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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Ing an ihn, nannte damit gleichzeitig Lebwohl den Namen seines Untergebenen, »Sie kennen Ihre Weisung. Sie sind hier, um Direktor Lebwohls Befehle zu befolgen. Alle seine Befehle.« Der Stellvertretende Sicherheitschef lächelte kalt. »Natürlich in vertretbarem Rahmen.«
    »Jawohl, Sir.« Dem Polizeikadetten versagte fast die Stimme. Er wirkte ängstlich, als ob er befürchtete, Hashi Lebwohl könnte von ihm verlangen, daß er die Impacter-Pistole zückte und das Regierungskonzil zusammenschoß.
    In vertretbarem Rahmen? In vertretbarem Rahmen?
    Mit Mühe unterdrückte Hashi Lebwohl eine Anwandlung des Zorns. Mandich, schalt er stumm, Donner, Ing, seid gewarnt, wenn dieses Bürschchen mich im Stich läßt, habt ihr die Konsequenzen zu tragen. Dafür werde ich sorgen.
    Brüsk belegte er den Stuhl unmittelbar hinter Koina Hannish. Danach schloß er die Lider und lauschte einen Moment lang auf das Rauschen und Wallen des Bluts in seinen Schläfen, als ob sein Pulsschlag den Elektronenfluß verkörperte; beschwichtigte sich mit Metaphern der Ungewißheit.
    Er hob den Blick, sobald die Konzilsdeputierten und ihre Mitarbeiter ruhig wurden. Die Eröffnung der Sitzung stand bevor.
    Ein letzter Wachmann kam in den Saal, und die Türen wurden geschlossen. Als er das sah, drehte Vorsitzender Len sich der Ratstafel zu und ergriff sein zeremonielles Zepter – Hashi Lebwohl betrachtete es als eine Art von Keule –, das Symbol seines Amtes. Jetzt saßen alle Deputierten sowie ihre sämtlichen Mitarbeiter an den Plätzen, so daß nur der Konzilsvorsitzende und die Wachen noch standen. Würdevoll klopfte Len mit dem Zepter auf die Tafel, so daß ein Wums erklang, der trotz einer gewissen Wucht etwas Zögerlichkeit andeutete.
    »Sehr geehrte Damen und Herren, Konzilsdeputierte des Erd- und Kosmos-Regierungskonzils«, rief er mit tönender Stimme. Er pochte noch einmal auf die Tafel. »Hiermit eröffne ich die heutige Sondersitzung. Die Sitzung ist eröffnet.«
    Nachdem er ein drittes Mal geklopft hatte, legte er das Zepter beiseite.
    »Wie Sie wissen«, erläuterte er in weniger förmlichem Tonfall, »ist die Sondersitzung einberufen worden, um eine Angelegenheit zu debattieren, die Kapitän Sixten Vertigus, Deputierter des Vereinten Westlichen Blocks, vorzubringen wünscht.« Er nickte Kapitän Vertigus zu, der sein Nickerchen fortsetzte. »Gleichzeitig stellt sich dem Konzil die Aufgabe, dringliche Fragen zu diskutieren« – die Äußerung hörte sich an, als ersuchte er den greisen Deputierten um Aufmerksamkeit –, »unter anderem, aber nicht nur, den kürzlichen, abscheulichen, terroristischen Anschlag auf Kapitän Vertigus selbst, die anschließende Ermordung Godsen Friks, des vorherigen Direktors des Ressorts Öffentlichkeitsarbeit der VMKP, und die offizielle Begrüßung seiner Nachfolgerin Koina Hannish.« Artig verbeugte der Vorsitzende sich in Hannishs Richtung. »Kapitän Vertigus hat jedoch einen Dringlichkeitsantrag auf bevorzugte Behandlung seiner Vorlage gestellt. Nicht nur unter Berücksichtigung seiner langjährigen Verdienste um das Konzil und der ganzen Menschheit gesteht die parlamentarische Geschäftsordnung ihm darauf das Recht zu. Andere Themen können also anläßlich dieser Sitzung nur beraten werden, wenn die Zeit und die Umstände es gestatten. Hat irgend jemand Einwände zu erheben, bevor ich Kapitän Vertigus das Wort erteile?«
    Die abschließende Frage nach Einwänden war normalerweise eine reine Formalität, eine der rituellen Höflichkeitsfloskeln, die dem Regierungskonzil zu einer Illusion der Kollegialität verhalf. Folglich überraschte es Hashi Lebwohl, daß Sen Abdullah augenblicklich aufstand.
    »Herr Vorsitzender Len, verehrte Konzilsdeputierte, ich muß mich dagegen aussprechen.« Der Vertreter der Ostunion hatte eine für Reden ungeeignete Stimme: sie leierte wie ein schlecht justierter Servomechanismus. »Bei allem Respekt vor Kapitän Vertigus halte ich die Situation doch für viel zu ungewöhnlich, als daß gegenwärtig ein einzelner auf dem Vorrecht eines Dringlichkeitsantrags bestehen dürfte. Ein Kaze hat ein Attentat auf ihn verübt, ein Kaze hat Godsen Frik ermordet. Und beides ist nur kurze Zeit passiert, nachdem wir eine Videokonferenz mit VMKP-Polizeipräsident Warden Dios und Direktor Hashi Lebwohl harten, dem Leiter der VMKP-Abteilung Datenakquisition, einer Konferenz, die man wohl, milde ausgedrückt, als provokativ bezeichnen muß.«
    Er vermied es, Hashi

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