Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
ihn dazu bewogen haben könnte, uns dabei zu helfen, ihr möglichst genau auf der Fährte zu bleiben? Ich fliege nicht schneller« – das stellte er nun klar –, »bevor ich nicht weiß, nach wessen Regeln wir uns hier richten.«
    Davies biß sich auf die Lippe, um nicht loszuschreien: Welchen Unterschied macht es aus? Wen interessiert das?
    Gottverflucht, Angus, sie fliegt uns davon!
    »Es ist ’ne Falle«, krächzte Nick unerwartet. Die Erwähnung von Sorus Chatelaines’ Namen hatte ihn aus seiner Selbstversunkenheit gerissen. »Beckmann steht auf ihrer Seite. Kann sein, die Krähe wird alt, aber ich wette, sie kann noch immer herrlich ficken. Ein paar Stündchen, und sie hatte ihn soweit, daß er ihre Scheiße frißt. Er schickt uns in ’n Hinterhalt.«
    Davies hörte ihm nicht zu. Er konnte es nicht. Den Emissionen der Sturmvogel zufolge flog sie mit stärkerem Schub als die Posaune. Und sie beschleunigte. Die Ex-Liquidator machte sich abermals aus dem Staub. Angus könnte sie erwischen, die Posaune war schnell und manövrierfähig genug, um sogar in diesem Asteroidenschwarm nahezu jedes andere Raumschiff einzuholen; doch er nahm ihr Entweichen in Kauf.
    Während er stumm vor sich hinschäumte, aktivierte Davies die Interkom, schaltete die Rundruffunktion ein. Er wußte nicht, wo Morn sich befand, aber auf diesem Wege konnte er sie auf alle Fälle ansprechen. Sie selbst hatte Angus gesagt, daß sie sich die Sturmvogel vorknöpfen wollten. Und Angus gehorchte ihr, wenngleich Davies die Ursache dafür weder begriff noch überhaupt zu durchschauen versuchte. Er hatte vor, sie auf die Brücke zurückzurufen, damit sie sicherstellen konnte, daß Angus ihre Weisung ausführte.
    Doch ehe er ein Wort äußerte, spürte er sie hinter sich, als ob ihre Gegenwart eine nachgerade greifbare Aura hätte, die rund um die Kontrollkonsolen die Atmosphäre veränderte, bestimmte.
    Er drehte sich um, sah sie an der Konnexblende den Niedergang herabschweben, eine Hand am Geländer. »Morn…«, fing er an.
    Die geballte Empörung in ihrer Miene verschlug ihm die Sprache. Sie sah so zornig aus, wie ihm zumute war: wutentbrannt genug, um zu töten.
    Seit sie gegangen war, um bei Mikka und Ciro nach dem Rechten zu sehen, mußte etwas Erhebliches vorgefallen sein.
    »Es ist schlimmer, als ich dachte«, sagte sie, als Angus sie anblickte. In den ehernen Konturen ihrer Gesichtszüge und der präzisen Sparsamkeit ihrer Bewegungen offenbarte sich das Ausmaß ihrer Selbstbeherrschung. Dennoch prägte ein Zittern, das sie nicht unterdrücken konnte, ihre Stimme, verlieh ihr die Schartigkeit einer Säge.
    Hinter der Kommandokonsole haschte Sib Mackern nach einem Haltegriff, verhielt starr und bleichen Gesichts. Nick rollte mit den Augen und keckerte erneut.
    »Was soll das heißen?« erkundigte Angus sich ungnädig.
    Morn schwang sich zur Rücklehne von Davies’ G-Andrucksessel, um sich Angus leichter zuwenden zu können. »Ich habe keine Ahnung, ob er wußte, in was er Ciro da hineinreitet.« Sie brauchte Nicks Namen nicht zu nennen: daß ihre Wut ihm galt, war offensichtlich. »Jetzt ist es auch unwesentlich, ob er’s wußte oder nicht. Jedenfalls verhält die Sache sich übler, als ich dachte.«
    Ein leises Stöhnen entfuhr Sib. Angus öffnete den Mund, klappte ihn wieder zu und wartete.
    »Ciro…« Für einen Augenblick schwand Morn die Fassung. Während sie um neue Beherrschung rang, wandte sie sich an Nick. »Das ist deine Schuld«, flüsterte sie, als ob eine Flamme nach ihm leckte. Dann kehrte sie sich wieder Angus zu.
    »Sorus Chatelaine hat ihm ein Mutagen injiziert.«
    Schockiert hob Sib die Hand an den Mund, um sich am Aufschreien zu hindern. Erinnerungen füllten seine Augen wie ein Ausdruck des Ekels. Angus saß reglos da, plötzlich so still, als wären seine sämtlichen inneren Funktionen zum Erliegen gekommen.
    Na gut, ist ja traurig, beabsichtigte Davies zu rufen. Und ein Grund mehr, um sie zur Strecke zu bringen. Aber es gibt längst genügend Gründe. Nur holen wir mit dieser Geschwindigkeit die Sturmvogel niemals ein.
    Aber seine Kehle verweigerte ihm den Gehorsam. Wahrscheinlich war er mittlerweile genauso verrückt wie Nick; blieb ihm ebenso wie Nick der Atem weg. Die Konfusion, die er nicht eingestehen, der er sich nicht stellen mochte, staute sich innerhalb ihrer Abschottung, schürte den Schwelbrand in seinem Gemüt. Sorus Chatelaine hatte Bryony Hyland auf dem Gewissen. Sie hatte Ciro ein Mutagen injiziert.

Weitere Kostenlose Bücher