den Code über dem roten Indikator in der Bildmitte.
    Posaune.
    Ganz eindeutig strebte sie vom Labor fort, flog schwarmauswärts. Und in einem Abstand von nur 2000 km von der Freistaat Eden.
    »Ziel erfaßt«, sagte Alesha, ohne jemanden Bestimmtes anzusprechen. Trotz der geringen Distanz hätte sie durch dermaßen viel wirr dahertrudelndes Gestein die Posaune nicht einmal bei ganztägigem Beschuß treffen können. Der Interspatium-Scout blieb gegen das Scanning der Freistaat Eden vollkommen abgeschirmt. Dennoch entfachte Aleshas Hinweis in Darrins Brust ein kleines Fünkchen der Erregung.
    Anspannung oder Tatendrang rief bei der Brückencrew unwillkürlich eine straffere Haltung hervor, sie saß unversehens aufrechter in den G-Andrucksesseln. Von sich aus, ohne Anweisung, projizierte der Steuermann eine Extrapolation des Kurses der Posaune, errechnete einen Abfangkurs und fügte beides der Darstellung ein.
    In drei Stunden war die Freistaat Eden dazu imstande, die Posaune abzufangen und anzugreifen.
    Darrin lag der Befehl Also los, nichts wie durchgestartet auf der Zunge, da erschien auf der Mattscheibe der zum zweiten roten Indikator gehörige Schiffsname.
    Sturmvogel.
    »Au verdammt noch mal«, raunte Alesha, als spräche sie fürs ganze Schiff. »Sie war auch in Kassafort. Was macht sie jetzt hier?«
    Darrin wußte es. In diesem Fall konnte er auf Eingebungen verzichten; die Logik alles Zusammenfallenden war zu offen ersichtlich. »Sturmvogel«, sagte er leise. »Kapitänin Sorus Chatelaine. Ihrer Reputation zufolge soll sie für den Kassierer tätig gewesen sein. Und gelegentlich für die Amnion. Da haben wir das Raumschiff, das der Posaune aus dem Bannkosmos gefolgt ist.«
    Er war sich vollkommen sicher.
    »Es gibt Schwierigkeiten, Leute«, warnte Alesha die Brücke. Ihre Erfahrung und die Beziehung zu Darrin verliehen ihr das Recht zu solchen Aussagen. »Wir müssen mit Komplikationen rechnen. Haltet euch bereit.«
    Darrin räusperte sich.
    »Wenn sie weiß, wo die Posaune ist«, gab er zu bedenken, »bedeutet sie für uns Konkurrenz.« Er nahm an seiner Kommandokonsole einige Näherungsberechnungen vor und besah sich die Ergebnisse. »Falls sie jetzt umdreht, könnte sie die Posaune vor uns erreichen.« Der Interspatium-Scout flog einen gleichmäßigen, effizienten Kurs durchs Labyrinth der Asteroiden, aber ohne erkennbare Eile. Wer die Risiken nicht scheute, konnte die Posaune durchaus einholen. »Sogar wenn sie wartet, bis sie im Umraum des Schwarzlabors anlangt, um von dort aus der Partikelspur der Posaune nachzufliegen, bleibt sie nah dran. Wenn sie nicht weiß, wo die Posaune steckt, brauchen wir uns natürlich überhaupt nicht mit ihr abzugeben. Sie fliegt in die verkehrte Richtung. Bis Beckmann ihr mitteilt, was sie wissen muß, ist es zu spät, als daß sie sich noch einmischen könnte.«
    »Und was glaubst du, Kapitän?« fragte der Kommunikationsanlagen-Hauptoperator sachlich. Nicht Alesha: Darrin vermutete, daß seine Waffensysteme-Hauptoperatorin sich längst eine eigene Meinung gebildet hatte.
    Für die Dauer dreier Herzschläge schwieg Darrin, betrachtete nur die Darstellung auf dem Großbildschirm und ließ die immanente Logik des Geschehens auf sich einwirken. Dann schüttelte er den Kopf und traf

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