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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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widmeten, die Menschheit zu regieren, den Segen des Drachen auszusprechen.
    Der Weihnachtsmann als Verteiler der Geschenke der VMK-Generaldirektion.
    Doch Hashi ließ sich nicht täuschen. Daß Cleatus Fane im Auftrag seines Herrn und Meisters auch Strafen austeilte, war kein Zufall.
    Was tat er hier? Sich auf diese Frage eine Antwort zu denken, hatte Lebwohl keine Schwierigkeiten. Abrim Len mit seinem unterwürfig-versöhnlerischen Gemüt mochte Holt Fasners Chefetage gesteckt haben, daß man die Sondersitzung zu dem Zweck anberaumt hatte, um über eine von Kapitän Sixten Vertigus unterbreitete Gesetzesvorlage zu beraten. Da der Drache über den Ruf des guten Kapitäns orientiert war, hatte er mit Leichtigkeit schließen können, daß Sixten Vertigus’ Gesetzesvorlage gewiß nichts zu seinen Gunsten enthielt. Folglich hatte er seinen erfahrensten und zuverlässigsten Famulus geschickt, damit er sich anhörte, was der VWB-Deputierte beabsichtigte, und eventuell sofort Gegenmaßnahmen einleitete.
    Der unterbrochene Lärm im Saal schwoll so unvermittelt von neuem auf, wie er geendet hatte: Auf einmal hatten jede Anwesende und jeder Anwesende das Bedürfnis, seinem Nachbarn oder seiner Nachbarin etwas zu erzählen. Zweifelsfrei fragten sich nicht wenige von ihnen, in welchem Zusammenhang Hashi Lebwohls Erscheinen wohl mit Cleatus Fanes Gegenwart stehen mochte.
    Um seine kurze Entgeisterung zu übertünchen, verneigte Hashi Lebwohl sich in Cleatus Fanes Richtung. Mein lieber Geschäftsführender Obermanagementdirektor, sagte er mit lautlosen Lippenbewegungen, wie pikant, Sie hier zu sehen. Dann lehnte er sich näher zu Koina Hannish. »Anscheinend wird jetzt«, flüsterte er ihr zu, »mit höherem Einsatz gespielt.« Das Stimmengewirr der Konzilsdeputierten und ihres Anhangs kaschierte seine Äußerungen vor der Umgebung. »Glauben Sie«, fragte er, »daß Kapitän Vertigus angesichts dieser Lage an seinem Vorhaben festhält?«
    Koina Hannish schaute ihn an, und er sah, ihre Mundwinkel deuteten wieder ein Lächeln an. Nur ihre Mundwinkel. Dann machte sie Anstalten, zwischen den Stuhlreihen die Treppe zu ihrem dem Repräsentanten des Drachen genau gegenüber befindlichen Ehrenplatz am anderen Ende der ovalen Ratstafel hinabzusteigen.
    Hashi folgte hinter ihren Mitarbeitern und Forrest Ing, bemerkte im Vorbeigehen, daß Abrim Len sich jetzt in ein würdevolles Gehabe hineinsteigerte wie jemand, der sich auf die praktische Ausübung eines öffentlichen Amtes vorbereitete. Doch er hatte kein Interesse an der Haltung des Vorsitzenden, ob würdig oder nicht. Ihn beschäftigten andere Fragen; wichtige Fragen, die sich durch Fanes Anwesenheit um so dringlicher stellten. Welche Antwort hatte Sicherheitschef Mandich seinem Stellvertreter Forrest Ing gegeben? Und wann hatte Stellvertretender Sicherheitschef Ing die Güte, sie ihm mitzuteilen? Lebwohl konnte es sich nicht leisten, inmitten der Versammlung Mandichs Stellvertreter seine gekränkte Eitelkeit oder seine gerechtfertigte Beunruhigung offen zu zeigen, aber sein Gespür drängte ihn mit einemmal zum Veranlassen strengster Sicherheitsvorkehrungen.
    Nun konnte er nicht mehr von sich behaupten, daß er mit keinen ungewöhnlichen Vorkommnissen rechnete. Darum hatte sich sein Bedürfnis verstärkt, auf alles gefaßt zu sein.
    Während Koina Hannish ihren Sessel erreichte, sich setzte und das Routineritual der Inbetriebnahme des Computerterminals durchführte, um im Bedarfsfall eine Videoverbindung zum VMKP-HQ zu haben, legte Hashi Lebwohl eine Hand auf den Arm des Stellvertretenden Sicherheitschefs, um ihn zurückzuhalten. »Ich warte noch auf Ihre Antwort«, sagte er gerade so laut, daß er von Ing gehört wurde; gerade scharf genug, um der Feststellung in Ings Ohren einen bedrohlichen Klang zu verleihen. »Leider warte ich ungern.«
    Verunsichert hob der Mann die Brauen, als könnte er sich nicht besinnen, wovon Hashi Lebwohl redete. »Verzeihung, Direktor«, bat er in aller Hast. »Ich war abgelenkt.«
    Er drehte sich um und schrappte mit den Fingern; unverzüglich kam aus der restlichen Eskorte Koina Hannishs ein junger VMKP-OA-Sicherheitsdienstmann heran. Bisher hatte Lebwohl ihn gar nicht bemerkt; er mußte erst vor dem Beratungssaal zur Begleitung der RÖA-Direktorin gestoßen sein. Obwohl er vermutlich wenigstens zwanzig Jahre zählte, sah er wegen seines dünnen Blondhaars und der hellen Haut beinahe wie ein pubertierender Junge aus.
    »Kadett Crender«, wandte sich

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